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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0078
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lehrte Kunstfreund. In diesem Friedhofe ruhen die Künstler Jamnitz er, Herr
und Sandrart, Wurzelbäuer und Kupetzky, die Dichter Sachs und
Grübel; dicht vor uns liegt das gemeinsame Grab, das schon so manchen der
Unsrigen ausgenommen hat und noch aufnehmen wird. Aller dieser gedenken
wir mit diesem zweiten Blumenkränze." Den Schluß der Grabesfeier bildete
bei vollem Musik- und Männerchor ein Gesang aus der Tragödie Sartorius.
Darauf kehrten kurz vor Mitternacht mehr schweigend als laut die Tausende in.
die Stadt.zurück, die Künstler und Kunstfreunde aber zum nächtlichen Festgelagc
in der alten Behausung ihres Gefeierten."

Im September dieses Jahres erging gemeinschaftlich von Halberstadt und
Berlin aus eine Aufforderung an die deutschen Kuustvereine, behufs näheren
Verbandes derselben, Repräsentanten zu einer am 16. Oktober in Berlin statt-
habenden Zusammenkunft zu senden. Der Nürnberger Kunstverein, im Gefühle,
ungefähr drei Jahrzehnte länger existirt zu haben, als der erstgeborene Kunst-
verein der preußischen Staaten, lehnte die Einladung unter dem Vorwände ab,
daß bei einem Zusammentritt des artistischen Gesammt-Deutschlands wohl ein
anderer Mittelpunkt habe gefunden werden müssen, als das entlegene Berlin. *)

Im Jahre 1837 begann die Thätigkeit des Direktoriums damit, daß der
erste Direktor den Vorschlag machte, die bisherige Benennung des Vereins
von Künstlern und Kunstfreunden in die entsprechendere und mehr noch-
ansprechende: A lb re ch t- D ür er-V er ein umzuwandeln. Der Vorschlag wurde
mit Beifall ausgenommen und in der General-Versammlung vom 16. Dezember
die bleibende Benennung: Albrecht-Dürer-Verein beschlösset

Hiernächst erkannte das Direktorium die Nothwendigkelt, den Verein mit
'seinen Bestrebungen unter den Schutz einer allerhöchsten Person zu stellen und
ihm dadurch ein- erweitertes Ansehen zu geben. Es wurde daher König Lud-
wig, als großer Beschützer der Künste und Wissenschaften, ersucht, das Protek-
torat über den Verein zu übernehmen. Die Bitte fand auch allergnädigsie Ge-
währung und hatte so erwünschten Erfolg, daß bis zum Dezember 1838 die
Gesammtzahl der Mitglieder auf 1431 hinausgestiegen war. Dazu wurde eine
Anzahl von hohen und höchsten Personen zur Ehren - Mitgliedschaft eiugeladen,
und viele derselben zögerten auch nicht, aus Liebe zur Kunst sich als ordentliche
Mitglieder aufuehmeu zu lassen. Da die Mitgliederschaft sich nunmehr sogar
über den Ocean erstreckte, so wurden General-Bevollmächtigte augestellt, welche
auswärts die Interessen des Vereins und der Theilnehmer desselben wahrneh-
men sollten. Mit 31 fremden Vereinen war der Albrecht-Dürer-Verein bis jetzt
in Verbindung getreten und zwar so, daß er als Mitglied dieser Vereine an
deren Verloosungen und sonstigen Mitgliederrechten Theil nahm.

Die Vereins-Statuten wurden in diesem Jahre einer genauen Durchsicht
unterworfen und in manchen Punkten abgeändert. Auch wurde zur Ausführung
gebracht, was früher schon beschlossen, aber bis jetzt vernachlässigt war, daß näm-
lich .die Namen verstorbener Künstler und verdienter Kunstfreunde auf einer
im Vereinslokale angebrachten Gedächtnißtafel verewigt werden sollten.

Da die engen Räume des Dürer-Hauses für die größere periodische Kunst-
ausstellung nicht mehr ausreichend gefunden wurden, so wurde der erhabene

*) Aus der allgemeinen Versammlung der Kuustvereine zu Berlin, am
16. Mai 1850, war der Albrecht-Dürer-Verein vertreten. Vergl. Dürer-Jahr-
gang des Deutschen Kunstblattes S. 167. Die Red.

Protektor des Vereins angegangen, zu den Kunstausstellungen und den General-
Versammlungen desselben die Gemächer im Erdgeschosse der'Burg zu Nürnberg
einräumen zu lassen, welcher Wunsch ebenfalls Gewährung fand. Die Zahl die-
ser Ausstellung betrug 304 Nummern. 15 Nummern wurden von Privatleuten,
16 zur Vereius-Verloosung für 1839 und 15 andere Nummern zu einer ander-
weitigen Verloosung vom Vereine angekaüft. Die Einnahme des Vereins be-
stand in diesem Jahre in 6492 fl., die Ausgabe in 6840 fl. Zum Besten der
zu errichtenden'Dürer -Statue wurden von Vereinsmitglicdern zwei plastische
Vorstellungen gegeben, welche einen Rein-Ueberschuß von 160 fl. gewährten.

Das .Vereinsblatt für 1837 war ein Stahlstich von Geißler, das Innere
der Lorenzkirche in Nürnberg darstellend; das Gedächtnißblatt für 1838 gab
eine Ansicht der Stadt Nürnberg — beide wenigstens dem Gegenstände
nach, für einen Albrecht-Dürer-Verein würdig. Ob aber so auch das folgende:
der Quacksalber, nach einem Gemälde von Kreul, und andere ähnliche, nach,
dem oberflächlichen Geschmacke - des Publikums gewählte Genrebilder — das
bliebe eine noch zu entscheidende Frage.

