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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

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Roth, Rudolf: Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in Leutkirch, [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0065

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60

Die Gesamtkosten der Kirchenrenovation be-
tragen laut Spezifikation zusammen . . M. 40 220. —.
Hievon kommt in Abzug die Abgabe der altere
Glocken mit 4720 Pfund n 80 Pf. . . M. 3801. 60.
Rest . M. 36 418.40.
Durch Umlagere ans die Parochianen sind
nachstehende Posten zu verzeichnen:
Zur Anschaffung der Turmuhr . M. 1200.
Zuschuß zu den Glocken . . . M. 4200.
Als Vergütung für die altere schad-
haften Fenster .M. 1600. M. 7000.—.
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Sodann von den beiden Filialkirchenpflegcn
in Heggelbach und Mailand wurde als
eine Beisteuer gegeben . . . M. 800.
Ans der Detzelschen Verlassenschafts-
masse flössen ueit Bewilligung des
hochw. bischöfl. Ordinariates . M. 500. M. 1300.—.
Rest . M. 28 118. 40.
welch letztere Summe sämtlich ans freiwilligen
Opfergaben geflosfen ist. Allein auch die
zur Umlage gekommene Summe von . . M. 7000. —.
mußten die Parochianen bezahlen.
Es beziffern sich demnach die Ausgaben, welche
die Pfarrangehörigen trugen, auf . . . M. 35 118. 40.
Hiezu kommt noch die allerneneste Renovation
der Kirche, nämlich: Eine neue Kanzel-
brüstnng irr Relief mit den vier Kirchen-
lehrern St. Ambrosius, Augustinus, Gre-
gorius und Hieronymus mit . . . . M. 800. —.
Zwei neue, sehr schöne seidene Fahnen mit . M. 700. —.
Die Gesamtkosten, welche die Parochianen ge-
leistet haben, betragen somit.M. 36618. 40.
Aber nicht bloß die Pfarrkirche, sondern auch die sämt-
lichen Filialkirchen und Kapellen sind in diesem kurzen Zeit-
räume einer bedeutenden Renovation unterzogen worden.
In der Filialkirche in Heggelbach (mit einem Expositur-
Vikariat) sind drei neue Altäre, eine Kanzel und Chorstühle,
ebenso ein neues schönes Geläute mit drei Glocken, Meß-
gewänder und Altartücher angeschafft worden. Auch die Kirche
nebst Turm und der Gottesacker haben eine bedeutende Reparatur
und Renovation erhalten; die Gesamtkostcn betragen M. 25 580.
Hiezu hat die sehr gut situierte Kirchenpflege bei-

geschossen .M. 23 600.
Die Nestsnmme von.M. 1980.

ist durch freiwillige Beiträge gedeckt worden.
Die Restauration der Filialkirche in Mailand kostete M. 1500.
die der Filialkirche zu Tautenhofen . . . . M. 1100.
die der Kapelle in Adratzhofen.M. 700.
In Wielatzhofen wurde im Sommer 1883 eine
neue Kapelle erbaut, und kann man in der-
selben auch bisweilen eine hl. Messe lesen; die
Gesamtkosten betragen.M. 3000.
'M. 6300.
Die kleine Ortsgemeinde mit ca. 125 Einwohnern hat
nicht nur die sämtlichen Frondienste unentgeltlich geleistet, son-
dern auch den ganzen Kostenaufwand durch freiwillige Opfer-
gaben bestritten. Einzelne besser situierte Bauern haben sich,
um diesen Kapellenban aussühren zu können, zu einer jähr-
lichen freiwilligen Steuer bis zur gänzlichen Deckung der
Kosten verpflichtet.

Die Filialkirchen zu Mailand und Tanlenhosen ffK
zum Teil ans Stiftnngömitteln, zum Teil aus freiwillig^
Gaben restauriert worden. Die Kapelle in Adratzhofen, welä^
keine Fonds hat, ist durch freiwillige Opfer renoviert
den. Auch die Hauskapelle der St. Annapftege, welche 900
kostete, verdankt ihre Einrichtung und Erhaltung den freiwch
ligen Opfergaben. Alle diese letzteren großen Opfer sind K
einem Zeitraum von ca. sieben Jahren geleistet und die BcM
wesen unter der umsichtigen Leitung des Stadtpfarrers Stühle
ausgeführt worden.
Es muß gewiß rühmend anerkannt werden, daß die Psarv-
gemeinde der St. Martinskirche in Leutkirch seit ca. 40 JalL
ren sehr große Opfer zur Erhaltung und Verschönerung der Kirche
und zu andern kirchlichen und religiösen Zwecken gebracht HK'
Die Parochianen haben durch die That gezeigt, daß sie den
von ihren Vorfahren ererbten christlichen Opsersinn nicht ver-
loren, sondern denselben mit der ganzen Kraft ihres Vermö-
gens zur Beförderung der Ehre Gottes und der Kirche be-
thätigt haben. Alles, was in dem Zeitraum von etwa 40
Jahren für die angegebenen Zwecke geflossen ist, dürste die
hohe Summe von 90 000—100 000 Mark erreichen. HieZll
kommt aber noch all dasjenige, was durch Umlagen zur Er-
haltung der Kirche, des Pfarr- und Mesnerhauses bezahlt
werden mußte, welches sich in demselben Zeitraum ans die
Höhe von ca. 60 000 M. beläuft. — Außerdem geschah noch
vieles für andere Werke der christlichen Wohlthätigkeit, z. E-
für die St. Annapflege, den Peterspfennig, den Bonisatius-
verein und anderes mehr.
Wohl mit Recht konnte der Spender der Kanontafelu
auf die Rückseite der Hanpttafel des Hochaltars schreiben:
Heiliger Martin, Siegesheld,
Aus Milde und Erbarmen
Gäbest du in dieser Welt
Deinen Mantel für den Armen;
Beschützer dieses Gotteshaus',
Sich! es sind alle Kassen leer,
Uns gehen die Gelder aus,
Schenk deinen Gnaden-Mantel her.
Obwohl so manche heftige Stürme im Lause von über
elf Jahrhunderten über diese unsere Kirche und christliche GlaU-
benSstätte dahingeweht haben, obwohl so viele harte Schicksals-
schläge diese Kirche und Pfarrstelle schwer betroffen und letztere
in ihrem Einkommen arg geschädigt und geschmälert wurde, ob-
wohl der Blitz fünfmal in den Turm und in die Kirche schlug
und starke Beschädigungen hinterließ, so hat dennoch die gött-
liche Vorsehung väterlich über sie gewacht. Der hl. Martinus,
zu dessen Ehre die Kirche erbaut und eingeweiht wurde, war
ein steter und treuer Beschützer dieses Gotteshauses. Er wird
es, wie wir zu Gott hoffen, auch für alle Zukunft sein und
verbleiben. Wie bisher, wird er auch für die Zukunft gute
und mildthätige Herzen erwecken und die kommenden Geschlech-
ter ansmuntern, daß auch sie das schöne, altehrwürdige Got-
teshaus in seinem Baue und in seiner Zierde erhalten. Ja,
mögen unsere Nachkommen mit demselben unermüdlichen Eifer
fortarbeiteil am Werke zur Ehre und Verherrlichung Gottes
und des hl. Martinus, des Schutzpatrons dieser Kirche. Möge
dieser wahrhaft christliche und fromme Opfersinn sich bis zu
den fernsten Generationen fort ererben.
Das walte und leite der liebe Gott! —
(Abteilung VI folgt.)
 
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