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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0226
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Laufbahn geschaffen. Dass er die Züge der unglücklichen Kö-
nigin, wie sie uns von der Hand ihrer Malerin, Vigee, Lebrun
so vielfach überliefert sind, etwas in's Breite gezogen, und aus
der 38jährigen Frau beinahe eine Matrone gemacht hat, ist wohl
nicht ohne Grund und mit Ueberlegung geschehen. Unnütz
wäre es auch, mit dem Künstler über die Wahl seines Gegen-
standes rechten zu wollen, da er nun einmal mit ausschliess-
licher Vorliebe bei jenen Blättern der Weltgeschichte verweilt,
die mit dem Blute königlicher .Schlachtopfer besudelt sind. Der
grösste Theil der Darstellungen D.'s gehört durch den Adel des
Styls unbedingt der historischen Gattung an; aber geschichtliche
Bilder im höchsten Sinn des Wortes sind sie in sofern nicht,
als der Künstler sich darauf beschränkt, den an sich schon er-
greifenden und inhaltsreichen.Moment, wie ein getreuer Chro-
nikenschreiber, für sich reden zu lassen, nie aber mit philo-
sophischem Geiste und mit schöpferischer Einbildungskraft eines
jener folgereichen Ereignisse aus den Jahrbüchern der Mensch-
heit herauszuheben und darzustellen gewusst hat, das in der
Bildungsgeschichte unseres Geschlechtes Epoche gemacht, und,
als seiner vollen Bedeutung nach dem Reiche der Ideen ange-
hörig, mehr.den denkenden als den gaffenden Beschauer fesselt.
Das Bild wird von Frau 90 is in Kupfer gestochen. Der
Eigenthümer, Hr. Goupi', hat, wie versichert wird, bereits
50,000 Fr., die von einem Engländer dafür geboten worden,
ausgeschlagen.. -, ... .0/»

Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des Grossen.

Von Bf. Weiss.
(Fortsetzung und Schluss.)

Der mit so grossen Opfern verbundene Friede, welchen
Preussen genöthigt war im Jahre 1807 abzuschliessen, wie die
darauf folgenden vom Minister Hardenberg im Jahre 1810 ge-
leiteten vorbereitenden Maassregeln zur Wiederherstellung des
Staates, wodurch einigermassen die gedrückte Stimmung des
Landes wieder ermulhigt wurde, waren dennoch nicht sogleich
im Stande, einzelne grossartige Unternehmungen besonders zu
begünstigen.

Inzwischen hatte der unerbittliche Tod dem Lande seine
innigstgeliebte Königin geraubt (19. Juli 1810) und nunmehr
galt es zumeist den Künstlern, als heilige Pflicht, dieser Fürstin
ihren Herzenstribut zu zollen.

Während.des im Anfange des Jahres 1813 begonnenen Be-
freiungskrieges, welcher bis zum Jahre 1815 die Gesammtinte-
ressen Preussens in sich aufnahm, war an Einzelunterneh-
nvungen des Staates noch weniger zu denken, und wenn gleich
die Künstler, ungeachtet der Kriegsstürme, nicht gefeiert.hatten,
so galt es doch nunmehr der ihnen zunächst liegenden Zeit mit
ihren, meist von Enthusiasmus begleiteten Thaten. der lebenden
Kriegshelden, deren Verewigung sie ihre ganze künstlerische
Thätigkeit widmeten. Nur von dem mehrfach erwähnten B a r -
dou. sah man Friedrich II von carrarischem Marmor. — Alles was
unter den, im Jahre 1815 ausgestellten, durch die Tapferkeit
der. vaterländischen Truppen wieder eroberten Gemälden und
Kunstwerken als auf Friedrich den Grossen bezügliche Arbeiten
genannt wird, besteht in:
— Einer vergoldeten bronzenen Statu» equestris Friedrichs II
und. einer Büste desselben von weissem Marmor; das bei
weitem Wichtigere aber, dessen Verlust unersetzlich gewesen
wäre, war die zwei Stunden nach dem Tode Friedrichs des
Grossen über ihm abgeformte Original - Maske von Wachs,
die sich ebenfalls unter diesen, wieder heimgebrachten, Ge-
genständen: befand.: — . , .'•■;■-

Mit dem siegreich beendeten Kampfe trat durchaus die Ge-
genwart in ihre Rechte, und hatte man sich schon in den Kriegs-
zeiten fast ausschliesslich mit ihr beschäftigt, so zeigte sich
diese Sinnesweise noch bestimmter in den nächstfolgenden Jah-
ren, in denen man sich, neben Errichtung von Monumenten
einzelner Helden des Befreiungskrieges, hauptsächlich damit
beschäftigte, die Stadt durch zweckentsprechende und zugleich
grossartige Bauten zu verschönern.

