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Deutsches Kunstblatt: Literaturblatt des Deutschen Kunstblattes — 1.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1203#0108
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Ferner das heimlichkeitssüße Sonett (S. 80.), sodann das tiefempfun-
dene, inhaltreiche Gedicht: „Im Frühling" (S. 100.).

Sodann das herrliche Gedicht „Sonnenwende" (S. 104),
„Tag und Nacht (S. 143), eine Ode zu Novalis Gedächtniß. Als
ein von poetischer Mystik im edelsten Sinne des Worts ganz voll
getränktes Stück steht eben dieses in der Sammlung einzig da und
ist insofern ein überraschendes Beispiel der Vielseitigkeit des dichte-
rischen Geistes des Verfassers. Dessen ungeachtet denken wir nicht,
daß das hier angeregte Element der Natur des Verfassers sehr
wesentlich entspreche und daß er es weiter ausbeuten wird und soll.

Die lange Rhapsodie: „Zugleich ein Sänger und ein
Held" (S. 165) bezieht sich auf das Wirken Ulrichs von Hutten
und ist vielfach von großer Schönheit; noch schöner „Die Unsterb-
liche" (S. 181), ein Gedicht von klassischem Adel, goldrein, seines
Gegenstandes würdig. — Wir wissen wohl, wie viel wir mit letzte-
rem sagen, denn das geheimnißvolle Wesen, an welches diese hoch-
begeisterte Apostrophe sich richtet, ist die Weltgeschichte. „Mit mei-
nem Kind" (S. 186) ist ebenso zart und seelenvoll als tiefsinnig
und von Vaterlandsgefühl durchdrungen. Der „Dichterkönig"
(S. 149) behandelt das Verhältniß Göthe's zur Sesenheimer
Friederike.

Soll neben dem Vorzüglichen auch das minder oder nur ein-
seitig Gelungene zur Sprache kommen, so wäre hier „Der ver-
hängnißvolle Tanz" (S. 156) zu erwähnen, ein auf die Tra-
dition gegründetes Gedicht, daß der Philosoph Hegel und der
Dichter Hölderlin während ihrer Studienzeit auf dem Tübinger
Wörth einen bacchantischen Tanz mit einander aufgeführt. So geist-
voll und gedankenblitzend dieser lyrisch-epische Erguß ist, läßt er doch
einen caricaturartigen Eindruck zurück, oder gleicht mindestens einem
Beethovenschen Capriccio. „Gretchens Bitte" (S. 61) läßt den
Leser unentschieden über die Wahrheit der Empfindung. „Schillers
Auferstehung" (S. 140), ein sonst glanzvolles Gedicht, wird in
den beiden Schlußstrophen durch das Bestreben, die Schillerfichen
Dramen aus eine pikante Art einzuflechten, gezwungen und „Ein

Traum in Walhalla" (S. 126) läßt trotz der vorherrschenden
patriotischen Begeisterung kalt. —

Als Probe aus der dritten Abtheilung geben wir eine Anrede
an die Göttin der Fluthen, in deren Reich sich der Dichter auf dem
Bodensee befindet:

Der Götter selbst und ihrer Macht
Hast, Liebelose, du nicht Acht.

Längst wie ein festlicher Jüngling blickt
Der Himmel auf dich herab und schickt
Dir, ewig Stolze und Kalte du,

Seinen Krondiamanten, die Sonne, zu,

Und hüllet in seines Mantels Pracht,

Mit den Sternenrubinen dich jede Nacht,

Schlürft ein begierig mit seinem Strahl
Deine thauigen Hauche allzumal,

Und gießt sie ans der himmlischen Schale
Als Thränen wieder in die Thale,

Daß du, die er liebet, so stolz dich immer
Verschlossen hältst in eignes Glück,

Und wirft ihm seines Geschmeides Schimmer-
Kalt, wie du ihn empfingst, zurück, re.

Sollen wir nach dem Gesagten zu einem Endurtheil über Fischer
schreiten, so können wir dies wohl am besten mit den Worten thun
die Eduard Mörike vor Kurzem schriftlich an den Verfasser die^
ses Aussatzes gerichtet hat. Er sagt:

„In Fischers Ton und Styl ist offenbar etwas Specifisches.
Was seine Phantasie betrifft, so hat sie nicht blos lyrisch gestaltende
Kraft; viele Spuren, besonders idyllischer Art, in der ersten Abthei-
lung, sodann manche Schilderung in der dritten, beweisen es mir.
Summa Summarum: verus adest poeta! Bis jetzt ließ nur der
lyrische Schwung, das Uebergewicht des Gedankens ließ die epische
Seite in seinem Talent noch nicht zur ruhigen, ausführlichen, stetigen
Zeichnung aufkommen. Er wäre also dringend aufzufordern, sich
auch nach andern Seiten, und zwar zunächst in der epischen Richtung
zu bewegen. Ich glaube zuversichtlich, daß er auf diesem Wege
nicht minder Ungemeines leisten wird."

