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CHORFENSTER SÜd IV (MEDAILLONFENSTER)

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viale, gelbem Kragen und Pedum; Kopf und Mantelfutter
weiß, Hände rosa.
Den Fenstergrund hinter den Medaillons füllt ein durchgehen-
des Rautenmuster hellblau/dunkelblau gefaßter Rauten mit
zentralen gelben Vierblättern. In den Zwickeln sitzen Prophe-
tenbüsten in weiß gerahmten Vierpaßrauten vor grünem
Grund, ta: Prophet in Violett mit gelb/rot geteilter Mütze;
Kopf stark verbräunt, Hand rosa, Schriftband weiß, id: Pro-
phet in rot/blau geteiltem Mantel und rotem Hut mit weißer
Krempe; Inkarnat rosabraun, ja: König David in stahlblauer
Toga, mit weißem Schriftband und gelber Krone; Kopf rosa.
3d: König Salomon in senfgelbem Gewand mit weißem
Schriftband.
Technik, Stil: Sowohl die fahrigen Strichlagen zur Unterstüt-
zung der Schattenzonen in den originalen Gewandteilen des
Hl. Sebastian als auch die malerische Wirkung der gewischten
und radierten Faltenzüge an der Schulter Johannes des Evan-
gelisten deuten auf eine spätere Beteiligung der betreffenden
Glasmaler an der Ausführung der Bessererscheiben (vgl. Abb.
161, 195). In dieselbe Richtung weist der absolut vereinzelte
Einsatz von Silbergelb im Haar des Evangelisten.
LBW 41907—41918; CVMA G 9394, 8508—8513, 8538—8543,
Details B 1741 f., 1745
4-6a-d SPEISUNG DER FÜNFTAUSEND
Fig. 21, Abb. 157, 163, 167, 169
H./B.: 4a: 85,5/58, b: 86/55, c: 86/55, d: 85,5/53,5; 5a:
87,5/57,5, b: 86/55, c: 86/54,5, d: 85,5/52; 6a: 86/58, b:
85/54, c: 85,5/55, d: 85,5/51,5 cm.
Erhaltung: Neben den komplett neuen Feldern 4c und 5 a sind
die gravierendsten Substanzverluste im Mittelbereich der
Hauptszene zu beklagen, die zu über zwei Dritteln ergänzt
wurde. Die originale Rahmenfigur der Hl. Katharina aus Feld
6c befindet sich heute — mit Ausnahme einiger Sprünge völlig
intakt — auf Schloß Neuenstein; im Ulmer Fenster durch eine
Kopie Zettlers ersetzt (vgl. Abb. 367). Die verbliebenen alten
Teile sind durch Verwitterung stark geschädigt, die Bemalung
vielfach abgeplatzt und abgerieben, die Transparenz deutlich
getrübt. Retuschen und Überglasungen erschweren zudem die
Beurteilung erheblich. Wiederum begegnet in vier Fällen - den
Heiligenköpfen in 4d, 6a, 6d und der Hand des Propheten in
6a — jene trockene Doublierung mit Deckgläsern, die im Ab-
stand von ca. 5 mm, im Einzelfall selbst über mehrere Sprung-
bleie hinweg, den originalen Scherben vorgeblendet wurden
(vgl. Taf. XVIII b).
Ikonographie, Komposition: (Io 6,1-15 [zzff.]) Evangelium des
vierten Sonntags in der Fastenzeit. Weniger als Präfiguration
des Abendmahls und des künftigen eschatologischen Mahles,
für die Brotvermehrung und Speisung gemeinhin stehen19/
sondern wiederum als Offenbarung des Messias wurde die
Szene an dieser Stelle ausgewählt. Dies wird zum einen hervor-
gehoben durch die Geste eines Apostels, der das Brot verteilt
und auf Christus zurückweist, zum anderen durch die erstaun-
ten Gebärden der Versammelten, die hinter dem Wunderzei-
chen den Prophet erkennen, der in die Welt kommen soll (Io
6,14). Im Anschluß an die Speisung offenbart sich Christus
den Juden als das Brot des Lebens und das lebendige Brot, das
vom Himmel herabgekommen ist (Io 6,51). Auch die demon-

