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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0133

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43o Die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zu München.


GERTRUD KLE1NHEMPKI.—DRESDEN.
Dresdener Werkstätten. — Internationale Kunst-Ausstellung
mentes trug. Dass die neubegründete An-
stalt einem Bedürfnis entgegenkam, bewies,
dass durch Einlauf von Aufträgen einer
Reihe von Künstlern Gelegenheit gegeben
wurde, ihre Ideen in unmittelbaren Zu-
sammenhang mit den Anforderungen des
täglichen Lebens zu erproben. Es galt
sowohl für einfachere als reichere Verhält-
nisse Neues zu schaffen. Nichts hat die
vorher der angewandten Kunst und der
Technik fernstehenden Künstler rascher zu
Herren über ihr Material gemacht, als diese
unmittelbare Fühlung mit der Praxis. Von
vorne herein dem gesteckten Ziele ent-
sprechend wurde dafür Sorge getragen, dass
der Erfinder die Herstellung der aus-
zuführenden Gegenstände in der Werkstatt

verfolgen konnte. Oft
wurde unter der Anfer-
tigung geändert. Die Ar-
beiter lernten die Ge-
danken der Künstler ver-
stehen und so hat sich
nach und nach ein Orga-
nismus entwickelt, der
heute den Vereinigten
Werkstätten erlaubt, fast
jede künstlerische Idee
ohne viele Schwierig-
keiten praktisch auszuge-
stalten und zu verwerten.
An die in den Werkstätten
regelmässig mitarbeiten-
den Künstler traten im
weiteren Verlaufe soviele
Anforderungen von aussen
heran, dass ausser für die
Ausstellung, immer nur
auf Bestellung gearbeitet
werden musste. Gerade
dieses Eingehen auf ganz
bestimmte Bedürfnisse hat
ausserordentlich erziehe-
risch eingewirkt. Es
wurden so wirkliche Ge-
brauchs-Typen geschaffen.
Durch Übernahme ganzer
Einrichtungen wurde eine
grosse Vielseitigkeit der
Arbeit bedingt; kein Feld
der Innen-Dekoration blieb unbearbeitet. Da
es nun weder in der Möglichkeit noch in
der Absicht lag, alles in eigenem Betriebe
auszuführen, wurden Beziehungen mit be-
stehenden Werkstätten und Betrieben an-
geknüpft, um in diesen die Künstler-Ent-
würfe für die Werkstätten anfertigen zu
lassen. — Auch hier gebührt denselben das
Verdienst der Initiative, angeregt durch die
Arbeiten, welche die Fabrikanten auf Risiko
der Werkstätten ausführten, hat sich mancher
derselben auch ohne Vermittelung der Werk-
stätten mit Künstlern in Verbindung gesetzt,
um ebenfalls in der neuen Art zu arbeiten.
Die in Vereinigung zuerst praktisch durch-
geführten Ideen wirkten wie ein Ferment,
das fähig ist, eine grosse Masse vollständig

Wasch - Tisch.
zu Dresden 1901.
 
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