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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

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Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [6]
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Der hl. Ernst von Neresheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0076

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Bapt. Önipontanns (von Innsbruck) wurde ihr erster
"ardian.
. Wie groß die Liebe des hochherzigen Stifters Johann
. ^Ipcir von Stadion zu den Kapuzinern gewesen, erhellt wei-
^ aus folgenden Thatsachen: Am 12. April 1631, also
einmal 2 ganze Jahre nach dem Einzug der Kapuziner,
P er sich von Nom die Erlaubnis, bei den armen Patres
ihrer Gruft und an ihrer Seite seine letzte Ruhestätte
j ')>Nen zu dürfen. Ferner ließ er für sich mW seine Diener
^ Unmittelbarer Nähe des Klosters gegen die Stadt und das
m^r Zu vollständige Wohnungen mit allem Zubehör erbauen,
^ durch den von der Residenz oder dem Schlosse in das
^puziuerkloster führenden hölzernen Gang desto leichter in
l Kirche und in die Nähe der geliebten Ordensväter zu ge-
3en. Dieser bedeckte Gang wurde erst im Jahre 1804
gebrochen. Da jedoch die Ordensregeln solche Wohnungen
b? Laien in unmittelbarer Nähe eines Klosters nicht gerne
l^n, stellte den Kapuzinern der edelmütige Stifter am 12. Febr.
einen Revers aus, wonach dieses Gebäude nie von ver-
r„!^teten oder andern weltlichen Personen bewohnt werden
Damit war das in Mergentheim gehaltene Kapitel der
^kr zufrieden, und die junge Pflanzung gedieh vortrefflich.

5. Krieg in Sicht.
^ Doch nicht lange währte die Freude des Hoch- und
^Utschmeisterö Johann Kaspar von Stadion an seiner neuen
l Köpfung; auch den Bürgern seiner Residenz war es nicht
vergönnt, den schnell beliebt gewordenen Vätern Kapu-
ihr Wohlwollen zuznwenden, denn schon wälzte der
ü österliche 30jährige Krieg auch ins Franlenland seine auf-
i, ^gten Wogen. Die Mergentheimcr kannten all das Elend
Hz Unglück des Krieges von ihren Vorfahren, denn im
Aieru- und im Schmalkaldischcn Kriege hatten sie den bitte-
st Leidenskelch bis zur Hefe geleert. Und doch waren die
Uveren Wunden durch die emsige Fürsorge einer gütigen Re-
gung vernarbt, als sie plötzlich wieder durch den 30jährigen
lo/2 anfgerissen und viel schmerzlicher wurden. Im Jahre
dem Beginn des unglücklichen Bruderkriegs, wurde vom
i,'^ov. bis 10. Dez. ein Komet gesehen, aus dessen Erschei-
lfs 3 die Leute nach damaliger Anschauung all das kommende
prophezeiten, als den Neligionökrieg selbst, den Tod
t»is' Ochers Matthias, des Hoch- und Deutschmeisters Mapi-
M und der Kaiserin Anna in demselben Jahre. 1621
19. Oktober zog Ernst von Mansfeld mit 18 000 Mann
h den Taubergrund; alles wurde zerstört, die Stadt aber
s^lchont, weil sie durch den damaligen Komtur von Franken,
.Aeren Deutschmeister, Johann Enstach von Westernach,
ki derteidigt wurde. Das Geld wurde so verschlechtert, daß
A- Dukaten ans 25 sl. stieg, ein Neichsthaler auf 12 sl., ein
DAter Korn von 4 auf 12 fl. Im Jahre 1626 wurde die
von der Pest heimgesucht wie in den Jahren 1541 und
iu denen man wegen der Menge der Todesfälle zu
kj, Leichenbegängnissen gar nicht mehr läuten durfte. Nur
», 'Hc,l in der Woche, Mittwoch mittags 1 Uhr, wurde da-
mit allen Glocken das Zeichen für die Verstorbenen gc-
^J'i. In dieser Zeit schwerer Bedrängnis wurde auch die
dj,' Sebastianns-Vrnderschaft eingeführt, die zum Danke für
i,>- Befreiung von der Pest jährlich am 20. Jan. etwa bis
s^Jahr 1830 eine feierliche Prozession veranstaltete und ein
lh,.A"t halten ließ. In diesen Pestjahren 1541 und l542
^ ^e auch, weil die Kirchhöfe um die Pfarrkirche und un
se?Hünikanerkloster nicht mehr hinreichten, der Gottesacker ans
jetzigen Platze errichtet. Im Jahre 1626 grassierte

