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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0076
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Leider fehlt es der Akademie der bildenden Künste an Raum,
um die grosse Anzahl von tüchtigen Gemälden, die ihr Eigen-
thum sind, würdig zu placiren. Sie werden sicher erstaunen,
wenn ich von einem bisher unbekannten Schatze von Gemälden
spreche. Ich werde Ihnen darüber baldigst ausführlich Bericht
erstatten. Ausser der mit der Akademie vereinten Lamberg-
schen Galerie besitzt die Akademie 85 altvenetianische Gemälde,
welche derselben vom Kaiser Franz I. geschenkt und bisher
minder oder gar nicht beachtet, unrestaurirt und aufgerollt wa-
ren. Seil den letzten Jahren aber wurden sie aus ihren Win-
keln herausgesucht, nach und nach restaurirt und an passenden
Plätzen aufgehängt. Unter diesen befinden sich wundervolle
Plafondgemälde von Paul Veronese, Porlraits von Tintö-
retto, Werke von Cima de Conegliano, Girol. Muziano,
Bonifacio, Vivarini u. s. f., welche den ersten Galerien als
Zierden dienen würden. Die kolossale Unkenntniss aber und
der geringe Kunstsinn, der hier leider auch einen Theil" der
Kunstwelt beherrschte, hat jene Werke der Vergessenheit preis-
gegeben , jetzt sind sie aber grossentheils schon" restaurirt und
bilden einen Theil der Zierde der Modellsäle, welche auch von
nun an jedem Samstag von 9 — 2 Uhr dem Publikum zugänglich
geworden sind. Auch in Beziehung der Basreliefs wurde' die
besondere Anstalt getroffen, dass vorzugsweise die aus der
Zeit um und nach Phidias, so wie die des Mittelalters von.
Ghiberli zum Studium des Basreliefs besonders aufgestellt
wurden, da man vermeiden will, dass das Basreliefstudium, in
der alten Weise fortgesetzt würde, wo man bloss runde Figu-
ren der Köpfe ins Basrelief übersetzen Hess, ohne auf die be-
sonderen Bedingungen und Eigenthümlichkeiten des Basreliefs
Rücksicht zu nehmen.

Eine besondere Abtheilung der Akademie bildet die Ku-
pferstecherschule, unter Leitung des Prof. Stöber. Die
Reform dieser Abtheilung erfordert bei dem niedrigen Stande
der Kupferslecherkunst besondere Umsicht und Zeit. Vorerst
wurde bestimmt, dass jeder eintretende Zögling vor der Aka-
demie-Leitungvolle Zeichnenfertigkeit und eine tüchtige Kurist-
blidung ausweisen muss. Es wird ferner darauf gesellen, dass
die Zöglinge der Kupferslecherschule sich auch während ihrer
Studienzeit im Zeichnen, sowohl nach der Natur, als nach Ge-,
mälden und Zeichnungen, üben. Endlich wurde bestimmt, die
talentvollsten Schüler direkt zu unterstützen und im Auftrage
der Akademie Gemälde stechen zu lassen. Zu den Kunstwer-
ken, die zum Stiche vor der Hand bestimmt wurden, gehören
unter andern Gemälde von Paul Veronese, Lorenzo' Ba-
stianus, der sogenannte Fuggersche Sarkophag in der Am-
brasser-Sammlung, wodurch wir.hier eine Rüge des verdienten
F. G.' Welker auszugleichen suchen. Man hofft auf diese Weise
tüchtige jüngere Kräfte heranzubilden und für die Entwicklung
eines Kunstzweiges zu sorgen, der bei uns leider so sehr her-
abgekominen ist, dass nicht einmal den handwerklichen Anfor-
derungen Genüge geleistet wird.

Die Kupferstecherschule wie die Landschaftsschule
bilden förmliche Ateliers, d.h. dasjenige, was sich bei grös-
seren Kunstbedürfnissen aus der s. g. Vörbereitungsschule ent-
wickelt und an dieselbe anschliessen soll. Die Landschafts-
schule, deren: Besuch an dieselben Bedingungen, wie die der
Kupferstecherschule gebunden ist, nur mit dem natürlichen.Zu-
sätze, dass sich eine besondere Befähigung für die Landschaft
zeigen müss, steht unter der Leitung des Veteranen in dieser
Richtung, des Professor Steinfeld.