strativ von Christus selbst ins Zentrum des Bildes gehaltenen
Fische — nach dem griechischen Akrostichon Symbol Jesu
Christi, Sohn Gottes und Erlöser199 — scheinen diese Aussage
zu unterstreichen.
Uber der Szene, auf die Felder 6b/c verteilt, stehen Sonne
und Mond vor einem bestirnten Wolkenhimmel.
Im umlaufenden Medaillonrahmen erscheinen tangential ein-
geschrieben zwölf weibliche Heiligenfigürchen, von denen je-
doch nur sieben zu identifizieren sind: Agnes (4b), Heilige mit
Märtyrerpalme (4a), Ursula und Apollonia oder Agathe (5 a),
eine gekrönte Heilige mit Palmzweig (6a), Barbara (6b), Ka-
tharina (6c), wieder eine gekrönte Heilige (6d), Dorothea und
eine zweite jugendliche Heilige (5 c!), nochmals eine Gekrönte
mit Palmzweig (4b) und schließlich Margareta (4c). Die beiden
einander frontal und im Profil gegenübergestellten Propheten
der Rautenvierpässe in den Zwickeln sind nicht gekennzeich-
net.
Farbigkeit: Christus (in den Farben von 1/2 b) trägt in der
Hand die weiße Schale mit Fischen, gefolgt von einem Apostel
mit rotem Mantel, violetter Tunika und grünem Nimbus, da-
zwischen Johannes in Grün mit rosaviolettem Nimbus; oben
brauner Kopf mit rotem Nimbus. Apostel in 5 a mit grünem
Alantei, weißem Futter, gelber Schließe und violetter Tunika;
Nimbus rot mit weißem Rand. Apostel in 5 c: links Petrus in
blau gefüttertem roten Mantel mit weißem Kragen, Nimbus
grün mit weißem Rand; der rechte in grün gefüttertem, violet-
tem Mantel mit gelber Schließe, amethystfarbener Tunika;
Nimbus grün mit gelbem Rand; dazwischen brauner Apostel-
kopf mit violettem Nimbus und rosa Kragen; Brote weiß und
hellbraun. Die dicht gedrängte Schar der Hungrigen: zu Füßen
Christi (4/ 5 b) ein rot gekleidetes Mädchen hinter weiß gewan-
deter Profilfigur; Körbe und Garben gelb. 4/5 c: im Vorder-
grund zwei Bärtige, links mit weißen Ärmeln und rot/violett
geteiltem Gewand; Mitte rechts mit rosa Tunika und weiß ge-
füttertem grünen Mantel; dazwischen Enfacefigur in Gelb mit
weißem Kragen und weißer Mütze und Kind mit grünem
Hemd. Rechts außen zwei Bärtige in Blau und Weiß. 4/5 d:
gestaffelt übereinander Männer in Weiß bzw. Graublau mit
weiß/grüner Mütze und Mädchen mit rotem Kleid und roter
Mütze. Grüner Rasenboden mit gelben Garben; über der Figu-
rengruppe Sonne, Mond und Sterne gelb umrahmt von blauen
Wolken. Im Kreis dunkelblauer Würfelgrund.
Medaillonrahmen: Der zweifache Reif wird durch zwei durch-
laufende gelbe Ringe gefaßt und durch einen dritten weißen
geteilt. Im schmalen inneren Reif stehen weiße Rauten auf
dunkelblauem Grund; im breiten äußeren Reif auf rotem
Grund umlaufend angeordnete Heiligenfigürchen: 4b: Agnes
in blauem Gewand, über dem Knie weißer Umschlag; Kopf
und Lamm weiß, Krone gelb; 4a: Märtyrin in hellgrünem Man-
tel mit weißem Futter und kobaltblauer Palme; Inkarnat weiß;
5a (neu): Ursula blau/violett, Apollonia violett mit gelber
Krone; Inkarnate und Marterwerkzeuge weiß; 6a: Märtyrin in
moosgrünem Kleid mit gelber Krone und blaugrauer Palme;
Inkarnat weiß; 6b: Barbara in Purpurviolett mit weißem Man-
telfutter; Krone und Kelch gelb, Inkarnat weiß. 6c: Katharina
198 Vgl. Schiller, I, 3i98i, S. 173 f.
199 Vgl.J. Engemann, in: RAC VII, 1969, Sp. 1043.
 
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