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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

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Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [4]
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Roth, Rudolf: Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in Leutkirch, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0042

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37

^ . Die Gründung fällt in die traurige Heit' des 30jährigen
^'kges. Um 20. Oktober 1627 war in seiner Residenz
' Mergentheim im 82. Jahre seines Lebens und im kaum be-
^Ulenen dritten Jahre seines Meistertums der 42. Hoch- und
^utschmeister Johann Eustach von Westernach eines plötzlichen
^vdes verschieden und daselbst in der Gruft der Hof- oder
Jchloßkirche neben seinen Vorgängern, dem 5., 9., dem 36.,
< - und 38. Hochmeister, nämlich neben Heinrich v. Hohenlohe,
) 1247, Hartmann v. Haldrungcn, ^ 1283, Walther v. Krou-
-j-1543, Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling, -j- 1566,
^ Georg Hund von Wenckhcim, -j- 1572, beigcsetzt worden.
„^..Stelle des Verstorbenen wurde zum Hoch- und Deutsch-
ester erwählt der bisherige Komtur der Ballei Elsaß Johann
^IPar von Stadion. Von dem aus Graubünden stammenden,
e>als ritterlichen, 1686 freiherrlichen und 1705 reichsgräf-
- chen Geschlechte, das in Württemberg, Bayern und Böhmen
e.e Besitzungen hat, führt der bekannte Weingarter Bene-
^tiuer Lucctinus in seinem Buche über die Stammbäume der
^.^igett Geschlechter vom Jahr 1672 unter anderen folgende
^ >eder auf: als ältesten einen Stadion, der im 1.1080 dem
furniere in Augsburg anwohnte, einen Ludwig v. Stadion,
p 1325, der einen MuttergotteSaltar stiftete, einen zweiten
vsg, -j- 1364, der nach dem Tode seiner Gemahlin in den
putschen Orden trat, eine Ehristina, Äbtissin in Heggbach,
, i^Johanncs, der das von seinem Vater verkaufte Dorf
^ Schloß in Stadion wieder erwarb und die Kirche daselbst
^tzudetc, einen Ludwig, Domherrn in Augsburg, Christoph,
^chof HM Augsburg, ch 1543, Vorgänger unseres großen
^ ^vmanncs Otto Truchseß v. Waldburg, Bischofs von Augs-
< ^ und Kardinals, eine Agatha, Äbtissin in Heggbach,
/ 1454, einen Konrad, der Karthänser wunde, Konrad, ge-
^^n 1545, Domherr in Konstanz und Eichstätten, Christoph,
^uherr, ebendaselbst und in Augsburg, 1' 1576, Walther,
^Utschovdensrittcr, Benedikta, Benediktinerin in Urspring,
^U'gareta ebenda, Konrad, Doindekan in Konstanz, Joh.
^Ii.tztoph, Domherr in Augsburg, Joh. Kaspar, Johanniter,
Domherr in Augsburg, Margareta, Priorin in Stetten,
h H Theobald, Domdekan in Augsburg, Joh. Georg, Dom-
in Bamberg 1576, Franz Konrad, Domherr in Würz-
Gewiß eine stattliche Reihe von Männern und Frauen,
^ o,as edle Geschlecht schon damals dem Dienste der Kirche
hatte! Diesen wären aus späterer Zeit noch manche
s^ufügxn, von denen ich aber nur einen nennen will: es ist
Heinrich, Freiherr v. Stadion, geb. 1640, in Bamberg,
iTTsburg und im Ritter-Stift Komburg Dompropst, Doindekan
p,? Senior, geheimer Rat des Fürstbischofs von Würzburg
^ubelpriester. Als Vikar in Steinbach habe ich ein Buch
,dem dortigen Komburger Kapuzincrkloster erhalten, betitelt:
' ./< ----- .-

l^^Uanische Ehrentitlcn." Es enthält eine Erklärung
^botanischen ^j^liei und ist versaßt von dem Kapuziner-
Jsak von Ochsenfnrt, herausgegeben Würzburg 1703.
^Zlelbe widmet es seinem Herrn und Gönner, dem genannten
Heinrich v. Stadion, dem Urgroßneffen des Deutsch-
djx!^rs Joh. Kaspar, und rühmt darin nach Art jener Zeit
kl> Emilie und sucht sie durch Anagramme zu ehren, indem
durch Versetzung der einzelnen Laute des Wortes neue
g^ter schasst: so'macht er ans Stuckion Ooimsti (du hast
d. ^ukt) ^ noUat (er knüpft fest), aus ^ Ltackion (Herrn
^>u^^dion) I)onw mta. (diese Geschenke); sodann aus dem
ve or, den das Geschlecht im Wappen führt, uncllora: Imc
damit schmücke, oder llunc orn, sie, die Mutter
"es.


