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MÜNSTER
Feldern eines Architekturfensters angehört haben dürften (Abb. 347). Die Gewölbe sind rot mit blauen Rippen und
gelben Schlußsteinen; in die Kappen sind separat verbleite gelbe Sternpunkte eingestreut. Ganz ähnlich gewölbte
Bildräume mit roten Gewölbekappen, blauen Rippen und eingebleiten gelben Sternen besitzen auch die Überreste des
Kutteltürfensters, genauer die Darstellungen der vier Virgines capitales, doch reicht dieser Umstand natürlich nicht
aus, eine weitergehende Zuordnung vorzunehmen. Vermutlich aber teilten die vorliegenden Fragmente das Schicksal
der Kutteltürscheiben und waren bis gegen 1870 dazu verwendet worden, größere Lücken in den vier alten Chorfen-
stern zu schließen. Nach deren umfassender Restaurierung und Rekonstruktion durch Kellner wurden die fremden
Felder im Langhausfenster nordwest XVIII neu zusammengestellt, wobei die absolut unbrauchbaren Reste endgültig
ausgeschieden wurden.
Der unzusammenhängende Restbestand läßt sich wie folgt ordnen:
2. Ein flacher Zwickel mit blau/gelbem Diamantquadergrund stammt zusammen mit kleineren eingebleiten Stücken
desselben Musters (Abb. 359) mit einiger Sicherheit aus dem Medaillonfenster (Chor süd IV).
3. Eine gelbe Kreuzblumengalerie vor blauem Fiederrankengrund (um 1400/20).
4. Zwei subtil gezeichnete weiße Krabben erinnern in der Machart an diejenigen der Kielbögen des Kutteltürfensters,
dürften der kleineren Abmessungen wegen jedoch aus einem anderen Kontext stammen (um 1415/20).
5. Ein spitzblättriger Paßbogen aus einer Maßwerkverglasung mit rotem und weißem Dreiblatt vor dunkelblauem
Grund; Randgläser weiß (1. H. ij.Jh.).
6. Ein Zwickelstück mit weißem Rundbogenansatz nach Art des Westfensters (um 1440/50).
7. Zahlreiche Teile weißer, gelber und rosafarbener Architekturglieder, Kapitelle, ein Säulenschaft, Bogenzwickel, vor
allem aber scharierte Wandflächen (Abb. 363) entsprechen durchgehend dem Formenschatz der älteren Chorfenster
und dem Marnerfenster und waren vermutlich bei deren Restaurierung übrig geblieben (um 1400/10).
2. Fragmente figürlicher Darstellungen Abb. 358, 360, 362
Der Bestand an figürlichen Resten ist eher gering und läßt sich keinem der in situ erhaltenen Fenster mit Sicherheit
zuordnen: Neben vereinzelten dunkelblauen, roten, grünen und purpurvioletten Gewandteilen, einem weißen Flügel
und dem Stück einer rot/weißen Helmdecke (Abb. 362) sind nur vier Figurenfragmente von Belang:
1. Ein rot gewandeter Engel mit gelb/weißem Portativ vor blauem Grund (H. max. 35 cm, B. max. 49 cm) unbekann-
ter Herkunft, der zusammen mit den Resten der Maßwerkverglasung des Westportalfensters in Kisten deponiert
aufgefunden, doch dort nicht gesessen haben kann (Abb. 358). Das ovale, zu über 50% mit Fehlstellen durchsetzte Feld
ist in der Glassubstanz stark verwittert. Ob die heutige Ovalform die ursprüngliche war, ist zumindest zweifelhaft,
denn in keinem Fenster des Münsters begegnen annähernd passende Maßwerkformen. Technik, Gläser und die naive
Bildung des Portativs deuten auf einen näheren Zusammenhang mit der älteren Chorfensterwerkstatt, während Hand
und Gewandzeichnung des Engels den Scheiben des Kutteltürfensters am nächsten kommen (um 1400/20).
2. Das dreieckig gebrochene Kopffragment eines Bärtigen (Abb. 360) steht den kleinen Heiligen der umlaufenden
Rahmen des Medaillonfensters nahe, erlaubt jedoch keine direkte Zuordnung; da die Runde der männlichen Heiligen
im untersten Medaillon jedoch zu einem Viertel aus kompletten Neuanfertigungen besteht, ist eine diesbezügliche
Provenienz auch nicht auszuschließen (um 1420).
3. Das Bogenstück einer Thronwange (?) mit Blütenrosetten und zwei auf die Profilschräge hingelagerten Figürchen
auf weißem Glas (Abb. 360) ist nicht allein ikonographisch rätselhaft; auch die mutmaßliche Entstehung im 2. Viertel
des 15. Jh. bleibt zu vage, um eine Vorstellung des ehemaligen Standorts zu vermitteln.
4. Ein kleines Fragment der Marter der Zehntausend (Abb. 360) war als Flickstück in einem der Felder des Marnerfen-
sters verwendet und erschließt ein weiteres verlorenes Werk der Straßburger Werkstattgemeinschaft um 1480 in Ulm,
vermutlich nach Art der entsprechenden Darstellung im Langhaus der Lautenbacher Pfarrkirche, nur in etwas redu-
ziertem Maßstab (vgl. hierzu bereits S. 192).
