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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0403
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J

Zeitschrift

für bildende Kunst, Baukunst und

Kunstgcwcrbe.

ty.Müiler »c.

Unter Mitwirkung von

Lunstblatt.

Drgan

-er Kunstvereine

Deutschland.

von

Kugler in Berlin — PassavanL in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.

Kriligirt mm /. Eggers ill Lrrlin.

Inhalt: Die Berliner Kunstausstellung. (Fortsetzung.) — Die Industrie-Ausstellung in München. IV. — Kunsttiteratlir. Anleitung zum Unterricht im
Freihandzeichnen re. von S. Fürstenberg. K. Brauer. — Zeitung. Berlin. Nürnberg. Wien. Pesth.

Literatur-Blatt Nr. 22.

Die Berliner Kunstausstellung.

(Fortsetzung.)

Die Landschastsbilder.

II.

Die Düsseldorfer: Schirmer. — A. Leu. — Hans Gude. — W. Port-

mann. — Morten Müller u. A.

Wenn wir in Bezug auf den charakteristischen Unterschied der
Richtungen gegenwärtiger Landschaftsmalerei besonders hervorhoben,
daß dieser bei der allgemein herrschenden, naturalistischen Behand-
lungsweise wesentlich in der verschiedenartigen Technik der Künstler
beruhe, so bewahrheitet sich dies zunächst am schlagendsten durch eine
aufmerksam sondernde Betrachtung sännntlicher ausgestellten Ge-
mälde nach eigentlichen Schulgruppen. Leider sind wir hierbei,
was die Landschaftsbilder anbetrifft, fast einzig aus nur zwei größere
Gruppen und zwar aus die der Düsseldorfer und die der Ber-
liner beschränkt. Die Provinzen, und so auch die Akademie in Kö-
nigsberg, haben nur wenige Arbeiten eingcsandt; desgleichen Mün-
chen, daß diesmal seine eigene große Ausstellung zu versorgen hatte.
Die belgische und französische Schule ist, namentlich auf dem land-
schaftlichen Gebiete, so gut wie gar nicht vertreten und was uns
von Italien überkam, verliert sich fast gänzlich in der Gesammtmasse
jener genannten Hauptgruppen. Zur Bestätigung des Gesagten möge
folgende genaue Zählung der an die Akademie gemeldeten und dem-
nach im Ausstellungskatalog verheißenen Landschaftsbilder dienen.

Die Gesammtzahl der betreffenden Oel- und Aquarellgemälde
mit Einschluß der See- und Architekturstiicke umfaßt nicht weniger
als 423 Nummern von Einzelwerken, zu denen sich 117 Maler be-
kennen. Dabei ist die Menge der Aquarellen und Zeichnungen so
gering, daß sie im Verhältniß zu der Fülle von Oelgemälden kaum
in Anschlag zu bringen ist. — Von diesen 423 Nummern wurden
aber allein 390 von 87 Künstlern und 3 Damen, die in Berlin
und dessen nächster Umgebung ihren Wohnsitz haben, angemeldet,
wogegen Düsseldorf nur 16 Bilder von 16 Malern einzusenden
versprach. Von München gingen nur 3 Anmeldungen mit 9 Land-
schaftsbildern ein, während Königsberg mit einer gleichen Zahl von

V. Jahrgang.

Künstlern nur 3 derartige Gemälde zur Anmeldung brachte. Zu den
noch weniger zahlreichen Verheißungen von Landschaften nichtdeut-
scher Maler, gehören endlich, nächst dem Bilde von Calame, 2 Ge-
mälde aus Belgien und 2 aus Italien.

Wir bemerken im Voraus, daß es bei der großen Ueberzahl
von Gemälden, welche von berliner Malern eingesandt wurden, nach
jener statistischen Uebersicht, nicht mehr befremden darf, wenn wir
gerade unter ihnen auch die verhältnißmäßig größte Zahl von schlech-
ten und mittelmäßigen Arbeiten finden. Es würde demnach zu vor-
eiligen und ungerechten Urtheilen führen, wollte man beide Gemälde-
grnppen, als solche, ihrem gegenseitigen Kunstwerthe nach verglei-
chen und abwägen. Beschränken wir uns dagegen, wie recht und
billig ist, aus jener Uebersälle das Bedeutsamste herauszuheben und
seinem Kunstwerthe nach dem der Düsseldorfer Gemälde gegenüberzu-
stellen, so müssen wir nach bester Einsicht gestehen, daß sie sich in
ihrem eigentlich künstlerischen Kerne wohl die Waage halten, daß so-
gar die berliner Künstler in technischer Beziehung, wenn auch nicht
eine größere Vollendung, wie die Düsseldorfer, doch eine größere
Vielseitigkeit, als diese, erkennen lassen.

Die Leistungen der düsseldorfer Landschaftsmaler, wie
solche die gegenwärtige Ausstellung aufweist, erscheinen auch diesmal
wieder in jener schon früher von uns besprochenen*), einheitlichen
Richtung, als Werke einer Schule. Sie sämmtlich zeigen eine so
eigenthümliche llebereinstimmung, daß es einem geübten Auge nicht
schwer werden kann, sie sofort aus der Gesammtmasse der vorhan-
denen Landschastsgemälde herauszusinden. Mit zu den wesentlichen
Ursachen dieser einheitlichen Aufsassungs- und Darstellungsweise, die
wir den Künstlern durchaus nicht zum Borwurf machen wollen, ge-
hören nächst den, bereits bei der vorletzten Ausstellung angedeuteten,
einerseits die eigenthümlich socialen Künstler-Verhältnisse Düsseldorfs,
andrerseits aber, und dies zwar hauptsächlich, die Art und Weise,
wie aus der dortigen Akademie das Studium der landschaftlichen

*) Vergl. die Beurteilung der Landschastsbilder der vorletzten Ausstellung
im „Vischer-Jahrgang des deutschen Kunstblattes" (1852), insbesondere Nr. 48.
S. 407 ff.

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