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ZWEITES CAPITEL. 63

auch das frische Wasser, das die Mücken erzeugte.
Das Land -wuchs gleichsam täglich und entfernte das
Meer immer weites von dem See. Damals sah man
den Mäandros sich zwischen Miletos und Priene ins
Meer ergiesseu, (30) und vor dieser Stadt lag eine weite
Ebene. Später näherte sich dieselbe der Stadt Mile-
tos auf zehn Stadien oder eine und eine viertel Jleile
und die Meerbusen über der Stadt wurden festes
Land. Wer ostwärts von Miletos an dem Fuss des
Berges Latmos hinritte, würde unseres Bedünkens
die Stelle des alten Herakleia entdecken und der Bach
möchte ihn wohl gerade zur Höhle des Endymion ge-
leiten. Pyrrha wird als ein Ort des Festlandes ange-
führt. Es hatte keine lange Zeit erfordert, bis der
Raum zwischen Priene und Miletos zum Festlande
hinzugefügt war. Die Häfen dieser Stadt hörten auf
schiffbar zu sein und allmählich wurden Lade, Asteria
und die herumliegenden Inseln mit festem Boden
umgeben. Ehe sich dies ereignete, erreichte das
Wasserbett von Priene das Meer, ohne sich mit dem
Mäandros zu verbinden.

Miletos, durch den Mäandros der grössten Vor-
theile seiner Lage beraubt, gerieth, wie seine benach-
barten Städte, allmählich in Verfall, und wird noch
völlig so enden, wie der Tod das Leben eines Men-
schen nach einer schleichenden Krankheit auflöset.
Der Fortgang jener Veränderungen wurde in einem
barbarischen Zeitalter, wie sich erwarten lässt, nicht
beachtet, weil sie nicht plötzlich entstanden; noch
weniger wurden sie aufgezeichnet, weil man sie für
unwichtig hielt. Doch lesen wir," dass eine Stelle
an der Küste, wo der Fluss im neunten Jahrhundert
in das Meer fiel, die Gärten (KiJTtoi) genannt wurde,
und ferner, dass der Griechische Kaiser Manuel hier,

(30) DioDysios Perieget. p. 20. Livius XXXVHI, 13. W.
 
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