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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0411
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

JamftMatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unter Mitwirkung; von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf —. Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — Förster in München — Kitelberger v. Edelberg in Wien

redigirt von Dr. E*. Eggers in Berlin. ■_..,:

.M 49.

Sonnabend, den 6. December.

1.851.

lieber goldene Bilderrahmen.

In einer Ihrer letzten Nummern ist den goldenen Bilder-
derrähmen der Krieg erklärt worden. Da man indessen Nie-
manden ungehört verdammen soll, so erlauben Sie mir, als
Anwalt und Vertheidiger derselben in die Schranken zu treten.
Ich habe seit langen Jahren geglaubt, dass Oelgemälde sich nur
in Goldrahmen gut ausnähmen, während andere Bilder, nament-
lich Kupferstiche durchaus keine Goldrahmen vertragen könnten,
und ich bildete mir bisher ein, dass ich dies nicht allein von
Antlern gehört, sondern auch durch eigene Beobachtungen er-
fahren hätte. Daher habe ich mich stets ungern entschlossen,
Kupferstiche in die wohlfeilen Goldleisten einrahmen zu lassen,
und ich glaubte zu bemerken, dass zugleich mit dieser Unsitte
auch die übermässig breiten Papierränder an Kupferstichen und
Lithographieeh in Mode gekommen wären, welche vielleicht den
hässlichen Goldrahmen weiter von dem Bilde entfernen sollten.
Freilich hat es mir niemals einleuchten wollen, dass mit diesen
breiten weissen Bändern etwas Erhebliches gewonnen wäre,
ausser, dass ein grösserer Theil der Wand damit bedeckt wurde.
Eine so eingewurzelte Meinung lasse ich mir nun- nicht gern
ohne Gründe nehmen, und in dem Aufsatze, den ich hier zu
widerlegen gedenke, kann ich keine recht stichhaltigen Gründe
erkennen. Ich erfahre zwar daraus, dass die goldenen Bilder-
rahmen in einer Zeit der Geschmacklosigkeit und des: Luxus
aufgekommen seien.* Ich will die Thalsache dahingestellt sein
lassen. Aber wenn sie auch richtig wäre, so würde ich dar-
aus doch nicht den Schluss ziehen, dass Geschmacklosigkeit
und Luxus die Ursache seien, weshalb man bei Oelgemälden
den Gebrauch goldener Bilderrahtnen angenommen habe. Denn
ich habe gelernt, dass keine Schlussfolgerung so bedenklich
sei, als.die, welche auf Verwechselung der Zeitfolge mit der
ursachlichen Verbindung beruhe. Es kann trotz dem, dass die
Goldrahmen in der Zeit der Geschmacklosigkeit eingeführt sind,
dennoch ein ästhetischer Grund vorhanden sein, der zu ihrer
Annahme geführt hat, und ich habe in der That bisher geglaubt,
dass dieser Grund nicht ganz unbekanut sein könnte, dass er
aber mit einer Eigenheit der Oelmalerei in Verbindung stehen
müsse, da eben auf diese sich der Gebrauch der Goldrahmen
beschränkt. .--;.■■.

Wenn ich die Eigenschaften der Oelgemälde und die der
Goldrahmen betrachte,' so finde ich, dass sich die ersteren von

U. Jahrgang.

anderen Gemälden durch ihre Dunkelheit, letztere von ande-
ren Eahmen durch ihren. Glanz unterscheiden. Nun ist es
aber eine bekannte Thatsaclie, dass das Dunkle durch das Helle
verdunkelt,- und das Helle durch das Dunkle stärker erhellt
wird, so dass etwas Dunkles dunkler und selbst kleiner er-
scheint, wenn es sich in heller Umgehung befindet, während
das Helle noch heller und grösser wird, wenn es neben etwas
Dunklem steht. Da nun die Oelfarben ihrer Natur nach dunkel
«*w(j|"um Nachdunkeln geneigt sind, so müssen die Lichter in
0!e'SfenäFH,en durch tiefe Schatten gehoben werden, und dies
gelingt offenbar noch hesser, wenn man die Schatten durch
helle und . glänzende Einfassung noch dunkler macht. Daraus
erkläre ich mir den Gebrauch der Goldrahmen, und selbst die
Einführung dieses Gebrauchs zu einer Zeit, wo man die hellen
und glänzenden Farben überhaupt aufgab, und in Rembrandt'-
schem Helldunkel, in trüber Beleuchtung und gebrochenen Far-
ben sein Heil suchte. Freilich werden diejenigen, welche sich
wieder hellen und glänzenden Farben zugewendet haben, der
goldenen Rahmen entrathen können. Mögen sie den Versuch
mit anderen Rahmen machen. Davor braucht man tüchtige Künst-
ler nicht zu warnen, dass sie ihre Bilder durch übertriebene
Pracht des Eahmens in den Hintergrund stellen. Will, aber ein
Pfuscher seiner Arbeit durch den Rahmen Werth verleihen,
so .ist ihm der Versuch zu gönnen, und wer ein solches Schau-
stück kaufen will, der mag sein Geld daran wenden. Kunst-
vereine aber sollen in dieser Hinsieht keine Beschränkung üben,
ausser dass sie Bilderrahmen, die mit Gemälden verziert sind,
billig in die Gewerbe - Ausstellungen verweisen.

Ich weiss nicht, ob die Künstlerwelt diese Gründe gut
heissen wird. Es giebt allerdings Einige, welche Farbe, ich
meine helle, reine, bunte Farbe, wie man sie vor Spagnoletto und
ähnlichen Dunkelmännern gemalt hat, für Ueppigkeit und un-
lauteren Luxus halten. Solchen ist nicht gut predigen. Wer
aber was auf Farbe hält und den Wirkungen von Hell und
Dunkel mit Aufmerksamkeit zugesehen hat, wird mindestens, es
der Mühe werth halten, der Sache weiter nachzusinnen, und
wer auf diesem.Wege zu besserer Aufklärung über den Gegen-
stand gelangen sollte, wird sicher nicht blos den Schreiber die-
ses durch i Mittheilung derselben verpflichten.

Göttingen. - Friedr. Willi. TCnger.
 
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