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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

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Wittmann, Patrizius: Johann Philipp von Gebsattel, [3]: erwählter Fürstbischof von Bamberg
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Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0047

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42

weihen lassen, was er bis zur Stunde versäumt habe. 9.
Gegen die im Gefängnis befindlichen Diener seines Vorgängers
solle er mild und gnädig verfahren und ihren Prozeß in Bälde
beendigen. Viele, namentlich in Rom, hätten ihr Augenmerk
daraus gerichtet, bei denen er sich Ehre machen könne. 10.
Auch jene Mahnungen möge er wohl erwägen, welche hinsicht-
lich der Ausbreitung der katholischen Religion, der Ausrottung
der Jrrtümer und in Bezug auf den Gehorsam gegen das
Oberhaupt der Kirche von dem Legaten an das Domkapitel
gerichtet worden seien." (Fortsetzung folgt.)

I. Kirchenbaukunst in der würklernbergischrn
Nestdenz.
(Fortsetzung.)
Eine Abbildung einer der Statuen (Eberhard der Milde)
findet matt in der Schrift, die wir auch sonst noch öfters zu
citieren haben werden: Beschreibung der fürstlichen
Denkmale und Grabschriften in der Stiftskirche
und der daritt befindlichen Gruft zu Stuttgart, wie auch zu
Tübingen und Ludwigsburg, auf Kosten des Hofmechanikus
und dasigen Stifts-Mößner Joh. Heinr. Tiedemann und Jh.
Fr. Merckel, Schreibmeister. Stuttgart 1798. — Die Ver-
änderung anno 1608 beschreibt ausführlich eine Inschrift auf
einer messernen Tafel, die im (neuen) Gewölbe mitten
an der Säule mit güldenen Buchstaben angebracht ist (s. Tied.
S. 7). Von den Grabsteinen finden sich noch Gedächtnis-
tafeln mit den Wappen der Verstorbenen (im Zustand des
Jahres 1574) in der Handschrift der Königl. öffentlichen Bi-
bliothek in Stuttgart (Cod. llmt. bol. Nr. 130) und eine weit-
schweifige Kritik, welche trotz aller Mängel doch „eine höchst
anerkennenswerte Tüchtigkeit der Technik" anerkennt.
Das steinerne Grabdenkmal Ulrichs des Stifters (s. Ab-
bildung bei Heideloff T. VI, 1, 2, 3) ist wert, näher und
ausführlicher geschildert und besprochen zu werden. Es gehört
unter die ältesten schwäbischen Grabmonumente. Die Figuren
sind beinahe ganz frei aus dem Stein gearbeitet und stellen
Ulrich I. Grasen von Wirtenberg und seine zweite Gemahlin
Agnes, eine geborene Herzogin von Liegnitz in Schlesien, dar.
Diese starben (s. o. u. u.) in einem Jahre, 1265. Sehr wahr-
scheinlich ist das Monument ums Jahr 1321, in Stuttgart, bei
der Verlegung der Gruft von Beutelsbach dorthin, gefertigt
worden (s. Stälin, Wirtbg. Gesch.^, II. Teil, S. 485). Es
blieb im Chor der Kirche stehen, nicht aber ohne im Verlauf
der Zeit bedeutende Verstümmelungen erlitten zu haben. Bei
dem Einsturz des Chorgewölbes i. I. 1419 wurde z. B. dem
Bild Ulrichs die Hand abgeschlagen, es war also von da an
der Daumen, um dessenwillen Ulrich seinen ersten Beinamen
„mit dem Daumen" erhielt, nimmer zu sehen. Trotzdem ist
es so erhalten, daß sich auch in seinem dermaligen Zustand
immerhin noch Geist und Stil der Darstellung erkennen läßt.
Die Figuren sind in Lebensgröße ausgeführt, die Kostüme
tragen entschieden den Charakter der Zeit, des 14. Jahrhunderts.
Ulrich, dessen Füße aus zwei Löwen, dem Symbol des
Heldentums ruhen, ist in einen langen Waffenrock ge-
kleidet und mit dem cinZulurn militare umgürtet. Den
Mantel, über der Brust von einem Band zusammengehalten,
zieren auf der Schulter Schilde mit dem wirtembergischen
Wappen (3 Hirschhörner, worunter die obern 2 vierzinkig, das
untere dreizinkig). .Sein Haupt ist mit einer Krone aus Wein-
laub geschmückt.
Agnes, seine Gemahlin, zu deren Füßen Bracken
(Hunde) als Zeichen der ehelichen Treue liegen, ist in ein

