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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 4.1887

DOI Artikel:
Die katholische Pfarrkirche zu St. Martin in Leutkirch, [4]
DOI Artikel:
Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20204#0098

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93

Theologie, war gleich nach dem Abgänge des vorigen
,^rrers a Thann angestellt; wegen körperlicher Leiden resig-
^Ue auch er 1614 ans die Psarrstelle und starb im Kloster
kNedikt-Beuren 1617. (Fortsetzung folgt.)
Nirchrulmulumst irr der würLlemliergMzen
Rrsiden;.
(Fortsetzunc;.)
Ausgezeichnet durch Neichtnin an plastischer, durch ge-
^llnackvollste architektonische Dekoration gehobener Schönheit,
^ ^er südliche Eingang der Kirche, das prächtige Apvstel-
(T. IV, 3, An. T. V). Vollendet wurde es im Jahr
^4 (oder 1492). Das Werk beginnt mit spätgotischem Maß-
s kJ k, dann kommt in der elliptischen Form darüber eine sehr
i,^ne Darstellung der Kreuztragung Ehristi, und zwar
? dein Augenblick, als der Herr zusammenbricht und Simon
Cyrene sich bemüht, ihm das Kreuz abzunehmen. Der
Henkersknecht und ein römischer Kriegsmann feuern ihn roh
Weitertragen an. Hierüber sehen wir oben im Zwickel
^ Wimpergs die Auferstehung Christi nnd dann die
Wandbilder der 12 Apostel mit Christus als Welt-
^ller in der Mitte, in zwei Reihen folgendermaßen:
tZ^.pbus Andreas Petrus 1118 Johannes Jakobns Judas
Altere 2 1 f 7 der Jüngere Thadäus
3 8 9
^thöus Siuivu Philippus Thomas Paulus Bartholomäus
6 5 4 10 lstatt Judas Jskariot) 12
II
... Paulus könnte gerade so gut, wie an Stelle des Ber-
bers Judas Jskariot, der z. B. nicht mehr lebte, als die
hst Apostel den hl. Geist empfingen, an Stelle des von den
^ Aposteln selbst zu ihrer Ergänzung berufenen Apostels
^tthias stehen.
In den beiden Fialen des Portals standen ehemals zwei
E^Uren auf Konsolen, die bis ans die neueste Zeit fehlten.
Tafel V des Heidelosfschen Werkes sind zwei (Petrus
Paulus) von Heidelvff selbst hineingezeichnet. Nun stehen
v^en: der Prophet Jeremias, oben der Vorläufer Christi:
'^Hannes Baptista.
, Nach Heidelvff kennt man bis heute noch nicht den
^ .^u st l e r des berühmten Bildwerks, noch den Stifter
.^selben; denn auch die an den Konsolen der Apostelstatuen
^Aioil und Paulus (in der unteren Reihe rechts) angebrach-
Wappenschilde sind noch nicht klargestellt. Wie wir aber
oben erwähnten, haben eingehendere Untersuchungen in
fester Zeit die Thatsache zunächst ergeben, daß in jener
^kit ein Georg Albrecht oder Albrecht Georg als Baumeister
,^Hai,no 1495 zunächst sertiggestellten Kirche fungierte. Dieser
ein höchst bedeutender Architekt gewesen sein: er kann
leicht den ganzen Plan des prächtigen Bildwerkes ent-
^H'len und dessen Ausführung geleitet haben. Auf dem einen
^tzpenschilde sind 3 (stilisierte) Lilien, aus dem anderen ein
Darren mit 3 Sternen. (Heideloss, S. 19, F. 2 und 3.)
Damals führte nicht nur der Adel, der hohe sowohl als
niedere, sondern auch der höhere Bürgerstand Wappen.
M kann fast sagen, au einem solchen kannte man den
, W'izier. So ist es auch sehr wahrscheinlich, daß das zweite
schein Sparren das des Baumeisters, das erste das des

^">ters ist. Ganz in Vergessenheit geraten wäre dann der bezw.
^ Bildhauer, der die wirklich schönen Bildwerke ans dem
herauszauberte. Alle Zweifel wären durch folgende
k-Asassung gehoben, welche wir in: Das Königreich Württem-
^3- Heransgegeben d. d. K. statistisch-topographischen Bureau.