Mit diesen genannten drei Abtheilungen der Akademie ste-.
hen ausserdem noch theoretische Vorträge in Verbindung,

und zwar; a. über Perspektive für Maler (Prof. van der Null),

b. Anatomie für Künstler (Professor Ritter von Preyer), und

c. Kunst- und Weltgeschichte (Docent Eitelberger v. Edel-
berg). — Die Unterrichtsstunden sind in den praktischenTheilen
(mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage und des Samstages)
täglich von 9 —12 Uhr im Winter, und von 6 — 9 Uhr im Som-
mer. Das Schulgeld beträgt halbjährig 6 Fl. CM.— Mit der
Akademie ist auch, ausser der Lamberg'schen Galerie, noch
eine Bibliothek und Kupferstich - und Handzeichnungssammlung
in Verbindung. Letztere wurde jüngst mit einem wahren Schatze
bereichert, einer Fauna Austriaca in Aquarellen, welche der ge-
niale Künstler und Porlrailmaler Daffinger, zugleich Kenner
und Freund der Botanik, mit einem Geiste und malerischen
Takte aufgefasst hat, welcher diese Sammlung zu einem Unicum
in der Kunstgeschichte macht. — Die Reform der Architektur-
schule, welche jetzt unter der Leitung der Architekten Rös-
ner, van der Null und von Sicardsburg steht, ist bis
jetzt noch Gegenstand der Berathungen.

Die ganze Akademie untersteht jetzt einer zum Behufe der
Durchführung der Reform niedergesetzten Akademie-Leitung,
welche aus den Herren Rösnor, Kupelwieser, Führich,
van der Null, Sicardsburg und Eitelberger besteht.
Auf deren Veranlassung werden jetzt auch die vorzüglichsten
Ornamente und Figuren der Stepbanskirche zum ersten Male
geformt und dadurch auch auswärtigen Sammlungen Gelegen-
heit geboten, Abgüsse davon zu besitzen.

Wovitätenschau.

Zahn, Prof. W., die schönsten Ornamente und merk-
würdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculanum und Sta-
bile. .„Dritte Folge, drittes Heft. Gr. Fol. Pr.: 8 Thlr. Pracht-
ausgabe iiiThlr. Berlin, Dietrich Reimer. — Einzeln ist aus
diesem Hefte zu haben: Perseus und Andromeda, 1 Blatt
in Farbendruck. 5 Thlr.

L'Artiste, Revue de ' Paris. Erstes December-Heft.
1850. Eudore Soulie: Die Ausstellung im Palais Royal im
Jahre 1673. — Artistische Beigaben: „die ländliche Brücke",
landschaftliche Radirung von Louis Marvy nach Decamps,
„die Badende", Stahlstich von Ales, „der Spinnrocken", mit
dem sich eine Bäuerin aus der Auvergne beschäftigt, gemalt
und gestochen' von Chaplin.

Zweites December-Heft. — Antoine Etex: Ueber die
Skulptur, Fragment aus einem demnächst herauszugebenden:
Werk: „Elementarkursus imZeichneri, angewandt auf die Bau-
kunst, die Skulptur, und die Malerei, so wie auf die industriellen
Künste." — Beilagen: „Wie den Mädchen der Verstand kommt:"
Ein sehr hübscher Stich" von Paul'Colin nach E. Wattier,
ä Waldquelle", sehr gelungene landschaftliche Radirung von
Hilaire Guesnu. „Christoph Columbus", Lithographie von
Ghemar nach einem Gemälde von Lies.

Erstes Januar-Heft. 1851. L. Clement de Ris: der
Salon, Introductionsartikel. — Henry Trianon: Künstler-Zeit-
genossen, der Maler Victor Orseh— Kunstbeilagen: „Ein Ma-,
rabout", afrikanische Landschaft, gestochen von Ch. Carey
nach einem Bilde von Fr omentin, „Portrait von Velasquez",
eine gute Lithographie nach dem im Museum zu Madrid be-:
Endlichen Portrait von des Künstlers eigner Hand. C.'Nanfeuil
fertigte die Zeichnung, welche zu dem im vorangegangenen
Hefte angezeiglen Werke von Etex gehört. „Der erste Schwimm-
unterricht", Enten am Teich, Lithographie von Cherelle.

Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Uager in Berlin
 
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