langes, faltenreiches Gewand gekleidet, über dem auf 20
Brust eine Spange mit wirtenbergischen und polnischen (kleittO
Adler) Wappen den unter den Armen aufgezogenen Maull
zusammenhält. Ihr Haupt, mit der Laubkrone aus Ulmei^
blättern und dem zierlichen Kopfputze, dem geröllten über ein
Spitzenhaube geworfenen Schleier und dem darunter hervo^
wallenden Haare, ruht, wie das ihres Gemahls, auf eirreA
gestreiften Kissen. Zu Häupten beider sind wiederum Schu .
mit wirtenbergischen und dem polnischen Wappen (weißer AdlO
im roten Felde) angebracht. Die in Majuskeln gehauene
schrift lautet: ch T^nno Dni (Domini) iVlCdXIIIII (126V
O (Obiit) Dna (Domina) ^§ne8 Dilia Ducis Uo1oni(^
EomitisLn De Wirt(e)mv(d)er§. III. Id(u3) (12. MäEl

iVlart-ii. ch Dodem ^nno O D1ricu8 Come8 De ^VirteN
der§ Nnrit(u3) Urae8cript(a)e Dn(a)e /^.§neti3 V (5) 2V
(Xn1en6n3) (24. oder 25. Februar) iVlnrtii.
Das ganze Denkmal war, wie aus den noch deutlich
handenen Spuren zu erkennen ist, bemalt. Und zwar ha^
nach einer genaueren Untersuchung Heideloffs der Wafsenrock do
Grasen eine blaue, dessen Futter eine weiße, und der Maws
eine dunkelrote Farbe, dessen Füller ebenfalls weiß war. ^4
Laubkrone auf dem Haupte war vergoldet. Der Kopfputz 2e
Gräfin war weiß, das lange Unterkleid strohgelb, der MaRs
halb violett mit goldener Verbrämung und weißem Fu^O'
Die Schuhe waren vergoldet. Die Kopfkissen hatten eine r'v
Farbe mit goldenen Streifen.
Von Heideloff auf seiner Abbildung ergänzt sind a
der Figur des Grafen: Das Kreuz am Griff des Schwer^
und der Griff selbst. Die beiden Unterarme vom EllbogO
an. Der herabhängende Gürtel. Die linke Haarpartie. Df
mittlere Teil der Krone. — An der Figur der Gräfin: ZP
Hände. Ein Teil der Laubkrone. Die Haarpartien zwischo
Gesicht, Hals und Schulter.
Übrigens ist an beiden Gesichtern die Nase abgeschlagen
Am Schluß bleibt aber doch der Adel der Auffassu6ö
und die großartige, ganz dem guten früh-gotischen Stil on
sprechende Behandlung auch heute noch zu bewundern. ^
Nach dieser langen Abschweifung ins Spezielle wende
wir uns wieder der eigentlichen Geschichte der nunmehngH
Stiftskirche zu. Die Verlegung des Stifts Bentelspach nch
Stuttgart ging rasch vor sich, auch die Chorherrn, welche gk^
vom hl. Vater die Erlaubnis zur Übersiedelung erhalten hatten
zogen in die neue Heimat schon am 24. Juni 1321 ein. Da
bezeugt eine ehemals im Chor der Stiftskirche befindliche
schrift mit den Worten: ^
NdCXXI (1321) in die )ollanni8 Uaptmtae (24. JiVO
3np>ervenerunt Canonici de Leutel3pacll. VII. Cal.
(24. Juni).
Der Umbau und die Erweiterung der Kirche hatte Ick
etwas früher begonnen, auch jetzt aber wurde dieselbe größtes,
teils aus Holz ausgesührt. Nur der Chor (T. IV, 3, ^
wurde in seinem Unterbau aus Stein gebaut und zwar
Kosten des Enkels, (nicht des Sohnes Ulrich, der schon
starb) des Grasen Eberhard I., des Erlauchten, Ulrich (sV'
1348), von dem an der Thüre des Chores stand: DkieV
de V/irtender§ x>raepo8itu8 3t. Ouidonm 3x>iren8i8 (Pr^
von St.Guido in Speier). Urkundlich kommt er schon l/V/
aber als Domherr vor, als Propst 1334—1337. Natürtz ^
deutet die Inschrift den Schluß des Baues an, Ulrich tW
denselben schon als Domherr begonnen haben. Jetzt had^
wir aber nicht nur einen Bauherrn, sondern zum ersten"!^,
einer: Baumeister, nämlich Walther, den Steinmetz. Diel
wird 1330 urkundlich erwähnt und stammte aus einer ang
 
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