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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0301
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

SimftMatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unter Mitwirkung von .., ■ r

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — 'Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — Förster in München — Eitelberger V. Edelberg in Wien

redigirt von Dr. F. Sggers in Berlin.

^#36.

Sonnabend, den 6. September.

1851.

Denkschrift über eine Gesammt-Organisation der, Kunst-
Angelegenheiten.

Im Auftrage des Preuss. Kultusministeriums zusammengestellt

von STp. Eggers.

(Fortsetzung.)

Ol.'
Musik -Lieh ran stalten.

Die vorhandenen, theils selbständigen, theils mit anderen
Anstalten verbundenen musikalischen Lehr-Institute sind 'im
Eingange dieser Denkschrift aufgeführt. Die erheblichsten Vor-
schläge zur weiteren Ausbildung derselben im Einzelnen oder
zur Verschmelzung derselben zu einem grösseren Gesammt-
Institut (Conservatorium), die bis zum Jahre 1848 gemacht
wurden, sind im Obigen, bei der Uebersicht der Geschichte der
Berliner Kunst-Akademie und ihrer Reformpläne, dargelegt
worden.

Ehe wir nunmehr zu den neuerlich gemachten Vorschlägen
über die musikalischen Lehr-Institute übergehen, ist.es ange-
messen, vorerst einen Blick auf die vorliegenden Materialien
(Reglements und Berichte) zu werfen, welche die Verfassung
anderweitig vorhandener Institute der Art kennen lehren.

Hieher gehört zunächst das Conservatorium für Mu-
sik und Deklamation zu Paris, welches mit den musika-
lischen Zwecken zugleich die für das Theater verbindet. An
der Spitze des Conservatoriums steht ein Direktor, .der dem
betreffenden Minister und der Spezial-Commission für die Theater
verantwortlich ist. Der .Unterricht ist unentgeltlich und betrifft
die folgenden Gegenstände. Für männliche und weibliche .Zög-
linge: 1. Lautes Lesen; 2. Französische Sprache; 3. Theatra-
lische Hallung; 4. Studium der Rollen; 5. Lyrische Deklama-
tion; 6. Solfeggio und Chorgesang; 7. Klavierspieler Sänger;
.8. Gesang; 9. Ensembles; 10. Praktische Harmonie- und Ac-
compagnements-Lehre; 11. Pianofortespiel; 12. Orgelspiel (ein
Viertel der Plätze für die weiblichen Zöglinge); 13. Harfe;

14. Dramatische Uebungen. — Für männliche Zöglinge allein:

15. Gründliche Harmonielehre; 16. Contrapunkt, Fuge, Gesahgs-
Composition; 17 — 27. Einzelne Orchester-Instrumente. — Zur
Seite des Direktors stehen zwei besondere Unterricht-Comites,
ein musikalisches und ein dramatisches. Mannigfache Konkurren-
zen, nach französisch nationaler Weise, finden unter den Schu-
lt. Jahrgang.

lern statt. Schüler-Arbeiten 'werden regelmässig zur öffent-
lichen Aufführung gebracht. Neben den Schülern hat das In-
stitut besondere Pensionäre. U. s. w.

Das Conservatorium für Musik zu Brüssel ist in
der Hauptsache ähnlich eingerichtet, mit dem Unterschiede je-
doch, dass die auf eigentlich dramatische Ausbildung bezüg-
lichen Unterrichtsfächer hier nicht vorhanden sind, dagegen in
der italienischen Sprache und in der Aussprache der lateini-
schen Unterricht ertheilt wird.

Weber das Cons-ervatorium der Musik in Leipzig
•heisst es in einem der darüber vorliegenden Reiseberichte:

;,Das Institut ist mit praktischer Consequenz aus vorhan-
denen, festen, günstigen Verhältnissen hervorgegangen und steht
in unmittelbarer, naturnothwendiger Beziehung zu den übrigen
Einrichtungen, die Leipzig schon seit langer Zeit zum Mittel-
punkte musikalischer Thätigkeit und Blüthe gemacht haben. Zu
diesen Einrichtungen gehören: -.

1. Der Thomanerchor., von Sebast. Bach gestiftet, mit
70 Freistellen.

2. Das Orchester, aus städtischen Mitteln unterhalten,
vom Theater nach festem Salz zu engagiren, mitwirkend in den
berühmten Gcwandhausconcertenf —

. Das Conservatorium ist städtisch und hat sein Lokal von
der Stadt. 6 Freistellen darin werden aus königlichen Fonds
bezahlt. Es werden .Unterrichtsgelder erlegt, die aber gestun-
det werden können. Der Musikunterricht geht auf theoretische
und praktische Musikbildung aus, und umfasst ersterer nach
dem uns vorliegenden Plane der Anstalt:

a. Harmonielehre in drei Klassen, auf bis zum dop-
pelten Conlrapunkt und zur Fuge. — b. Formen- und Com-
positionslehre. — c. Partitur spiel; Direktionskennt-
niss. — d. Italienische Sprache. — Während des Win-
terhalbjahres Vorlesungen über Geschichte der Musik, Aesthe-
tilt, Akustik u. s. w.

Der praktische Unterricht dagegen begreift In sich:

a. Unterricht im ;Gesange in zwei Klassen. — b. im
Insfcrumentenspiele (Pianoforte, Violine, Orgel). — In den
übrigen Instrumenten ist man an Privatunterricht gewiesen, der
aber unter Aufsicht des Direktoriums steht.

Wichtig sind nun noch folgende sich den Schülern bietende
Bildungsmittel:

. a. Theilnahme an den Proben jener Gewandhausconcerte
und an den 20 Winterconcerten selbst.

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