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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0451
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Zeitschrift

für bildende Kunst, Dnuknnst nnd

Kunstgewrrbe.

Unter Mitwirkung von

Kunstblatt.

.Organ

der Kunstvereine

Deutschland.

von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wicgmann in Düsseldorf — Schnaufe

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.

Nrdigirt Mll /. Eggers in Lrllll.

m 49.

Donnerstag, den 7. December.

1884.

Inhalt: Die Industrie-Ausstellung in München. VITI. Glaswaaren. Möbel. — Die allgemeine deutsche Gemälde-Ausstellung in München. VI. —
Kunstlitcrtttur. Conversations - Lexikon für bildende Kunst. Von Friedrich Faber. — Zeitung. Berlin. Mannheim. Biberich. London. — Brief-
wechsel.

Die Industrie-Ausstellung in München.

VIII.

Glaswaaren. — Möbel.

Es ist eine ausgemachte Sache, daß wir bei bunten Glaswaaren
seltener aus Unschönheit der Formen treffen, als bei dem Porzellan.
Dies liegt ohne Zweifel wesentlich in leichteren Fabrikationsbedin-
gungen. Es ist da nicht so viele Schwierigkeit bei der Veränderung
der Formen und daher nicht so viel Conventionelles und Traditio-
nelles, die künstlerische Hand ist nicht so eingeengt, und das heitere
Spiel der Farben giebt vielleicht der bildenden Phantasie unmittel-
barere Anregung, sich cmmuthvoll zn äußern, als es die eintönige
Erde vermag.

Von schönen Glaswaaren war eine solche Menge vorhanden,
daß man viel Zeit zur Bewunderung gebrauchte, und wirklich in
originellen Formen und in Farbenglut schwelgen konnte. Wir heben
hervor die Produkte des Glashändlers W. Hofmann in Prag, der,
wie fast jeder Aussteller auf diesem Gebiet, sich mit einigen mäch-
tigen Vasen hervorthat. Die seinigen trugen auf einem Grunde von
undurchsichtigem Milchglase eine dunkelblaue, mit Gold umrandete
Zeichnung. Dann sah man schlanke Gefäße, zart gebaut, die aus
Brüsseler Spitzen gewoben zu sein schienen; die schönsten Malereien
auf Milchglas; ferner diese hübsche neue Erfindung, mittelst welcher
das Glas das Ansehen von Eis erhält, das im Aufthanen begriffen
ist, welches so sehr den Gedanken an Kühlung erweckt, daß man
glauben sollte, lauwarmes Wasser müsse daraus wie Eiswasser
schmecken.

Die gräflich v. Harr ach 'sche Glasfabrik in Neue Welt hatte
zwei riesige Vasen vom intensivsten, dunkelsten Noch, mit Goldver-
zierung, ausgestellt. (Angekauft vom Prinzregenten von Baden.) Ein
unbeschreiblich reizender Krug, an Schlankheit der Form und an
Zartheit der Farben das schönste, was sich denken läßt, hellroth mit
Gold, konnte nicht genug betrachtet werden.

Die Glasfabrik von Mäher's Neffen zu Adolphs- und Eleo-
norenhain in Oesterreich zeigte zwei sechs Fuß hohe Vasen von un-
durchsichtigem Milchglas, worauf die Zeichnung von durchsichtigem,

V. Jahrgang.

rosafarbenem Glas gemacht war; andere Vasen hatten bei demselben
Grunde eine weißgeschliffene, vielfach sacettirte Zeichnung mit Gold-
rand-Einsassnng, welches sich äußerst sein machte. Außerdem eine
reiche Mannigfaltigkeit der verführerischsten Trinkgeschirre, von denen
selbst die einfachsten weißen Gläser von einem so reinen und tüch-
tigen Schliff waren, daß es ein eben so großes Vergnügen sein muß,
dieses Geräth zu benutzen, als es anzusehen.

Wenn es bei der Baukunst, auch bei der sogenannten bürger-
lichen oder profanen, die Aufgabe ist, das Moment der Zweckmäßig-
keit mit dem der Schönheit zu verbinden, so gilt diese Regel auch
bei dem Geräth, welches die Häuser erfüllt, ganz besonders aber bei
den Möbeln, die mit zur Binnen-Architektur gehören.

Ein gutes Möbel muß nicht allein seinen Zweck deutlich aus-
sprechen, sondern es muß dies in einer gefälligen und ansprechenden
Form thun, so daß es gewissermaßen mit Freude zu exiftiren scheint;
es soll sich über die prosaische Ankündigung der Zweckmäßigkeit sei-
nes Daseins der poetische Hauch der Schönheit, die Freude am
Dasein, legen.

Es liegt nahe, daß sich die Möbel in ihrer Form auch einem
bestimmten architektonischen Style genau anschließen können. Dies
hat z. B. F. Fischer in Heidelberg gethan, und ein Sopha mit
den dazu gehörigen Stühlen hergestellt, welche recht rein den byzan-
tinischen Styl Wiedergaben. Sie sahen stolz und stattlich aus und
waren mit rothem gepreßten Plüsch überzogen. Im altdeutschen
Style dagegen lieferte Carl Wild aus Regensburg 6 Stühle und
einen Tisch aus Eichenholz. Ohne Zweifel hat hier wieder der Ein-
fluß von Ludwig Foltz gewaltet, denn die zu allen sechs Stühlen
verschiedenen Zeichnungen waren äußerst rein und wohlgefällig.
Ebenso war ein Schreibtisch aus Eichenholz in gothischem Styl von
Peter Grau in Aicha recht gut von Zeichnung und besonders glück-
lich in seinen Verhältnissen und bequem zur Benutzung aufgebaut;
allein die Ausführung ließ die genügende Schärfe in den gothischen
Ornamenten vermissen, obwohl andererseits wieder figürliche Dar-
stellungen von Jagdscenen u. dergl. mit guter Benutzung der Holz-

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