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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Neue deutsche Künstler-Tapete
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0027

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Neue deutsche Künstler-Tapeten.

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nommenen Formen: hauptsächlich für Musik-
Zimmer gedacht. Diese neue Karte gereicht
dem Künstler wie der Firma Engelhard in
gleicher Weise zu hoher Ehre und der Erfolg
wird den ausserordentlichen Qualitäten ent-
sprechend sein.
£
Die Darmstädter Tapeten-Fabrik (Fritz
Hochstättcr) hat mit der von ihr eingeführten
neuen Gattung von Tapeten »Licht-Effekt
und Seiden-Imitation« bereits seit längerer
Zeit sowohl in Deutschland als auch im Aus-
lande sehr günstige Aufnahme gefunden
Dieser Name sagt schon, durch welche kolo-
ristische Qualitäten sich diese Hochstätter'-
schen Tapeten auszeichnen; nur darf man
nicht annehmen, dass es sich um eine
stilistisch verwerfliche »Imitation« der Seiden-
stoff-Wirkung handele. Diese Tapeten wollen
nichts anderes sein, als eben Tapeten, und
erheben in keiner Weise den Anspruch,
etwa als »Surrogate für Seiden-Bespannung«
zu gelten. Für die von der Darmstädter
Tapeten - Fabrik Fritz Hochstätter in den
Handel gebrachten Licht-Effekt-Tapeten war
vielmehr der Grundsatz massgebend, dass
die, der seitherigen Damast-Tapete als ästhe-
tischer Mangel anhaftende monotone Wieder-
kehr des Muster - Motivs beseitigt und eine
dem Seiden - Gewebe eigene reizvoll wech-
selnde Beleuchtung der Oberfläche erreicht
werden könnte. Da die künstlerisch gehand-
habte Schablonen - Malerei bereits in dieser
Richtung geschickte Leistungen aufwies, so
entstand die schwierige Aufgabe, dieselbe
vermittelst Druck-Formen in eine neue Tech-
nik zu übertragen, welche durch längere
Versuche mit Kunst - Handdruck endlich
glänzend gelöst wurde, womit zugleich
diesem Verfahren eigentümliche, ungeahnt
schöne Resultate zutage traten. Der auf
Papier-Unterlage aufgetragene seidenähnliche
Bronze-Grund sowohl, als die durch den
Druck mit Holz-Modellen ermöglichte freiere
Formen - Gebung und feinere Zeichnung,
welche die durch Schablonen-Druck erzielte
weit überragt, sowie grössere Billigkeit sind
unbestreitbare, erhebliche Vorzüge.
Dass gerade von deutschen Fabriken in
neuerer Zeit der Tapeten-Handdruck durch

besondere Pflege wieder zu Ehren gebracht
wurde, und in hervorragender Weise als
Ausdrucksmittel einer mehr individuellen
Wiedergabe künstlerischer Gedanken aus-
ersehen ist, darf als ein bemerkenswerter
Fortschritt gelten. An die stattliche Reihe
der von August Hochstätter für diese neue
Technik entworfenen Dessins, schliesst sich
nunmehr eine neue Kollektion, für welche
die Darmstädter Fabrik in Paul'Bürck, dem
jüngsten Mitgliede der Darmstädter Künstler-
Kolonie, eine sehr viel versprechende Kraft
gewonnen hat. Wir reproduzieren diese
Bürck-Tapeten hier in Schwarz-Druck sowie
in einer die Original-Wirkung präzis wieder-
gebenden Farben-Beilage. Es sind die Erst-
linge Bürcks auf dem schweren Felde der
Tapete. Allein man muss ihm unbedingt
lassen, dass er sich, namentlich bei dem
farbig wiedergegebenen Muster, mit gutem
Erfolge hineingefunden hat, und es steht
ausser Zweifel, dass wir für die Tapete noch
sehr wertvolles von diesem jugendlichen,
überaus glücklich begabten Künstler er-
warten dürfen. Es gehört keine besondere
Propheten - Gabe dazu, diesen Tapeten eine
schnelle Einführung vorauszusagen.
£
Professor Hans Christiansen, auch Einer
von der Darmstädter Kolonie, hat seinen
»Deutschen Tapeten« ein Geleit-Wort mit
auf den Weg gegeben, das uns wohl am
deutlichsten über die Grundsätze aufklären /
wird, die ihn bei der Erfindung seiner
Muster geleitet haben. Er sagt: »Die Heraus-
gabe moderner Tapeten-Muster seitens der
Firma Tapeten - Fabrik Hansa, Iven & Co.,
Altona-Ottensen, wird, nachdem eine andere
Fabrik mit den Eckmann'schen Mustern so
glücklich über das Eis gegangen ist, nicht
mehr gross überraschen; wie die Arbeit für
mich das Bedürfnis war, meine Ansicht in
dieser Technik auszusprechen, so wird das
Erscheinen auch als ganz selbstverständliche
Folge der Kunst-Entwickelung unserer Tage
angesehen werden. Wir leben in einer Zeit,
wo das Persönliche in der Kunst immer
mehr die Oberhand bekommt, trotz aller
Mahnungen, am Alten festzuhalten, bricht
sich der neue Stil, der Stil des Individualis-
 
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