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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Groh, Rainer: Die bestimmende Wirkung der technischen Funktionen auf die Grobstruktur von Designobjekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0173
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Als Oberbegriff für diese Zeichenklassen wird der Begriff Gegen-
ätandszeichen vorgeschlagen. Folgende Besonderheiten der einzel-
nen Zeichenklassen bestehen:

Eine zentrale Bedeutung kommt in der gestalterischen Praxis den
Handlungszeichen zu, sollen sie doch die praktische Tätigkeit
(den instrumentellen Gebrauch) im engeren Sinne optimiersn. Sie
werden daher am intensivsten untersucht. Technische Zweckzeichen
verweisen auf die utilitäre Funktion. Diese wird im Produktent-
wicklun'gsprozeß bereits in einer Phase formuliert, in der das Feld
der gestalthaft-strukturellen Lösungen noch weitgehend offen ist.
Technisch-funktionale Zusammenhänge sind hier abstrakt gefaßt
(Gesetze) und entziehen sich einer bildhaften Umsetzung. Es ist
demnach nur in Ausnahmefällen möglich, eindeutige Zweckzeichen
zu isolieren.

Herstellungszeichen sind die ständige 'Begleitung' der Zweck- und
Nutzungszeichen. Es lassen sich jedoch nur wenige Beispiele finden,
bei denen die Grobstruktur primär durch eine Technologie bedingt
wurde. Deutlich erkennbar sind sie immer dann, wenn ein bestimmtes
Fertigungsverfahren (Ur- und Umformen, Trennen, Fügen) hauptsäch-
lich angewendet wird. Herstellungszeichen verweisen auch auf die
Fertigungsart (Einzel-, Serien-, Massenproduktion).

Die folgenden Beispiele sollen illustrieren, wie der Verweis
auf die zugrunde liegende Funktion und damit auf die in den Funk-
tionsprozeß einbezogenen (technischen) Umwelibereiche erfolgt.
Zeichen verweisen auf das Funktionspotential. So verweist die
zweckbedingte Gestalt eines Pflugschars auf das Weaden der Erd-
massen in einer schraubenartigen Bewegung. Der Zweck ist das Wen-
den. Der Prozeß ist ein mechanischer, der zur geometrischen Be-
schreibung eines Pflugschars führt. Wird über das 'Pflugschar' ge-
sprochen, wird im Grunde vom in Ruhe befindlichen, aus der Umge-
bung herausgelösten Objekt ausgegangen. Darüber darf jedoch der
menschliche Zweck (zum Zwecke...) nicht außer acht gelassen werden.
Es wird hier deutlich, daß der Begriff der Ganzheit über die Ge-
stalt (Zeichengestalt) hin-ausragt: Erst die Einbeziehung des ge-
genständlichen, funktionalen und prozeßhaften Kontextes läßt die
Ganzheit entstehen. So ist auch KÜHNEs folgende Aussage zu ver-

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