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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0334
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314

so viele Zweige der vaterländischen Technik geübt habe. In
Erwägung dieser Verbindung der bildenden Künste mit der Bau-
kunst und diese Vermittelung steigern sich die pekuniären Wün-
sche bis auf 48,000—50,000 Thlr. jährlich für Bauzwecke.

So viel über die Auffassung. Specielleres über.die Aus-
führung hat ein. Mitglied der Königsberger Akademie, Hr. Gem-
mel, vorgelegt, dessen Aufmerksamkeit kein Gebiet der Kunst-
arten entgangen ist. Nach seinem Vorschlage würde hei einem
Bauwerke, das Jahrtausende dauern soll, gewissermaassen das
ganze Volk mit ins Interesse, ja mit in die Bethätigung zu ziehen
sein, dadurch nämlich, dass nicht Einem, sondern zunächst Dreien
der bedeutendsten Talente der Auftrag zu einem Entwürfe zu ge-
ben sei. Freiwillig dürften sich noch so Viele betheiligen, als da
wollen, es sollen sogar neben den Beauftragten noch drei beste
freiwillige Pläne angemessen honorirt werden. Dann möge eine
Ausstellung des Eingelieferten erfolgen und das Publikum müsse
darüber sprechen, schreiben und erwägen. Ein entscheidendes
Collegium soll dann nach Hrn. Gemmel's Angabe seine Stimme
zuletzt mit Hinzuziehung des entstandenen kritischen Materials,
'ab-, und den erwählten Entwurf dem Künstler zu nochmaliger
Durcharbeitung zurückgeben. Ein zu edirendes Werk würde
schliesslich alle die Entwürfe mit Texten der Verfasser, Recen-
sionen u. s. w. veröffentlichen. Nebenbei sei solche Herausgabe
eine unvergleichliche Schule für jeden Architekten und Liebhaber.

Es möge verstattet sein, liier aus dem schon früher er-
wähnten Reisebericht des Hrn. Kugler (lieber die Anstalten
und Einrichtungen zur Förderung der bildenden Künste etc. in
Frankreich und Belgien. 1846) einige hierhergehörige Data über
französische Verhältniese anzuführen. „Die städtischen Kom-
munen", heisst es, „und vor allen die Stadt Paris, streben
der Wirksamkeit der Staatsregierung eifrigst nach. Und zwar
hat Paris ein Kunstbudget von jährlich 60,000 Francs, welche
Summe jedoch in der Regel nur zur Ausführung von einzelnen
Gemälden, Staffelei- oder Wandbildern, die zur Ausstattung
von Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden dienen, ver-
wandt wird. Für alle eigentlich monumentalen Unternehmungen,
für künstlerisch prachtvolle Bauten, plastische Monumente oder
ornamentistische Ausstattung der Bauwerke werden stets beson-
dere Fonds bewilligt. Die glänzenden Bauten, welche die Stadt
aus ihren Fonds hat aufführen lassen, sind bekannt".

2. Gartenkunst.

Ueber die erforderliche Pflege dieser Kunst, als einer
werkthätigen, liegen mehrfache Andeutungen vor. Die Sorge
für allgemeine Landesverschönerung, für die Einrichtung von
Volksgärten, Anlage um grosse Städte, Aufschmückung öffent-
licher Plätze, angemessene Einrichtung und Bepflanzung der
Begräbnissplätze, die entsprechende Ausstattung sonstiger dazu
geeigneter Ausführungen (Kunststrassen, Eisenbahnen, Schiff-
fahrlskanäle etc.) gehören hierher. Als besonders wünschens-
werth wird die Einrichtung von Mustergärten in solchen Ge-
genden, wo für die Gartenkunst noch wenig oder nichts ge-
schehen ist, — vor Allem aber die Anstellung eines geprüften
Gartenkünstlers bei jeder Regierung bezeichnet.

Hr. Gemme! räth die Stiftung von Lokalverschönerungs-
Vereinen (dergleichen übrigens schon an vielen Orten existi-
ren) an und wünscht, dass ihnen in ihrer Gesammtheit ein vom
Staate besoldeter Direktor vor'geordnet werde.

