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MÜNSTER
Fig. 36. ES Besserer-Kapelle I, 1-5a/b
höften in Graublau mit Silbergelb, die graue gewölbte See mit
Ausblick auf eine Stadtsilhouette am himmelblauen Horizont.
Bildrahmen auf braunen Basen, weißgrauen Säulen, hellroten
Kapitellen und weißem Rundbogen mit silbergelben Figürchen
in den Zwickeln.
LBW 41729, 48368, Details 41749, 48369, 48404;
CVMA H 2092, Details H 2093 f., Ektachrome T 216
3 a GEBURT CHRISTI Fig. 36, Farbtaf. XXIII, Abb. 200
H.65,5 cm, B. 36,5 cm.
Inschriften: Auf dem Spruchband des Engels steht in gotischer
Minuskel: ego evange/lico ■ vobis ■ ma (unvollständiger Engels-
gruß an die Hirten, frei nach Lc 2,10).
Erhaltung: Ergänzungen im Randstreifen, im Stalldach und im
Pfosten beeinträchtigen die Gesamterscheinung kaum. Gravie-
render sind die Eingriffe in der Gestalt des Joseph; neben
früheren Reparaturen stören zwei grob verschmierte Flickstük-
ke im Gewand. Die untere Gewandhälfte Marias ist von Fren-
zei doubliert und auf der Vorderseite großflächig mit Araldit
überzogen worden. Im Marienkopf sowie beim Hirten und
Esel sind die rückseitigen Schwarzlotlasuren noch gut erkenn-
bar. Außenseitiger Wetterstein bei braunvioletten, hellroten,
hellbraunen (Inkarnat) und olivgrünen Farbgläsern. Bleinetz
19.Jh.
Ikonographie, Komposition: Die Wahl des Bildtyps in Anlehnung
an die Meditationes Vitae Christi und wesentliche Elemente der
Komposition verbinden Geburt und Anbetung der Könige mit
den Tafeln des Wurzacher Altars (Textabb. 28 f.)80: Dies gilt
vornehmlich für die jeweils aus zwei verschiedenen Blickwin-
keln erfaßte Topographie des Stalls zu Bethlehem, die Stallar-
chitektur mit den konvex gebogenen Winkelhölzern, die aus
Weidenruten geflochtene Krippe des traditionell in Windeln
gewickelten Kindes und nicht zuletzt für das offensichtliche
Bestreben, in beiden Werken die Nachtzeit der Geburt durch
die dunkle oder mindestens gedämpfte Farbigkeit der Gewän-
der, des Himmels oder intensive Raumschatten eigens hervor-
zuheben86.
Farbigkeit: Maria in purpurrotem Kleid und weißem Kopftuch,
Haare und Nimbus silbergelb; Joseph in rotem Mantel, hell-
blauem Unterkleid und schwarzer Kappe, Inkarnat hellbraun.
Krippe und Flechtwerk des Stalls olivgrün; die Balkenkon-
struktion zart silbergelb, Strohdach etwas stumpfer mit Silber-
gelb auf blaßgrauem Glas. Das Jesuskind ist in eine weiße
Windel gehüllt; Haare, Nimbus und Bündelschnur silbergelb.
Ochse hellrot, Esel blaugrau, Rasenboden smaragdgrün. Hin-
ter dem Stall erhebt sich eine braunviolette Stadtkulisse mit
blaßgrünen und hellblauen Dächern vor zart olivgrünen Hü-
geln; Hirte und Herde weiß. Seelandschaft hellgrau mit silber-
gelben Segelschiffen und grauer Stadtsilhouette am jenseitigen
Ufer; Bergkegel grün (Silbergelb auf Blau). Wolkenhimmel
85 Vgl. Schiller, I, 3i98i, S. 86—88, Abb. 203. Die zuerst von Stadler,
1907, S. 44 f., erkannten Zusammenhänge sind später kaum noch behan-
delt worden, da ein direkter Einfluß Multschers seit Frankls Erwiede-
rung (1912, S. 38) nicht mehr in Betracht gezogen wurde.
86 Vgl. Kat. Gemäldegalerie Berlin (s. Anm. 33), 1985, S. 60—63, mit
Farbabb.