II. Bd. 1 Abtl. Buch III S. 281 (Stuttg. W. Kohlhammer
1884) finden: Albrecht Georg, auch Bildhauer, fertigt das be-
rühmte Apostelthor an der Stuttgarter Stiftskirche.
Ans der Seite führt noch ein weiterer Eingang in die
Kirche, die sog. Brant-Thüre, vor der Seitenkapelle U des
alten Turms E. In ihrem Spitzbogen, der ebenfalls durch
einen Eselsrücken mit Krabben auf den Schenkeln überhöht
erscheint, sind die Wappen des Grafen Ulrich des Vielgelieb-
ten nnd seiner beiden ersten Gemahlinnen (s. 0.) angebracht.
Eine, von einer Galerie mit mannigfach wechselndem gotischem
Maßwerk bekrönte, gewölbte Vorhalle mit spitzbogigen Ar-
kaden, zu der eine Treppe mit gotischem Geländer führt, wurde
diesem Portal später vorgebant, mit Erweiterung der Seiten-
kapelle R, so daß sogar ein Teil des geschweiften Bogens und
dessen Blume dadurch verdeckt wurde. Die Konsolen des
Netzgewölbes dieser Vorhalle, dessen Schlußstein mit
einer Neliefdarstellnng: Adam nnd Eva unter dem Baum der
Erkenntnis, geschmückt ist, bestehen in Engelsbrnstbildern, welche
Wappenschilde in den Händen halten, gleich der an dem einzigen
freistehenden Eckpfeiler, unter einem Schntzdache früher je eine
jetzt fehlende Statue trugen. Die 2 vordersten, die südliche
und östliche haben in neuester Zeit wiederum Standbilder er-
halten, die die Propheten Hesekiel und Jsaias darstellen.
Der, wie oben erwähnt, 1495 vollendeten Kirche fehlten
nur Türme. Projektiert waren nach dem ursprünglichen
Banplane drei, ein großer über dem westlichen Haupteingang
nnd da wo Chor nnd Schiff zusammenstoßen, aus jeder Seite
ein kleiner. Leider wurde dieser Plan nicht ausgeführt, offen-
bar weil das Geld fehlte. Wie es mit dem nördlichen ging,
s. 0. bei Beschreibung der Fenster des Chors, der Sakristei
n. s. w.; der südliche ist der alte (L), dessen romanische Teile
oben beschrieben sind. Er wurde 1488 erhöht, 1578 baute
man statt des baufälligen Umgangs einen nenen durchbrochenen,
steinernen und einen neuen Dachstnhl, der 1798 mit Schiefer
gedeckt wurde. Der große Turm im Westen wurde 1490 be-
gonnen, 1495 kam man zum unteru, 1513 zum Mittlern Um-
gang. Trotzdem man aber seit 1522 von jedem Mitglied des
Stifts bei seinem Eintritt einen Beitrag erhob, selbst, wie
Cleß, Landes- und Kulturgeschichte, II. Teil, 2 Abtl. S. 265
meldet, eines der Franenhäuser der Stadt 1 Pfd. (Heller)
beisteuern mußte, wollte nichts vorwärts gehen, nnd i. I. 1527
klagte der Magistrat in einer Eingabe an die österreichischen
Regenten des Landes, jenes Eintrittsgeld werde nachlässig be-
zahlt, nnd „bei anfkommender Or. Luthers Lehre" falle über-
haupt kaum der 10. Teil der jährlichen Opfer n. s. w. So
erließen die Regenten ihm einige bisher bezahlten Abgaben.
Jetzt kam 1531 auch der oberste Umgang zu stände, denn aber
eilte man, fertig zu werden: man ließ den im alten Bauplan
liegenden weiteren Aufsatz weg und setzte gleich ein kleines,
häßliches Dach darauf, jetzt metallenes Zeltdach.
In dem großen Turm sind 2 Glocken, von denen
die erste, große die Guldenglocke (weil jeder, der sie läuten
durfte, 1 Gulden hiefür bezahlen mußte >?!>), die zweite die
Zehnschilliugsglocke genannt wurde. Gegossen wurde die erste
von Marx Hillern in Biberach 1520, die zweite von dem zu
gleicher Zeit als Glockengießer blühenden Martin Billing,
ebenfalls einem Biberacher. (S. Kirchenschmnck, 1863, XIV.
Bd. S. 92. Miszellen.)
Zum Schluß gedenken wir noch der großartigen Orgel.
Während die Kirche schon 1381 ihre erste Orgel erhielt, wurde
die jetzige i. I. 1737 von Martin von Hayingen für die
Klosterkirche zu Zwiefalten gebaut nnd 1807—1811 nach
Stuttgart gebracht. Im I. 1837—1845 wurde dieselbe mittelst
 
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