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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Wolff, Fritz: Bernhard Wenig - Berchtesgaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0074

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Bernhard Wenig—Berchtesgaden.

373

EX LI BRIS
DR I9UIS MERCK
DARMST/lbT


hernh. wenig—berchtesgaden.

Ex Libris.

zu lassen und zwar die »Königskinder, fünf
Märchen von Prinzen und Prinzessinnen,
und was ihnen Wunderbares begegnet« und
die »Lieder der Minnesänger«. Mit höchster
Bescheidenheit der Mittel, grosser Gehaltenheit
des Ausdrucks und mit der Fähigkeit, dem
naiven Inhalt die naive Form an die Seite
zu stellen, ist Wenig seiner Aufgabe nach-
gekommen und hat einen glücklichen Griff
damit gethan, sich an die alten Meister des
I6. Jahrhunderts anzulehnen, einigermassen
in der Form, vor allem aber in der stillen,
zuständlichen Weise der Schilderung, die so
ernst im Ernsten, so lustig im Lustigen, so
tief für die Erwachsenen, so kinderlieb für
die Kinder sein kann. Im derben, festen
Strich des deutschen Holzschnittes erreicht
er das alles, mit dessen Technik er gut ver-
traut sein muss, so sicher vermeidet er alle
Kreuzschraffierung, arbeitet mit breiten
Flächen, lebhaften Gegensätzen von hell und
dunkel. Die grössten Helligkeiten sind durch-
wegs durch Aussparungen aus dem Papier
erreicht. Und so stellt er alle jene vertrauten
Gestalten hin aus dem Märchen vom König
Drosselbart, von den drei Federn, dem Frosch-
konig mit dem eisernen Heinrich und wie
sie alle heissen. Und wie er uns die Märchen
wieder lebendig macht, so geht er auch den
iaoi. vni. 3.

Minnesängern nach in ihren kleinen fein-
stimmigen Liedern des Frühlings und der
liebe und weckt sie von neuem, wenn er
alle diese gestammelten Freuden und ge-
seufzten Leiden in seine Landschaft versetzt.
Unser Heft bringt die Illustrationen zu
Walther's von Metz: »Hätten nur die Blumen
die Gewalt, wie ich's ihnen wünschen wollt«,
zu Herzog Heinrichs von Brabant »Eines
Maien Morgens früh, hab' ich Heil gesehen,
in ein schönes Baumgärtlein wollt' ich spielen
gehen. Da fand ich drei Jungfrauen stehen,
wunderherrlich anzusehen«. Dann zu Gott-
fried's von Strassburg Vorwort zu »Tristan«
und zu dem herrlichen »Floret silva undique,
nach meinem Gesellen ist mir weh«.
Abschliessend kann man von Wenig
sagen und gewiss im Sinne seiner eigenen
Zurückhaltung, dass er zu denen zählt, die
wissen, was noch alles vor ihnen liegt, er
hält sich nicht für einen Fertigen und Ab-
geschlossenen, sondern das Beste an ihm
ist, dass er sich selbst noch beobachtet und
noch sucht. Gewiss hat er ein reiches
Können und heute schon schöne Erfolge.
Aber noch grössere werden kommen, wenn
es ihm gelingt, auch weiter nur er selbst
zu sein und ruhig und unbeirrt von Schlag-
Worten auf der gesunden Basis weiter zu
bauen, die seine ganze Entwickelung ihm
gibt und die nicht viele mit ihm gemein-
sam haben. Dr. Fritz Wolff—Breslau.


ClälRE-FRERIUIS

ujs)

bernh. wenig—berchtesgaden.

Ex Libris.
 
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