Das Wenige, was auf den Ausstellungen der Jahre 1820
(von Schadow die Büste Friedrichs des Grossen, in Metall),
1822 (in Gusseisen: Statue Friedrichs II zu Pferde, auf Posta-
ment, 19 Zoll hoch; — Friedrich II zu Pferde, auf einem Posta-
ment), 1824 (kleine Statue in Bronze Friedrichs des Grossen,
gegossen von L e q u i n e, nach S c ha d 0 w) u.: s. w. an das Denk-
mal des grossen Königs erinnert, zeigt deutlich, wie sehr an-
dere Interessen an die Stelle des früheren Enthusiasmus getreten
waren, und wenn auch hin und wieder die ursprüngliche Idee
besprochen wurde, so fehlte es dennoch jetzt an einem durch-
greifenden, von Enthusiasmus geleiteten Entschluss.

Da erschien unter dem 28. November 1829 eine Kabinets-
Ordre an den Geh. Oberbaurath Schinkel, in welcher der Kö-
nig demselben auftrug, einen Entwurf zum Standbilde Frie-
drichs II einzureichen, und als im folgenden Jahre der Provin-
ziallandtag der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nie-
derlausilz die ehrfurchtsvolle Bitte am Throne niederlegte, durch
freiwillige Beiträge zunächst aus der Mark Brandenburg und
sodann aus der ganzen Monarchie das Beabsichtigte ins Leben
rufen zu dürfen, eröffnete der König den Ständen — wie einst
Friedrich Wilhelm II dem Minister von Heinitz — „ dass er die
Errichtung eines solchen Denkmals seiner eigenen Fürsorge
vorbehalte, und zur Ausführung seines durch die Ungunst der
Zeiten, bis dahin gehemmten Vorhabens bereits Einleitungen
habe treffen lassen".

Obgleich der . Ausstellungskatalog vom Jahre 1830 nur
eine das Monument betreffende architektonische Zeichnung (äus-
sere Ansicht und Grundriss) enthält, welche der König]. Ober-
Hof-Baurath C. W. Titel in Berlin ausgestellt hatte, so geht
doch aus der von Schinkel herausgegebenen Sammlung sei-
ner Entwürfe hervor, dass dieser sich schon früher, vor dem
Jahre 1829., mit demselben Gegenstand beschäftigt hatte.
... Dieser erste Schinkel'sehe Entwurf zum Denkmal des
grossen Friedrich, welcher sich im fünften Hefte jener Samm-
lung befindet, zeigt den König, in idealer Weise, über dem
griechischen Chiton mit dem Königsmantel bekleidet. Stehend
auf prächtiger Quadriga, trägt er in der Linken das Scepter,
während er die Rechte segnend von sich streckt. Dem von den
vier lebhaft vorschreitenden Rossen gezogenen Wagen folgen
zu beiden Seiten die Gestalt der Gerechtigkeit und die eines
nach dem Kranze ringenden Kriegers. Ein von starken und
freistehenden Pfeilern gebildeter Unterbau, der wiederum auf
mehreren Stufen sich erhebt, dient dem eigentlichen Standbilde
zum Postamente. Die Stirnseiten der Pfeiler schmücken Relief-
gestalten, mit symbolischer Beziehung auf die Thaten des Mo-
narchen. Auf jeder Ecke des Monuments erhebt sich ein reich
dekorirter Candelaber.

Ohne auf diesen oder einen der bereits vorhandenen Ent-
würfe') näher einzugehen, erhielt Schinkel noch in demsel-
ben Jahre (1829) die königl. Weisung, verschiedene Entwürfe
anzufertigen, wobei besonders der Wunsch geäussert- wurde;
das Monument in Gestalt einer grossen Säule, ähnlich der des

1) Wenn wir hier nicht etwa den im Jahre 1798 von Rustad ein-
gesandten — der König auf einer Trajarissäule stehend — ausnehmen müs-
sen? — Siehe ohen.
 
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