MÜNSTER
Feldern eines Architekturfensters angehört haben dürften (Abb. 347). Die Gewölbe sind rot mit blauen Rippen und
gelben Schlußsteinen; in die Kappen sind separat verbleite gelbe Sternpunkte eingestreut. Ganz ähnlich gewölbte
Bildräume mit roten Gewölbekappen, blauen Rippen und eingebleiten gelben Sternen besitzen auch die Überreste des
Kutteltürfensters, genauer die Darstellungen der vier Virgines capitales, doch reicht dieser Umstand natürlich nicht
aus, eine weitergehende Zuordnung vorzunehmen. Vermutlich aber teilten die vorliegenden Fragmente das Schicksal
der Kutteltürscheiben und waren bis gegen 1870 dazu verwendet worden, größere Lücken in den vier alten Chorfen-
stern zu schließen. Nach deren umfassender Restaurierung und Rekonstruktion durch Kellner wurden die fremden
Felder im Langhausfenster nordwest XVIII neu zusammengestellt, wobei die absolut unbrauchbaren Reste endgültig
ausgeschieden wurden.
Der unzusammenhängende Restbestand läßt sich wie folgt ordnen:
2. Ein flacher Zwickel mit blau/gelbem Diamantquadergrund stammt zusammen mit kleineren eingebleiten Stücken
desselben Musters (Abb. 359) mit einiger Sicherheit aus dem Medaillonfenster (Chor süd IV).
3. Eine gelbe Kreuzblumengalerie vor blauem Fiederrankengrund (um 1400/20).
4. Zwei subtil gezeichnete weiße Krabben erinnern in der Machart an diejenigen der Kielbögen des Kutteltürfensters,
dürften der kleineren Abmessungen wegen jedoch aus einem anderen Kontext stammen (um 1415/20).
5. Ein spitzblättriger Paßbogen aus einer Maßwerkverglasung mit rotem und weißem Dreiblatt vor dunkelblauem
Grund; Randgläser weiß (1. H. ij.Jh.).
6. Ein Zwickelstück mit weißem Rundbogenansatz nach Art des Westfensters (um 1440/50).
7. Zahlreiche Teile weißer, gelber und rosafarbener Architekturglieder, Kapitelle, ein Säulenschaft, Bogenzwickel, vor
allem aber scharierte Wandflächen (Abb. 363) entsprechen durchgehend dem Formenschatz der älteren Chorfenster
und dem Marnerfenster und waren vermutlich bei deren Restaurierung übrig geblieben (um 1400/10).
2. Fragmente figürlicher Darstellungen Abb. 358, 360, 362
Der Bestand an figürlichen Resten ist eher gering und läßt sich keinem der in situ erhaltenen Fenster mit Sicherheit
zuordnen: Neben vereinzelten dunkelblauen, roten, grünen und purpurvioletten Gewandteilen, einem weißen Flügel
und dem Stück einer rot/weißen Helmdecke (Abb. 362) sind nur vier Figurenfragmente von Belang:
1. Ein rot gewandeter Engel mit gelb/weißem Portativ vor blauem Grund (H. max. 35 cm, B. max. 49 cm) unbekann-
ter Herkunft, der zusammen mit den Resten der Maßwerkverglasung des Westportalfensters in Kisten deponiert
aufgefunden, doch dort nicht gesessen haben kann (Abb. 358). Das ovale, zu über 50% mit Fehlstellen durchsetzte Feld
ist in der Glassubstanz stark verwittert. Ob die heutige Ovalform die ursprüngliche war, ist zumindest zweifelhaft,
denn in keinem Fenster des Münsters begegnen annähernd passende Maßwerkformen. Technik, Gläser und die naive
Bildung des Portativs deuten auf einen näheren Zusammenhang mit der älteren Chorfensterwerkstatt, während Hand
und Gewandzeichnung des Engels den Scheiben des Kutteltürfensters am nächsten kommen (um 1400/20).
2. Das dreieckig gebrochene Kopffragment eines Bärtigen (Abb. 360) steht den kleinen Heiligen der umlaufenden
Rahmen des Medaillonfensters nahe, erlaubt jedoch keine direkte Zuordnung; da die Runde der männlichen Heiligen
im untersten Medaillon jedoch zu einem Viertel aus kompletten Neuanfertigungen besteht, ist eine diesbezügliche
Provenienz auch nicht auszuschließen (um 1420).
3. Das Bogenstück einer Thronwange (?) mit Blütenrosetten und zwei auf die Profilschräge hingelagerten Figürchen
auf weißem Glas (Abb. 360) ist nicht allein ikonographisch rätselhaft; auch die mutmaßliche Entstehung im 2. Viertel
des 15. Jh. bleibt zu vage, um eine Vorstellung des ehemaligen Standorts zu vermitteln.
4. Ein kleines Fragment der Marter der Zehntausend (Abb. 360) war als Flickstück in einem der Felder des Marnerfen-
sters verwendet und erschließt ein weiteres verlorenes Werk der Straßburger Werkstattgemeinschaft um 1480 in Ulm,
vermutlich nach Art der entsprechenden Darstellung im Langhaus der Lautenbacher Pfarrkirche, nur in etwas redu-
ziertem Maßstab (vgl. hierzu bereits S. 192).