Der Stil in der modernen Kleidung.
473
pauli ne braun—darmstadt.
Entworfen von hans Dietrich leipheimer—Stuttgart.
Kunst-Stickereien.
wählen wir fast immer einen festeren Stoff als
zur Bekleidung des übrigen Körpers, weil hier
auf besondere praktische Gründe Rücksicht
genommen werden muss. Die Bekleidung der
Füsse muss diese vor allen Dingen gegen
Nässe schützen, sie wird daher meistens aus
dem undurchdringlichen Leder verfertigt, das
dem Fuss zu gleicher Zeit einen Schutz gegen
hartes Steinpflaster gewährt. Selbstverständ-
lich muss die Sohle des Schuhes am dicksten
und widerstandsfähigsten sein, während der
Hacken noch durch einen besonderen Absatz
gestützt wird, der uns beim Gehen eine Er-
leichterung verschaffen soll. Zu den übrigen
Teilen des Schuhes aber sollte immer ein
möglichst weiches Leder genommen werden
oder ein noch dünnerer Stoff; besonders für
die Sommer-Monate sollte jeder ein Paar
sog. Zeugschuhe bereit halten, damit die
Füsse, diese am meisten angestrengten und
daher am meisten transpirierenden Glieder,
genügend ausdünsten können. Aus dem-
selben Grunde sollten auch nur dann, wenn
es die Praktik dringend erfordert, hohe
Stiefel, die das Bein mit umschliessen, ge-
tragen werden. Da diese aber ausserdem
dem Fuss-Gelenke nicht nur die Bewegungs-
Freiheit rauben, sondern es auch verweich-
lichen, so dass es bald ohne die gewohnte
Stütze unsicher wird, so ist besonders bei
Kindern davor zu warnen. Auch der Mann,
dessen Beruf es eben erlaubt, sollte, vor allen
Dingen im Sommer, nur niedrige, weit aus-
geschnittene Schuhe tragen. Leider wird
ein bequemes, der Fussform angemessenes
Schuhwerk augenblicklich so gut wie gar-
nicht hergestellt. Das kommt wohl haupt-
sächlich daher, weil die meisten Menschen
in dem Wahne befangen sind, ein kleiner
Fuss sei eine besondere Schönheit. Das ist
aber durchaus nicht der Fall. Gewiss muss der
Frauenfuss zierlicher sein als der des Mannes,
das ist er aber meistens — bis auf wenige
Ausnahmen — schon von selber. Im übrigen
aber hat der Fuss, ebenso wie die Hand und
alle übrigen Gliedmassen, in strengster Har-
monie zum Körper zu stehen. Ein besonders
kleiner Fuss, der zu einem grossen Körper ge-
1901. X. 4.
473
pauli ne braun—darmstadt.
Entworfen von hans Dietrich leipheimer—Stuttgart.
Kunst-Stickereien.
wählen wir fast immer einen festeren Stoff als
zur Bekleidung des übrigen Körpers, weil hier
auf besondere praktische Gründe Rücksicht
genommen werden muss. Die Bekleidung der
Füsse muss diese vor allen Dingen gegen
Nässe schützen, sie wird daher meistens aus
dem undurchdringlichen Leder verfertigt, das
dem Fuss zu gleicher Zeit einen Schutz gegen
hartes Steinpflaster gewährt. Selbstverständ-
lich muss die Sohle des Schuhes am dicksten
und widerstandsfähigsten sein, während der
Hacken noch durch einen besonderen Absatz
gestützt wird, der uns beim Gehen eine Er-
leichterung verschaffen soll. Zu den übrigen
Teilen des Schuhes aber sollte immer ein
möglichst weiches Leder genommen werden
oder ein noch dünnerer Stoff; besonders für
die Sommer-Monate sollte jeder ein Paar
sog. Zeugschuhe bereit halten, damit die
Füsse, diese am meisten angestrengten und
daher am meisten transpirierenden Glieder,
genügend ausdünsten können. Aus dem-
selben Grunde sollten auch nur dann, wenn
es die Praktik dringend erfordert, hohe
Stiefel, die das Bein mit umschliessen, ge-
tragen werden. Da diese aber ausserdem
dem Fuss-Gelenke nicht nur die Bewegungs-
Freiheit rauben, sondern es auch verweich-
lichen, so dass es bald ohne die gewohnte
Stütze unsicher wird, so ist besonders bei
Kindern davor zu warnen. Auch der Mann,
dessen Beruf es eben erlaubt, sollte, vor allen
Dingen im Sommer, nur niedrige, weit aus-
geschnittene Schuhe tragen. Leider wird
ein bequemes, der Fussform angemessenes
Schuhwerk augenblicklich so gut wie gar-
nicht hergestellt. Das kommt wohl haupt-
sächlich daher, weil die meisten Menschen
in dem Wahne befangen sind, ein kleiner
Fuss sei eine besondere Schönheit. Das ist
aber durchaus nicht der Fall. Gewiss muss der
Frauenfuss zierlicher sein als der des Mannes,
das ist er aber meistens — bis auf wenige
Ausnahmen — schon von selber. Im übrigen
aber hat der Fuss, ebenso wie die Hand und
alle übrigen Gliedmassen, in strengster Har-
monie zum Körper zu stehen. Ein besonders
kleiner Fuss, der zu einem grossen Körper ge-
1901. X. 4.