3. Bildende Künste.
Hier giebt es mannigfache Gelegenheit, die Schauplätze
des öffentlichen Lebens auszuschmücken mit würdigen Denk-
mälern der Kunst, wozu nationale Interessen und historische
Ereignisse den reichen Stoff geben; „Das köstliche Gut, eine

an Grossthaten und grossen Männern reiche Geschichte zu be-
sitzen" — sagen die Architekten der Berliner Kunst-Akademie

— „müsse auch in künstlerischer Beziehung von der Staats-
regierung zum Heile der Nation benutzt werden". Es soll also
das Volk seine Geschichte von den ehernen und marmornen
Denksäulen auf den Märkten lesen können; es ist allerdings
eines wackeren Volkes würdig, sich mit den Bildern seiner
hervorragenden Geister zu umgeben und stets wird ein gelun-
genes Denkmal der Art Gelegenheit haben, seine stille Gewalt
auf die Gemüther der Beschauer auszuüben. „Ohne öffentliche
Kunstthätigkeit", sagt die Akademie selbst in ihrem ersten
Gutachten, „ist kein Heil für die Kunst, keines von derselben
zu erwarten". — Im Uebrigen sind keine bestimmteren Vor-
schläge von dieser Körperschaft in Betreff der Kunstthätigkeit
für monumentale Zwecke eingegangen. Worauf von ihr haupt-
sächlich und mit besonderem Nachdruck gedrungon wird, sind
die materiellen Mittel. Die bisher immerhin bedeutende Summe

— heisst es — welche zur Fortsetzung der angefangenen Ar-
beiten nöthig ist, genüge für die vorhandenen künstlerischen
Zwecke nicht. Namentlich die Oelmalerei sei bei aller Aner-
kennung von dem, was dafür geschehen sei, noch nicht genug
berücksichtigt. (Im Ganzen wird jährlich ein Posten von 80,000
Thlrn. allein für neue Werke der Skulptur und Malerei begehrt.)

Näher geht auf die Vorschläge für monumentale Kunstför-
derung ein Mitglied der Akademie, Hr. Steinbrück, ein,
welcher in einem Separatvotum sich für die Ausschmückung
architektonischer Räume durch Wandmalereien und einzelne
grosse Oelgemälde erklärt, die zu der Bestimmung des Ge-
bäudes in Beziehung stehen. Ornamentistisch soll auch die
Skulptur hier hinzutreten, und ausserdem in der Ausführung
von Monumenten und sonstigen plastischen Kunstwerken für
öffentljche Plätze ihre Anwendung finden.

Ferner empfehlen noch die Auschmückung von öffentlichen
Gebäuden durch Fresken die Künstler von Königsberg. .

Was vorzugsweise gewünscht zu werden scheint, ist die
Anlage von National-Museem , Die „Vereinigung bildender
Künstler" zu Berlin bezeichnet die Einrichtung solcher Anstalten
als, einen langjährigen Wunsch der Künstlerschaft. Im Einklänge
mit ihrem Urtheil, dass für die Oelmalerei heutiges Tages nicht
genug geschehe, beantragt die Berliner Kunst-Akademie die
Gründung eines National-Museums in patriotischem Sinn.' Es
soll dieses Museum Momente der vaterländischen Geschichte in
weiterm und engern Sinne, Sitten und Gebräuche der Vor- und
Mitwelt, die schönsten Gegenden und Architekturen unseres
Vaterlandes dem Volke zur Anschauung bringen, seine Liebe
zur Heimath wecken, erhöhen und festigen.

Das wäre also ein politisch-und eultur-historisches
Museum zusammen, anders allerdings in seiner Auffassung,
als die bis jetzt merkwürdigste Anstalt dieser Art, das histo-
rische Museum zu Versailles in der Schilderung des Hrn. Kug-
ler (in seiner Vorlesung im Wissenschaft!. Verein am 7. Mai 1846)
erscheint. Wir führen dies an, theils um auf Derartiges, schon
Bestehendes hinzuweisen, theils um die hier vorgetragene Auf-
fassung von einer solchen Einrichtung bei uns klarer hervor-
treten zu sehen. „Eine künstlerische Belebung und Vergegenwär-
tigung der Geschichte Frankreichs" — sagt Hr. K. — „wie man
nach der ganzen Anlage des Museums schliessen möchte, ist in
diesen Darstellungen aber nicht gegeben, — es sind nur Bruch-
stücke einer solchen, nicht der etwa zufälligen Unvoliständig-
keit halber, sondern dem Prinzip nach. Die Inschrift am Ein-
gange des Schlosses „a touies les gloires de la France" —
spricht dies Prinzip unumwunden aus".— „Aber" — fährt Hr. K.
fort — „die Geschichte ist nicht allein gross in den Thaten des
 
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