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einmal ein Ende: und so setzte denn schliesslich der Westphälische Frieden von 1648 dem
Unheil ein Ziel, das seit 3o Jahren über Deutschland und ganz besonders über das Elsass
hereingebrochen war.
Die ganze Zeit von 1648 bis 178g benützten die Bischöfe von Strassburg dazu,,
in der Diözese wieder Ordnung zu schasfen. Vor allem galt es, die Geistlichkeit zu
reorganisiren, die gerade wie die Bevölkerung selbst sehr zusammengeschmolzen war.
In den ersten Jahren nach dem westphälischen Frieden wurden die Pfarreien von
Welt- und Ordensgeistlichen versehen, die aus allen Nachbarländern, aus Frankreich,
Deutschland, aus der Schweiz herbeigekommen waren. Erst nach Verlauf einiger Zeit
gelang es, den Klerus im Wesentlichen wieder aus einheimischen Elementen zusammen-
zusetzen; und dank dem Molsheimer Seminar erreichte er bald wieder eine Höhe
der Ausbildung, dass er die ihm gestellte schwierige Aufgabe würdig erfüllen konnte.
Da die Kirche nicht in der Lage war, den von den Patronatsherren präsentirten Bewerbern
die Pfründen zu verweigern, so sorgte sie dasür, dass die Kandidaten wenigstens in
gehöriger Weise erzogen wurden, indem sie ihnen die Verpssichtung zum Besuche ihrer
Seminare auferlegte. Im 17. und 18. Jahrhundert wuchs so im Elsass eine gelehrte und
sittlich hochstehende Priesterschaft heran; die jungen Leute aus guten Familien, die den
Eintritt in das Domkapitel und in die übrigen Kollegiatstifte der Diözese anstrebten,
mussten sich durch ernsthafte Studien und eine wahrhaft priesterliche Ausbildung darauf
vorbereiten. Auf diese Weise befanden sich in diesen kirchlichen Stellen in kurzer
Zeit nur noch wirklich tüchtige Persönlichkeiten oder wenigstens solche, die den
formellen Voraussetzungen für den Zugang zu den kirchlichen Würden entsprochen hatten..
So stand denn auch der elsässische Klerus bei dem Ausbruch der Revolution ganz anders
da als seiner Zeit bei dem Beginn der Reformation. Kein Abtrünniger mehr im Hohen
Kapitel und sehr wenige nur in der übrigen Geistlichkeit: die Priester Hessen sich lieber
berauben, vertreiben, verbannen, ja lieber tödten, als dass sie ihrem Glauben untreu
wurden. Mit sehr wenigen Ausnahmen hielt so der Weltklerus unerschütterlich an der
Kirche fest und opferte sich auf für das Volk, das seinerseits im Allgemeinen gleichfalls
dem Glauben treu blieb.
Diese Revolutionszeit ist aber zu wichtig, um ihr nicht ein besonderes Kapitel zu
widmen, um so mehr, als gerade das Münster in ihr eine gewisse Rolle gespielt hat.
Wir müssen dabei von der Umgestaltung ausgehen, die der Anschluss der Stadt
Strassburg an Frankreich im Jahr 1681 zur Folge hatte.
Nach Artikel i3 der Kapitulation von Iiikirch musste das Münster an die Katholiken
zurückgegeben werden, was zuvor schon die deutschen Kaiser vergeblich angeordnet
hatten. Die Protestanten, die es seit dem Ende des Interims inne hatten, kehrten in
die Predigerkirche zurück; das Hohe Kapitel und der Hohe Chor nahmen ihre alten
Sitze wieder ein.

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