Am 21. Mai 1840 fand die Euthüllungsfeier des von Rauch gefertigten,
von Burgschmidt in Erz gegossenen Standbildes Albrecht Dürer's statt,
zu dem bereits am 7. April 1820 zur 300jährigen Todesfeier Dürer's der
Grundstein gelegt war. Der Verein veranstaltete zur Feier des Festes eine
größere Kunstausstellung.

Zur Verloosung wurden gebracht im Verwältungsjahre

18^3: 13 Oelgemälde, 1 Porzellangemälde, 2 Aquarellgemälde, 3 plastische
Gegenstände, 222 Kupferstiche u. s. w.

1843/-m: 9 Oelgemälde, 2 Porzellangemälde, 2 Aquarelle, 176 Kupfer- und
.Stahlstiche u. s. w.

.'-.IS44/«: 7 Oelgemälde, 1 Glasgemälde, 92 Stahl- und Kupferstiche u. s. w.

184°/4o: 7 Oelgemälde, 2 Porzellangemälde, 181 Kupfer- und. Stahl-
stiche u. s. w.

Zur Unterstützungskasse des Vereins flössen bis dahin jährlich 100 fl. und
ihr Vermögen war 1846 auf 1490 fl. augewachsen.

Am 13. November 1842 wurde die Feier des 50jährigen Bestandes des
Vereins auf festliche Weise begangen.

Gegenwärtig zählt der Verein gegen 3700 Mitglieder. Sein letztes Ver-
einsblatt stellt eine ägyptische Landschaft nach A. Löffler dar. Die Feier
des Todestages Albrecht Dürer's währt fort, die wöchentlichen Versamm-
lungen aber sind, seitdem Heideloff durch vorrückendes Alter behindert wird,
wie früher ihnen Hauptstütze zu fein, feit ein Paar Jahren ciugegangen. Doch
in diesein Augenblicke bemüht man sich, in Nürnberg einen Küustlerklub wieder
herzustellen. N. i>. Eye.

Briefwechsel.

Hr. H. Ltz. in Köln: Schönsten Dank für die angenehme Sendung, die so
eben in unsere Hände gelangt. Gut, daß Ihr Neujahrsgruß, den ich erwiedere,
inwendig war. Oben auf dem Packet hatte man — vermuthlich chronologische
Zeugnisse — wegradirt.

Berichtigung.

In Nr. 4 d. Bl. S. 31 Sp. 2 Z. 16 v. u. soll es „tüchtiges" statt
flüchtiges heißen.

Im Verlage des Unterzeichneten ist erschienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:

8 ü d f r ü ch l c.

Skizzenbuch eines Malers. Von Friedrich Pecht.

Von Touristen und Literaten aller Art, Staatsmännern, Professoren und
alten und jungen Weibern ist Italien mit gelehrtem Staub und einem Meere
von schönen Gefühlen hinlänglich überschüttet worden; nur diejenigen, die es
sicherlich am nieisten genießen, die Künstler, haben am seltensten darüber ge-
sprochen.

Und gerade obige Schilderung giebt so recht in die Augen fallendes Zeug-
nis;, wie ein Künstler, und namentlich ein Maler, die Welt so ganz anders an-
schaut, als ein nur an abstracto Begriffe gewöhnter Denker; Alles, was wir in
ihm sehen, ist Ausdruck, Ton, Farbe, Charakter; wir glauben sie selbst noch ein-
mal zu erleben die ganze Reise über die Tyroler Berge und den unfreundlichen
Brenner, durch die heiteren und immer heiterer sich öffnenden Thäler hinab in
das große, unbeschreibliche Land der Weingelände und der Myrtheuwälder, der

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Zauberseen und der Riesendome. — Das Alles so lebendig selbst zu sehen, ist
des Malers Talent, es uns aber ebenso klar zu schildern, ist ein schriftstellerisches
Verdienst, das der Verfasser dreister, als er in der Vorrede ausspricht, für sich
in Anspruch zu nehmen daS Recht hat. Ganz besonders anschaulich ist die Dar-
stellung der malerischen wie plastischen Kunstwerke, über deren bedeutendere er
während seines längeru Aufenthalts in Italien seine Ansichten giebt, das Eigen-
thümliche der verschiedenen Schulen und den Charakter aller ausgezeichneteren
Künstler aussprechend und so ein ziemlich vollständiges Bild der ganzen italie-
nischen Kunstgeschichte mtt zahlreichen Seitenblicken auf die moderne deutsche
Kunstentwickelung gebend. Diesem Hauptinhalte des Buches wird durch Erzäh-
lung der persönlichen Erlebnisse, Schilderungen der Landschaft, des Volks und
des politischen Lebens das Monotone genommen, so daß sowohl Dem, der sich
zur Reise nach Italien anschickt, ein angenehmer Begleiter, als Dem, der von
dort zurückgekehrt, eine willkommene Erinnerung geboten wird.

Zwei Bänd'e.f . Leipzig, J. J. Weber. [3 Thlr. 15 Ngr.

(Dieser Nummer ist Nr. 4. des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

Das Blatt erscheint wöchentlich einmal; Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des Jn-

n. Auslandes für den vierteljährlichen Preis von 1 Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen an.

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.
 
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