MÜNSTER
Fig. 36. ES Besserer-Kapelle I, 1-5a/b
höften in Graublau mit Silbergelb, die graue gewölbte See mit
Ausblick auf eine Stadtsilhouette am himmelblauen Horizont.
Bildrahmen auf braunen Basen, weißgrauen Säulen, hellroten
Kapitellen und weißem Rundbogen mit silbergelben Figürchen
in den Zwickeln.
LBW 41729, 48368, Details 41749, 48369, 48404;
CVMA H 2092, Details H 2093 f., Ektachrome T 216
3 a GEBURT CHRISTI Fig. 36, Farbtaf. XXIII, Abb. 200
H.65,5 cm, B. 36,5 cm.
Inschriften: Auf dem Spruchband des Engels steht in gotischer
Minuskel: ego evange/lico ■ vobis ■ ma (unvollständiger Engels-
gruß an die Hirten, frei nach Lc 2,10).
Erhaltung: Ergänzungen im Randstreifen, im Stalldach und im
Pfosten beeinträchtigen die Gesamterscheinung kaum. Gravie-
render sind die Eingriffe in der Gestalt des Joseph; neben
früheren Reparaturen stören zwei grob verschmierte Flickstük-
ke im Gewand. Die untere Gewandhälfte Marias ist von Fren-
zei doubliert und auf der Vorderseite großflächig mit Araldit
überzogen worden. Im Marienkopf sowie beim Hirten und
Esel sind die rückseitigen Schwarzlotlasuren noch gut erkenn-
bar. Außenseitiger Wetterstein bei braunvioletten, hellroten,
hellbraunen (Inkarnat) und olivgrünen Farbgläsern. Bleinetz
19.Jh.
Ikonographie, Komposition: Die Wahl des Bildtyps in Anlehnung
an die Meditationes Vitae Christi und wesentliche Elemente der
Komposition verbinden Geburt und Anbetung der Könige mit
den Tafeln des Wurzacher Altars (Textabb. 28 f.)80: Dies gilt
vornehmlich für die jeweils aus zwei verschiedenen Blickwin-
keln erfaßte Topographie des Stalls zu Bethlehem, die Stallar-
chitektur mit den konvex gebogenen Winkelhölzern, die aus
Weidenruten geflochtene Krippe des traditionell in Windeln
gewickelten Kindes und nicht zuletzt für das offensichtliche
Bestreben, in beiden Werken die Nachtzeit der Geburt durch
die dunkle oder mindestens gedämpfte Farbigkeit der Gewän-
der, des Himmels oder intensive Raumschatten eigens hervor-
zuheben86.
Farbigkeit: Maria in purpurrotem Kleid und weißem Kopftuch,
Haare und Nimbus silbergelb; Joseph in rotem Mantel, hell-
blauem Unterkleid und schwarzer Kappe, Inkarnat hellbraun.
Krippe und Flechtwerk des Stalls olivgrün; die Balkenkon-
struktion zart silbergelb, Strohdach etwas stumpfer mit Silber-
gelb auf blaßgrauem Glas. Das Jesuskind ist in eine weiße
Windel gehüllt; Haare, Nimbus und Bündelschnur silbergelb.
Ochse hellrot, Esel blaugrau, Rasenboden smaragdgrün. Hin-
ter dem Stall erhebt sich eine braunviolette Stadtkulisse mit
blaßgrünen und hellblauen Dächern vor zart olivgrünen Hü-
geln; Hirte und Herde weiß. Seelandschaft hellgrau mit silber-
gelben Segelschiffen und grauer Stadtsilhouette am jenseitigen
Ufer; Bergkegel grün (Silbergelb auf Blau). Wolkenhimmel
85 Vgl. Schiller, I, 3i98i, S. 86—88, Abb. 203. Die zuerst von Stadler,
1907, S. 44 f., erkannten Zusammenhänge sind später kaum noch behan-
delt worden, da ein direkter Einfluß Multschers seit Frankls Erwiede-
rung (1912, S. 38) nicht mehr in Betracht gezogen wurde.
86 Vgl. Kat. Gemäldegalerie Berlin (s. Anm. 33), 1985, S. 60—63, mit
Farbabb.