bitte.
erselbe ?. Jsak rühmt dann die große Liebe des Deutsch-

meisters Johann Kaspar v. Stadion zu den Kapuzinern; sie
habe denselben angctrieben, dem seraphischen Orden ein Kloster
in seiner Residenz zu erbauen und einen großen Teil des not-
wendigen Unterhaltes anzuweisen, ja sogar seine letzte Ruhe-
stätte bei den armen Vätern zu wählen.
(Fortsetzung folgt.)

Dir St. Martinskirche und Ps'arrjtrllr in
Leutkirch
v.
als Kirchengcbände und die an sie gemachten
Geschenke und Stiftungen vom Anfänge an bis
zur Jetztzeit.*)
Mitgcteilt von R ud. Nvth, senior.
Wie wir bereits in der Abhandlung über die Einführung
des Christentums im ehemaligen Nibelgan vernommen haben,
stand schon 797 in Ushoven, dem jetzigen Leutkirch, eine St.
Martinskirche. Die christlichen Missionäre erbauten ein Bet-
haus oder eine Kirche für alle Leute, welche sich ans dem
Nibelgan bei der allgemeinen Gerichtsstätte, der Lentkircher
Haide, versammelten. Der erste Aufbau dieser Kirche mag
wohl ein unregelmäßiger gewesen sein, der im Laufe der Zeit
einem öfteren Wechsel unterworfen war. Der jetzige uralte
Turm ist wohl schwerlich schon bei der ersten Kirche gestan-
den und dieser hat ganz gewiß auch schon mehrere Kirchen
überlebt. Es beweisen dieses die verschiedenen Baustile des
Turmes, welche man immer wieder einer jeden neuen Kirche
anznpassen suchte. Die unteren Stockwerke dieses Turmes
haben den sog. alten römischen Stil und mögen schon im 11.
oder 12. Jahrhundert erbaut worden sein. Das dritte Stock-
werk ist im lateinischen oder byzantinischen Stile erbaut.
Hierauf folgt der romanische Stil; bei der Entstehung der
Spitzbogen wurde der Turm, der ein Satteldach hatte, in den
gotischen Stil verwandelt und wohl der jetzigen Kirche ange-
paßt. Der Turm hatte früher schöne große Fensteröffnungen
von ca. 6—8 Fuß Breite und 10—12 Fuß Höhe, die später
zngemauert wurden. Dieselben sind im Innern, wo kein Ver-
putz stattfand, alle noch sichtbar. Die gegenwärtige Zopsknppcl,
welche einer rein gotischen Kirche gar nicht wohl ansteht, wurde
erst anfangs dieses Jahrhunderts diesem Turm aufgesetzt. Der
Turm hat im Laufe so vieler Jahrhunderte, hauptsächlich aber
durch das öftere Einschlagen des Blitzes, schwer gelitten. Es
kann als sicher angenommen werden, daß alle früheren Kirchen
ans demselben Platze bei diesem Turme gestanden sind. Schon
das ehemalige Francnkloster, welches erstmals 1281 erbaut
wurde und östlich hinter der Kirche stand, besaß vom Kloster
ans einen überirdischen Gang in die alte Kirche, wo für die
Klosterfrauen über der Sakristei ein eigener Kirchcnplatz (ein
Oratorium) bestand.
Der christliche, wahrhaft fromme, religiöse Sinn der
Parochianen hatte sich schon in den frühesten Jahrhunderten
geltend gemacht und im Laufe dieser langen Zeitperiode treu
bewährt. Wir finden auf den Pergamentblättern des Scel-
buches eine Menge Jahrtagsstiftungen aus dem 12.—15. Jahr-
hundert eingetragen; aber auch andere Stiftungen und Ver-

*) Quellen, aus welchen der nachstehende Abschnitt über die St.
Martinskirche geschöpft wurde, sind: Originalurkunden aus dem Stadt-
archiv und der kathvl. Pfarrregistratnr in Leutkirch, die Maucher'sche
Chronik, Nnd. Roth's Geschichte von Lentkirch nnd der Lentkircher Haide
II. Bd., S. 57—65 nnd 71—77, und die nettesten Einträge in die
Pfarrchronik.
 
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