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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

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Roth, Rudolf: Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in Leutkirch, [9]
DOI Artikel:
Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0010

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^s, s
^ urdenklichen Zeiten, seit mehr als 225 Jahren, der
Und ^r Pfarrstelle in Lentkirch im Genüsse des Groß-
3k>y.^^iuzehntens und aller übrigen pfarrlichen Emolumente
wäre und derselbe an das Kloster als Patronatö-
hcch ^khensherrschaft nur ein Vogtgeld mit 40 sl. bezahlt
tsrn' dem Zehntregister des früheren Pfarrers Kaspar
bon 1526 sei ersichtlich, daß dieselben die Zehnten
Her, ."Künste selbst bezogen haben. Damals betrugen die
srs.^srüchte 96 Malter 8 Viertel, die Zins- oder Gült-
t^.Üe 28 Malter 4 Viertel, Zinsgelder 13 Pfund und Jahr-
^,3ebühren 40 Pfund Heller. (Ein Pfund Heller —
ß-Ö* ^-) Iw Jahre 1529 haben die Zehnt- und Gült-
148 Malter betragen. (Hieraus ist ersichtlich, wie
die Landwirtschaft schon damals betrieben wurde.)
(Fortsetzung folgt.)

^ildrr aus der Geschichte Mergentheims.
^ ^ Von Pfarrer Prof. Sambcth in Ailingen.
^Uthronisatiou eines Hoch- und Deutschmeisters.
1. r Die Inthronisation eines Hoch- und Deutschmeisters,
i»>„" feierliche Einsetzung desselben in sein Amt, war
ein hohes Fest für den Erwählten, wie für den ganzen
pkh ^Zttid dessen Unterthanen. Und zwar war es ein dop-
ein geistliches und ein weltliches, entsprechend der
^ des Auserkorenen.
geis^.-^u erster Linie war der Hoch- und Deutschmeister ein
Fürst, denn er war das Haupt eines geistlichen
^em^dens, der sich durch die drei Gelübde der Armut, der
.cheit und des Gehorsams verpflichtet hatte, wie die übrigen
b^üchen Orden. Weil der Orden damit das Rittertum ver-
h- den Kampf gegen die Ungläubigen und den Dienst
und Kranken, darum nannte man ihn Ritterorden,
dieser seiner geistlichen Stellung wurde der Hoch- und
c>^ Ichmeister stets hochwürdigster Herr genannt, wenn er
^tj Eoin Priester war; ja aus den Reichstagen gab er seine
nach den Erzbischöfen, vor allen Bischöfen des
w)es ab.
'H^.Der Deutschmeister war aber auch ein großer weltlicher
die Thronlehen für den ganzen Orden vom Kaiser
3 und als solcher Fürst genannt wurde. Bei der Auf-
^.,9 des Ordens hatte die Ballei Franken allein 10 Qua-
f>>i^kilen und 32 000 Unterthanen. Dazu kamen noch 11
Palleien, so daß der gesamte Besitz des Ordens jeden-
sehr ansehnliches Fürstentum bildete.
Dieser weltliche Besitz entsprach also dem Ritter-Charakter
tzehj^'dens und war nicht persönliches Eigentum, sondern
^ dem ganzen Orden, dessen Haupt und Stellvertreter
Aßen der Hoch- und Deutschmeister war.
aber der geistliche Charakter des Ordens die Hanpt-
kst^<Z'ar, darum bestand die Inthronisation zunächst in einer
^A^^u Feier, welche dem Erwählten die Würde und Bürde
Neuen Amtes ans Herz legte. Daran reihte sich dann
kih^ngs bei der Freude des Ordens über die Erlangung
i^uen Oberhauptes und bei der Teilnahme der treuen
^esj^wwn, besonders der hauptsächlich dabei interessierten
^''Zstadt, an die Freuden des Ordens eine weltliche Feier,
ie neuen Landesherrn galt und um so fröhlicher verlief,
^ Gutes man von ihm in jeder Beziehung erwartete,
.gister Heinrich Löen war über 50 Jahre Deutsch-
^ ^lulester. In diesem langen Priesterleben hat derselbe
^ie Ordenspriester und Ritter eingekteidet, unter den

