480
Marcel Montandon:
HANS SAND REUTER—BASEL. »Wäscherinnen«. Wand-Malerei in der Schmiede-Zunft zu Basel.
diesische Symphonie, verwandt der Art
Böcklin's und doch im wesentlichen selbständig.
Die ganze Jugendkraft des Künstlers ist
in diesen zwei grossen Werken enthalten.
Diejenigen Werke, welche er später im reiferen
Alter gemacht hat, sind von einem strengeren
Zauber umwoben; als da sind: der grosse
Mosaik-Fries vom Züricher Landes-Museum,
wo die Haupt-Farben Blau und Gold wie
weitschallende Trompetentöne erklingen; die
grossen gemalten Scheiben des eidgenössischen
Bundes-Hauses in Bern mit ihrem fabelhaften
Alpen-Hintergrund. Es handelt sich hier um
eine vielleicht noch viel imposantere Gesamt-
Stimmung, welche aber auf den Wänden und
in dem Gitterwerk der offiziellen Bau-Werke
weniger hell und freudig klingt, dafür aber
passt sich die reichere Ausstattung einer vor-
nehmen und wuchtigen Gesamt-Harmonie an.
Die Melodie bleibt dieselbe, aber die Tonart
und das Instrument haben gewechselt. Dem
süssen verführerischen Tone der viola d'amore
folgten in ihrer Vollkraft und Reife die Töne
des Violon-Cellos. Der ehrliche Schweizer-
Karakter der Zeichnung und der Erfindung
Hans Sandreuter's bewährt sich auch mit
immer zunehmender Autorität in seinen letzten
Werken, deren Dimensionen kolossale sind.
Früher war der Künstler unbewusst
deutscher Schweizer, heute aber weiss er es,
und hat auch seine Freude daran, dass es
Niemand ignoriert. Er hält viel darauf, sich
an die alten Meister anzuschliessen, Schweizer
oder Schwaben, welche vom Keller bis zum
Dache die Facaden der alten Baseler Häuser,
oder diejenigen von Stein am Rhein mit
Bilder erheiterten. Er hält nur darauf, den-
selben sein eigenes Temperament einzuflössen.
In seiner ersten Schaffens-Periode ent-
standen die Sgrafitti eines Hauses an der
Freien-Strasse, welches heute niedergerissen
ist, darstellend ein Festmahl aus früherer Zeit,
mit Architektur eingerahmt, nach Holbein'scher
Uberlieferung, ferner die Grisaille-Malereien
im grossen Saale des St. Georgen-Klosters zu
Stein a. Rh. Im Gegensatze zu der reich-
haltigeren und überlegteren Erfindung der
H. SANDREUTER. Schablonier-Muster: » Frau mit Rosen*.
Marcel Montandon:
HANS SAND REUTER—BASEL. »Wäscherinnen«. Wand-Malerei in der Schmiede-Zunft zu Basel.
diesische Symphonie, verwandt der Art
Böcklin's und doch im wesentlichen selbständig.
Die ganze Jugendkraft des Künstlers ist
in diesen zwei grossen Werken enthalten.
Diejenigen Werke, welche er später im reiferen
Alter gemacht hat, sind von einem strengeren
Zauber umwoben; als da sind: der grosse
Mosaik-Fries vom Züricher Landes-Museum,
wo die Haupt-Farben Blau und Gold wie
weitschallende Trompetentöne erklingen; die
grossen gemalten Scheiben des eidgenössischen
Bundes-Hauses in Bern mit ihrem fabelhaften
Alpen-Hintergrund. Es handelt sich hier um
eine vielleicht noch viel imposantere Gesamt-
Stimmung, welche aber auf den Wänden und
in dem Gitterwerk der offiziellen Bau-Werke
weniger hell und freudig klingt, dafür aber
passt sich die reichere Ausstattung einer vor-
nehmen und wuchtigen Gesamt-Harmonie an.
Die Melodie bleibt dieselbe, aber die Tonart
und das Instrument haben gewechselt. Dem
süssen verführerischen Tone der viola d'amore
folgten in ihrer Vollkraft und Reife die Töne
des Violon-Cellos. Der ehrliche Schweizer-
Karakter der Zeichnung und der Erfindung
Hans Sandreuter's bewährt sich auch mit
immer zunehmender Autorität in seinen letzten
Werken, deren Dimensionen kolossale sind.
Früher war der Künstler unbewusst
deutscher Schweizer, heute aber weiss er es,
und hat auch seine Freude daran, dass es
Niemand ignoriert. Er hält viel darauf, sich
an die alten Meister anzuschliessen, Schweizer
oder Schwaben, welche vom Keller bis zum
Dache die Facaden der alten Baseler Häuser,
oder diejenigen von Stein am Rhein mit
Bilder erheiterten. Er hält nur darauf, den-
selben sein eigenes Temperament einzuflössen.
In seiner ersten Schaffens-Periode ent-
standen die Sgrafitti eines Hauses an der
Freien-Strasse, welches heute niedergerissen
ist, darstellend ein Festmahl aus früherer Zeit,
mit Architektur eingerahmt, nach Holbein'scher
Uberlieferung, ferner die Grisaille-Malereien
im grossen Saale des St. Georgen-Klosters zu
Stein a. Rh. Im Gegensatze zu der reich-
haltigeren und überlegteren Erfindung der
H. SANDREUTER. Schablonier-Muster: » Frau mit Rosen*.