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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0450
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Verhältnissen der Zeit, als in den Persönlichkeiten lagen, welche zunächst für
den Fortgang des Unternehmens bestimmend waren, beobachten konnte, dürfte
kaum anderswo zu interessanteren Wahrnehmungen Stoff gefunden haben. Zuerst
gleichsam ein verwehtes Samenkorn ans dem Jdeenschatze eines sinnvollen Mo-
narchen, das unter den mannigfachen anderen Arbeiten, welche derselbe auf sich
nahm, keine weitere Beachtung fand, doch wie durch die Hand der Vorsehung
auf den Boden geführt wurde, wo diese in ihrer Gattung einzig dastehende
Frucht, allein Wurzel fassen und Gedeihen finden konnte, lag der erste Keim des
germau. Museums lange im Gedanken des Stifters desselben, des Freiherrn
von Aufseß, der nach einem Mißlungenen Versuche, schon früh mit dieser Stif-
tung aufzutreteu, nichts destoweniger den Gedanken sesthielt, denselben länger
als zwanzig Jahre in sich ruhen ließ, rastlos bemüht, ihn bis in seine einzelnsten
Verzweigungen vollkommen in sich auszubilden, ihm als Gedanken nach Außen
hin Anerkennung zu verschaffen und eine neue Einführung desselben in die
Wirklichkeit vorzubereiten. Nachdem es endlich gelungen, die Idee in so deut-
lichen und redenden Umrissen hinzustellen, daß die Billigung der Fachmänner
des gesammten Deutschlands ihr zu Theil wurde, zögerte der Begründer der
Anstalt nicht länger, die Ausführung des Werkes nun auf eigene Hand zu
unternehmen, durch frühere Erfahrung belehrt, daß eine zu frühe Vergesellschaf-
tung mit Andern mehr hindern als fördern müsse, und daß der Beifall Aller-
erst gewonnen werden könne, wenn das Werk wenigstens im Kleinen, wie in
einem Bilde, verwirklicht dastehe. Eine treffliche Sammlung, Archiv, Bibliothek
und Kunst- und Antiquitätensammlung, die er aus eigenen Mitteln znsammen-
gebracht, war der Grund, woraus er zunächst fußte, und das fruchtbare Feld,
welches zuerst in Angriff genommen' wurde. Doch welche Früchte konnten auch
auf dem ergiebigsten Felde gewonnen werden, wenn mit so unzulänglichen
Kräften gearbeitet wurde, wie einem Privatmanne herbeizuziehen erlaubt ist,
der aus eigenen Mitteln es unternimmt, eine wissenschaftliche Anstalt zu grün-
den? Das Ganze sah im Anfänge wahrlich fast wie ein Spiel aus, und die
erste Wirkung, die es nach Außen hin hervorrief,' war, durchaus naturgemäß,
nur Mißdeutung und Verdächtigung. Nicht im Geringsten beirrte dies den
Freiherrn, der seine Sache und die Leute um ihn her kannte. Es war klar,
daß es hier allein ans den Erfolg ankam, daß mau, wenn dieser gewonnen,
eben so bereitwillig sein werde, anzuerkennen, wie man- anfangs voreilig war,
zu verwerfen. Es kam.zunächst noch gar nicht so sehr darauf an, was gear-
beitet wurde, als daß überhaupt gearbeitet werde. Die Verbesserung konnte
nicht fehlen, wenn überhaupt nur etwas Lebens- und Besserungsfähiges vor-
handen war. Das allmählige innere und äußere Zuuehmen der Anstalt zeigte
sich noch lange nur an den wachsenden Schwierigkeiten, an denen sie ihre jungen
Kräfte zu prüfen hatte. Wir mögen uns kaum noch der Erbärmlichkeiten erinnern,
welche eine gleichsam gereizte und tollgewordene Alltagswelt, in der keine Rück-
sichten gehörig auseinander gehalten und die fremdartigsten Dinge zusammen-
geworsen wurden, zu Tage förderten. Nur eines Gerüchtes, daß auch in frem-
den Zeitungen Eingang gefunden, wollen wir erwähnen. Es hieß, der Freiherr
von Aufseß habe.die ganze Sache nur unternommen, um seine Sammlungen
an den Mann zu bringen, sic wo möglich dem Gesammtvereine oder dem Staate
aufzuhalsen. — Aber wozu hatte er sich denn überhaupt eine so kostbare Samm-
lung angelegt? Er hätte ja nur eine Auction auszuschreiben brauchen. Leute,
die sich mit dergleichen Dingen abgeben, wissen, in welchem Preise gerade jetzt
Alterthums-Denkmäler stehen. — Was für einen Käufer hätte der Gesammt-
verein abgegeben, der nicht einmal einen festen Sil; und höchstens die Mittel
hat, um seine Bedürfnisse zu bestreiten! — In einem Staate aber würde sich
ein Käufer gefunden haben, wenn dies Museum nach Coburg oder der Wart-
burg übergesiedelt wäre. Warum nahm denn der Freiherr die verführerischen
Anerbietungen der Sächsischen Fürsten nicht an? — Eine bedeutende Summe
als todtliegendes Capital einer kaum noch existirenden Anstalt zu zehnjährigem,
unverzinslichen Genüsse anzuvertrauen, wie der Vorstand des Museums es
kontractlich gethan, und dazu sich unermeßliche Arbeit ohne Entgelt anfzuladen
— das wäre doch eine gar zu tollhäuslerische Speeulation, wenn man nur
materiellen Gewinn davon hoffte. — Eine andere Gefahr entstand aus dem
Argwohne kurzsichtiger Diplomaten, die in einer, wenn auch rein wissenschaft-
lichen Anstalt, die aber als Wirkungskreis alle Länder deutschen Lebens umfassen
sollte, demokratische Elemente wittern zu müssen glaubten. Zunächst konnte hier
nur die Person des Unternehmers Bürgschaft leisten, die in politischer Beziehung
völlig makellos dasteht. Dann aber scheint auch die Einsicht dnrchgedrungen zu
sein, daß eine Anstalt, die Leuten Arbeit und Versorgung gewährt, nicht geeig-
net ist, Demokraten zu erzeugen. — Bedenklicher noch waren Stimmen mancher