letzten: auch die nachherigen Hoch- und Deutschmeister Maxi-
milian, den Bruder des Kaisers Rudolf II., den er zu Gratz,
und Karl, den Bruder des Kaisers Ferdinand II., den er zu Hall
im Innthal feierlich in den Orden aufnahm. Auch das Glück
wurde ihm zu teil, drei Hoch- und Deutschmeister in Mergent-
heim in feierlichster Weise in ihr hohes Amt einzusetzen: es waren
der genannte Karl, Erzherzog von Österreich, später auch
Bischof von Brixen und Breslau, 1619—1625; dann dessen
Nachfolger Johann Eustach von Westernach, 1625—1627;
endlich auch dessen Nachfolger Johann Kaspar von Stadion
1627—1641.
Der genannte Priester nun hat uns eine vollständige
Beschreibung der feierlichen Einführung in das Amt eines
Hoch- und Deutschmeisters hiuterlassen, wie er sie gebraucht
hat. Ich wähle die Inthronisation des letzten der drei oben
Genannten aus, des Johann Kaspar von Stadion, weil er
schon vor seiner Erhebung auf den Meisterstuhl im jetzigen
Württemberg thätig war, ja die nächste Stelle nach dem Hoch-
uud Deutschmeister bekleidete, als Laudkomtur der Ballei
Elsaß und Burgund, der in Altshausen residierte und im
schwäbischen Kreise Neichsprälat und somit Neichsstand war,
wie nur noch der Komtur von Koblenz, nicht bloß Land-
stand, wie die übrigen Komture. Ihn wähle ich ferner des-
wegen, weil seine Familie heute noch im jetzigen Württem-
berg begütert ist; endlich aber hauptsächlich deswegen, weil
sein Andenken jedem Mergentheimer ganz besonders teuer sein
muß wegen der Erbauung des Kapuzinerklvsters und der
Mariahilf.
Am 20. Oktober 1627 war in seiner Residenz Mergent-
heim verschieden im 82. Jahre seines Lebens der 42. Hoch-
nnd Deutschmeister Johann Eustach von Westernach. Er
wurde in der Schloßkirche in Mergentheim beigesetzt. Bis
zum Begräbnis wurde täglich feierlicher Gottesdienst für ihn
in der Hoskirche gehalten, auch alle Landkomture des Ordens
sowie die Ratsgebietiger der Ballei Franken von seinem Tode
durch Kuriere benachrichtigt. Binnen 6 Wochen mußte jeder
Landkomtur nebst einem oder zwei Ratsgebietigern seiner
Ballei, wie sie sonst zum Großkapitel gesandt wurden, er-
scheinen und Vollmacht zur Erwählung eines Hochmeisters
und allen Beschlüssen, die aus dem Großkapitel gefaßt werden
sollten, mitbriugen. Wer nicht persönlich erscheinen konnte,
mußte einen Stellvertreter senden. Zuerst wurde dann das
feierliche Leichenbegängnis des verlebten Hochmeisters gehalten.
Wenn da alle Landkomture versammelt waren, sollten die
zwei, die sonst auch den ersten Sitz im Großkapitel hatten,
nämlich die Landkomture von Elsaß und Franken, und ebenso
einer von dem preußischen und einer vom deutschen Gebiete,
die Regierung bis zur Wahl eines Nachfolgers führen. Als-
bald nach dem Begräbnis mußte zur Wahl eiues neuen Hoch-
meisters geschritten werden. Zu diesem Zwecke mußte in der
Hof- und Schloßkirche ein feierliches Amt vom hl. Geiste
gehalten werden. Von hier aus zogen die Wähler in den
Wahlsaal. Der Wähler waren es dreizehn, nämlich die
Landkomture des preußischen und deutschen Gebiets, die
übrigen Landkomture oder ihre Stellvertreter uud die Nats-
gebietiger der Ballei Frauken. Zwei besonders dazu be-
stellte Ordensritter sammelten die Stimmen. Wer die Mehr-
heit der Stimmen bekam, war gewählt.
So wurde cs auch nach dem Tode des Hochmeisters
Johann Eustach von Westernach gehalten. Alsbald nach dem
Leichenbegängnis traten die Wähler, von denen Stadion selbst
als Landkomtur der Ballei Elsaß der erste war, zusammen
uud wählten mit Stimmenmehrheit den Helden, der im Dienste
 
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