Die Verlagshandlung von Heinrich Schindler empfiehlt für die Weihnachtszeit folgende Bücher ihres Verlages:

Afra Beil, oder Eine Aeit der Aämpfe. Roman von der Verfasserin der Sommerreise, gr. 16. 2 Bde. geh. 3 Thlr.

Karl Gedichte. Ste (Miniatur-) Auslage, eleg. geb. 2 Thlr. geh. 1 Thlr. 20 Sgr.

— — ItNllw. Ein Roman in Versen. 2te Miniatur -Aufl. eleg. geb. 2 Thlr. geh. 1 Thlr 20 Sgr.

Ätlo RoHUette, Aas Reich der Träume. 2te Min.-Aufl. eleg. cart. mit Goldschnitt und Deckelzeichnung. 1 Thlr. 10 Sgr.

W. von Merekel, Sigelind. Ein Normallustspiel. Min.-Format. geh. 20 Sgr.

Lewin Schückmg, Ein Redekampf in Florenz. Mm.-Format. geh. 20 Sgr. eleg. geb. 1 Thlr.

Dr. G von Rußdorfs Diätetik für gebildete Franen. Eleg. geb. 1 Thlr. 10 Sgr.

— — Diätetischer Hans- und Iruuneu-Almauach für 1855. Ein Rathgeber für den Hausstand und ein Führer auf Badereisen, mit einer Eisenbahn

und Brunnenkarte, cart. 20 Sgr. eleg. geb. mit Notizkalender 25 Sgr.

Portrait Qtto Roquettes, gez. und lith. von Pietsch, gr. 4. chines. Papier. 1 Thlr.

Schließlich für die preußischen Leser des Deutschen Kunstblatts:

Landes- und Volkskunde

des

Preußischen 8taale8.

Ein patriotisches Lehr- und Lesebuch

von

A. v. Crousaz,

Hauptmann im Königl. 10. Infanterie-Regiment,
gr. 8. geh. 1 Thlr. 24 Sgr.

Aus dem Bedürfniß nach einem Werke, welches in entsprechender Form dem Leser Belehrung über alle Verhältnisse seines Vaterlandes verschaffe,
entsprang dieses, dem Prinzen Friedrich Wilhelm, Königl. Hoheit gewidmete Werk. Alles Wissenswerthe aus den weiten Gebieten der Geschichte, Geographie,
Literatur, Naturgeschichte, Staüstick rc., die Elemente unserer Verfassung, Verwaltung und Militairorganisation wurde hier zu einem Gesammtbilde unsers Vater-
landes verschmolzen und nach ihrer größeren oder geringeren Wichttgkeit mit der entsprechenden Ausführlichkeit behandelt, ohne die Ueberfichtlichkeit des Ganzen
zu stören. Die Leigefügten Register erhöhen die practische Brauchbarkeit des Werks, welches hiermit Allen, deren Herz dem Vaterlande zugewandt ist, speciell
aber Pädagogen und Militairs angelegentlich empfohlen wird.

Festgeschenke aus dem Berlage von Wilhelm

W. v. Schadow. Der moderne Basari. Erinnerungen aus dem Künstler-
leben, Novelle. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Jul. Hübner von
Bürkner. Lex. 8. Geh. 2 Thlr. 16 Sgr., eleg. geb. mit Goldschnitt 3 Thlr.
(D. A. Huber.) Skizzen aus Irland. Geh. 1 Thlr. 15 Sgr.

(D. A. Huber.) Skizzen aus der Vendee und Bretagne. Geh. 1 Thlr.
15 Sgr.

Firdnfi. Heldensagen. Zum ersten Male metrisch aus dem Persischen über-
setzt von A. F. v. Schack. Geh. 2 Thlr. 15 Sgr.

Hertz, Besser'sche Buchhandlung, in Berlin.

Firdusi. Epische Dichtungen. Aus d. Persischen von A. F. v. Schack. 2 Bde.
Geh. 3 Thlr. 20 Sgr.

Paul Heyse. Novellen. Geh. 1 Thlr., geb. 1 Thlr. 10 Sgr.

Paul Heyse. Meleager, eine Tragödie. Geh. 20 Sgr., geb. m. Goldschn. 28 Sgr.
Paul Heyse. Hermen, Dichtungen. Geh. 1 Thlr. 20 Sgr., geb. 2 Thlr.
Em. Geibel u. Paul Heyse. Spanisches Liederbuch. Geh. 1 Thlr. 12 Sgr.,
geb. 1 Thlr. 24 Sgr.

H. Grimm. Traum und Erwachen, ein Gedicht. Geh. 20 Sgr.

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Crowihsch und Sohn in Berlin.
 
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