der Fachmänner, die früher dem Gedanken, ihre Billigung gegeben, jetzt- aber
gegen eine Ausführung desselben sich erhoben. Mit echt deutscher Gründlichkeit
meinten sie, daß man nur zwischen dem „Alles" oder „Nichts" zu entschei-
den habe, und daß, weil keiner irdischen Crcatnr das erstere zu Theil werde,
das Museum lieber gar nicht anfangen solle zu exisiiren. Ja, weil es noch
nicht war, waL es zu werden bestimmt ist, läugneten sie geradezu dessen Existenz,
und hielten es nicht für dankenswerth, wenn nicht Alles, doch Manches und
Vieles gethan zu Haben. — Mit diesen und tausend, anderen. Schwierigkeiten
war und ist mehr oder weniger noch fortwährend zu kämpfen. Die größte Ge-
fahr aber, der wohl jeder Andere würde erlegen sein, der mit weniger unver-
wandtem und ungetrübtem Blicke sein Ziel verfolgt hätte,, entstand, als unge-
wöhnlich günstige Bedingungen sich der. Anstalt lockend aufthateu, deren lieblich
tönende Verheißungen aber nicht ohne Sirenengesang waren. Ein wahrer
Odysseus, fuhr der Lenker des Fahrzeuges auch an dieser schlimmsten Passage
glsicklich vorüber. Jetzt breiten sich ebenes Meer und blauer Himmel und gün-
stig, wenn auch mäßig, gehet der Luftzug ; möge ein gütiges Geschick die Fahrt
weiter lenken!' ■ J

t ^rtlibnn}. Maler Petzolt ist eben beschäftigt, die vielen interessan-
ten Miniaturen des prachtvoll ansgeschmückten Antiphonale's aus dem Bene-
diktiner Stifte St. Peter zu Salzburg'-'-) zum Zwecke einer lithographischen Auf-
lage zu kopireu. Dies Choralbuch, welches sein Entstehen aus der Mitte des
13. Jahrhunderts datirt, bietet durch seine kunstvoll auSgestatteteu Illustrationen
nebst dem kunstgeschichtlichen Interesse, auch für sämmtliche Fächer der Kunst-
Industrie unserer Zeit eine reiche und mannigfache Sammlung von geschmack-
voller Ornamentik.

Zu eben solcher praktischen Verwendung'hat obenerwähnter Künstler die
eigenthümliche Ornamentik auf den iyi Museum Carolino-Augusteum aufbe-
währten 20 alten, türkischen Schildern sorgfältig nachgeahmt, und-dadurch mit
vielen interessanten Motiven die Verzierungsknnst der Gegenwart bereichert.

Vunstiir reine.

LiiMimg.

Der Kunstverein für Pommern in Stettin beabsichtigt zu seiner Ausstellung
im Frühjahr 1855

eine Concurrenz

für kleinere Figurenbilder in Del, genreartig oder geschichtlich,
zu eröffnen, und ladet hierdurch die Herren Maler ein, sich durch Einsendung
geeigneter Werke zu betheiligen.

Bedingungen.

1. Gemälde zu 1 bis 2 Figuren; Größe der Leinewand nicht unter 18 Zoll
Höhe, 16 Zoll Breite.

2. Preise: 20 und 15 Frd'or, je nach Znerkenuuug erster oder zweiter Preise.

3. Einsendung übernehmen die Herren Maler bis spätestens znm 25. März
1855 nach Stettin mit der Bezeichnung : „Concurrenz - Bild an den Kunst-
verein für Pommern", portofrei; Rücksendung erfolgt für nicht ange-
kanfte Bilder nach dem Schlüsse der Ausstellung in Breslau portofrei an

den Künstler.

: Stettin, im November 1854.

Der Vorstand des Kunstvereins für Pommern.

Hasselbach.

Die verehrlichen Redaktionen der Zeitungen, welche sich für die Kunst
interessiren, werden um unentgeltliche Aufnahme obiger Einladung gebeten.

*) Das „Deutsche Kunstblatt" - brachte im Jahrgang 1852, Teile <>01, eine
umständlichere Beschreibung dieses ehrwürdigen Prachtwerkes..

Im Verlage von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig ist
erschienen: • uwf •

Stahr, Adolph, Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der
Alten. In zwei Theilen. Erster Thlr. gr. 8. Velinpapier.
Geh. Preis 3 Thlr.

(Dieser Nummer ist Nr. 24 des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

Das Blatt erscheint wöchentlich.einmal;■ Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In- u.-Auslandes für den v>cricljähllichi.n N>eis ron.ITlili. .0 Sgr. incl. aller BUlagui an

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Cron'itzsch und Sohn in Berlin.
 
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