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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Luitpold Prinzregent v. Bayern: Zu seinem 80. Geburtstage, 12. März 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0017

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Bedeutung an [ich zu ziehen, gilt doch gerade Für
den Schaffenden in erlter Ltinie das Wort: „Wo man Dir
wohl will, da laffe Dich nieder." Die Bewegung auf dem Gebiete
der dekorativen Künffe ging für Deutfchland von ITlünchen aus. Aber-
mals wollte es fcheinen, als follte es auch da die führende Rolle über-
nehmen. Diele ßoffnung hat fich nicht realifiert, denn nach einem viel-
verfprechenden Beginn trat keine Forffehung ein. Die kleine Schar der
Vorwärtsdrängenden blieb ohne Unferftüfjung. Der Wendepunkt ift vielleicht
nicht fern und wo ein endgültiger Gntfcheid fich vorbereitet, ein Gntlcheid, der
zeigen wird, ob ITlünchen auch auf diefem Gebiete fernerhin die Rolle eines
führenden Zentrums zu wahren imftande ift oder nicht. Die Probe wird keine
leichte fein, denn der vorzüglichlten Kräfte find außerhalb ITlünchens viele und
die Unterftüfjung, die fie geniehen, ift nicht gering. ITlünchen befiht bis zur
Stunde keine Stelle, die dem fo wichtigen Zweige des kulturellen Iiebens, der
dekorativen Kunft, ein ficher und den Hnlprüchen unterer Zeit zweckentfprechendes
Obdach bietet. Wie ein hichtfchimmer in grauen Wintertagen wirkten deshalb die
Worte des Bäuerlichen Thronfolgers bei der Felffeier der Akademie der bildenden
Künfte. Gr wies darauf hin, dah die künftlerifche Erziehung nicht allein auf's
Bildermalen abzielen dürfe; He müfle vielmehr einen großen 6elichtspunkt
wahren, die Kunft auch dem Bandwerke fichern. Das gerade war es, was den
ßof der Wittelsbacher im Zeitalter der Renaiflance und des Barokko zu einem
äuherft einflußreichen, für Deutichland zum mächtiglten nach dieler Seite hin
geltaltete, das war es gleichfalls, was den fluffchwung nach langer, forgenreicher
Zeit mit fich brachte unter der Regierung Iiudwig I. ITlünchen hatte feit mitte
der liebziger !Jahre darin einen erneuten fluffchwung'genommen. Die gewonnenen
Relultate werden, fie müllen bleiben, lofern die Forderungen unferer Zeit nicht
ungehört verhallen. Der Fürlt, dem heute am 12. ITTärz Hller Berzen ein
ehrlich gemeintes „Hd ITluItos flnnos" laut und im Stillen entgegenbringen,
der Fürlt, der nie rottete und ruhte, wenn es lieh um das Wohl feines Landes
handelte, und der neuerdings feiner ßelinnung in den Worten „Suprema lex
salus publica est" beredten Ausdruck gab, wird auch da das Rechte treffen.

ITlünchen, 12. Hlärz 1901.

Berlepfch-Vnlendns.
 
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