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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Bruns, Margarete: Der Stil in der modernen Kleidung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0173

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PAUL LANG—OBER-TURKHEIM.

schon zum Teil von Radfahrern getragen.
Dass aber manche Männer sogar auf dem
Bycicle sich von ihren weiten, hinderlichen
Beinkleidern nicht trennen können, sondern
sie einfach, der Praktik wegen, um den
Knöchel mit einer Klammer befestigen, das
ist gewiss ein Beweis, dass dem Manne fast
jedes ästhetische Empfinden für seine Kleidung
abhanden gekommen ist. In der That steht
er in dieser Beziehung hinter der Frau zurück.
Das Obergewand soll den Körper des
Mannes immer fest umschliessen, oder es
muss blousenartig gemacht werden, d. h. den
Körper in natürlichen Falten umfliessen. So
zeigt es uns das Bildnis eines Jünglings von
Franciabigio. Auch der Ärmel sei entweder
weit oder enganliegend. Die heute übliche
Männertracht genügt nur praktischen Be-
dürfnissen, d. h. sie ist fast vollständig schmuck-
los. Das ist nicht immer so gewesen. Im
Mittelalter war die Kleidung der Männer
z. B. zeitweise so reich und prunkvoll, dass
sie für unsern Geschmack weichlich und
weibisch wirkt. Dem ganzen Karakter des
Mannes nach muss seine Kleidung ernster,
gediegener und weniger reich sein als die der
Frau. Damit soll aber nicht gesagt sein,
dass die heute in der männlichen Kleidung

Schrift-Probe und Buch-Schmuck.
herrschende Nüchternheit das Richtige wäre.
Mir ist es im Gegenteil unbegreiflich, warum
in der männlichen Toilette ausgesprochene
Farben und wertvollere Stoffe so gänzlich
verpönt sind; warum sogar bei Festlichkeiten,
bei deren Gelegenheit es doch entschieden
Stil hat, sich üppiger zu kleiden, warum
auch da von Stoffen fast nur das Tuch und
von Farben nur das Schwarz vorherrschen.
Auch der Mann sollte sich den Schmuck
reizvoller Farben-Zusammenstellung bei seiner
Kleidung nicht entgehen lassen, wenn er
diese auch in bescheideneren Grenzen halten
muss als die Frau. Der Besatz spielt wie
der übrige Schmuck keine grosse Rolle in
der männlichen Kleidung. Grösstenteils be-
schränkt er sich auf die Brust, deren breite,
etwas eintönige Fläche einen guten Platz
dafür bietet. So ist es Sitte geworden, den
oberen Teil des unten zugeknöpften Rockes
umzuklappen und die frei gewordene Stelle
mit einem Einsatz von andersfarbigem Stoffe
auszufüllen. Wird dieser Einsatz aus einem
weichen ungesteiften Stoffe hergestellt, so
ist diese Tracht ein sehr schöner Schmuck
für den Mann, denn bei ihm gibt es keine
Brüste, die durch Klappen nicht verdeckt
werden dürften. Auch die ganz offen ge-
 
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