nach dem Mergentheimcr Ratsbnch die Pest so heftig, das;
nicht ein einziges Hans zu finden war, das nicht einen Ver-
lust zu beklagen gehabt hätte. In der ganzen Mühlwehr-
gasse fand sich niemand mehr am Leben als ein Kind, das
bei Durchsuchung des Hauses gefunden wurde. Darum ließ
man einen Totenwagen verfertigen, dessen Räder mit Filz um-
wunden waren, um die Toten anfznladen und in eine Grube
zusammen zu begraben, und um die wenigen Lebenden nicht
allzusehr zu erschrecken.
Doch die eigentlichen Leiden des Kriegs sollte die Stadt
erst noch kosten. Als im Jahre 1631 die schwedischen Scharen
sich auch nach Franken wälzten, ließ der Deutschmeister Jo-
hann Kaspar von Stadion seine Residenz gegen die siegreichen
Feinde in Verteidigungöstand setzen. Er selbst begab sich auf
Geheiß des Kaisers am 1. August dieses Jahres nach Frank
fnrt und von da nach Wien. Der Ordenskanzler von Satt
begleitete ihn.
Weil die immer näher anrückenden Schweden alle katho-
lischen Geistlichen niedermachten, floh der Kapuziner-Guardian
mit seinen Mitbrüdern am 13. Oktober 1631. Ihnen fast
ans dem Fuße folgten die Schweden, und es begann das blu-
tige Drama, das sich in folgenden Akten abwickelte: 1) Be-
lagerung und Übergabe von Neuhans. 2) Belagerung und
Übergabe der Stadt Mergentheim. 3) Die Schweden Herrn
der Stadt. 4) Abzug der Schweden. (Fortsetzung folgt.)

lvi. Der hl. Ernst von Neresheim.

Da es auch einen hl. Ernst von Zwiefalten giebt und
ein hl. Ernst bei Buceling angeführt erscheint, so ist fest zu
halten, daß der hl. Ernst von 9k er es he im ein ganz ande-
rer ist, als die hier Angeführten. Es ist unbekannt, wo er
die Gelübde abgelegt hat und ob er von Zwiefalten oder von
Einsiedeln, oder aus irgend einem andern Kloster hierher ge-
kommen sei. Unbekannt ist auch der Ort seiner Profeß-
Ablegung. Daß er aber der erste Abt in Neresheim war,
beweisen alte Gemälde, welche in dem Kapitel ansgchängt
waren, und eine Spezialchronik, die im Jahr 1582 im Streit
gegen die Grafen von Öttingen dem damaligen Papste, be-
ziehungsweise dessen Legaten Ludwig Madrntins ansgefolgt
wurde. Ernestus von Neresheim, 1005 zum 1. Abte
gesetzt, starb den 13. Juli 1096 durch grausame Auswindnng
seiner Eingeweide in Eorracaim in Syrien durch die Hände
einer wilden Schar von Sarazenen, die ihn einsingen, als er
eben mit Einsammeln von Reliquien beschäftigt war und vieles
für die Ehre Gottes gewirkt hatte. Die Palme des Mar-
tyriums schmückt ihn, der zur Befreiung des hl. Landes mit den
Kreuzfahrern die schwierige Reise in das Morgenland gemacht
hak und von dort seine letzte Reise zum Aufgange der ewigen
Sonne antrat. Abt Ernest von Zwiefalten wurde 1158, also
62 Jahre später zu Mekka ans die nämliche Weise ermordet.
Mögen diese zwei württembergischen Heiligen uns, ihren Lan-
deskindern, mit ihrer Fürbitte kräftigst zu Hilfe kommen.
Abschrift aus einer Kloster Nereöheimischcn
Chronik Seite 27.
»NeMu!> Ernestus ex vero antistjte,
lesu servatopis Illartjr ^(orjosu^.')

i. 8a1ve eraesul coronate!
8a1ve ^lart/r purpurate!
lot invicte praeNis.
8alve 8^cius caeio Natum,
plus amanciuin, plus amatum
Omnibus Oymmelüs.

2. O laueste p-aureate,
t^ui pro lesu tarn corclate
Vitam atcpie 8an^uinem
prolunclenclo Nie pu^nasli,
Uonec omnem triumpliasti
^tbnici t^ranniclem.

') KH.XXXXVI (1096).
 
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