4»4
Marcel Montandon: Hans Sandreuter—Basel.
HANS SANDREUTER—BASEL.
»An der Himmds-Pforte«. Gemälde im Museum zu Bern.
welcher alles in harmonischen Einklang bringt
und etwaige Übertreibungen beiseite lässt,
der kritische Geist, welchen Sandreuter viel-
leicht seinem Pariser Aufenthalt verdankt, wo
er einige traurige Jahre zwischen seinem langen
italienischen, münchener und dem baseler
Aufenthalte verbracht hat.
Die Stoffe dieser Innen-Dekoration seines
Hauses in Riehen sind überall aus den ein-
fachsten Gegenständen des täglichen Lebens
hergenommen, von der familiärsten Botanik der
Umgegend, von den Vögeln, welche um das
Haus herum ihre Nester bauen, den Fischen
des Rheines und der Birs, welche gewöhnlich
auf unserem Tische figurieren; selbst Gesichter
gewisser Gäste sind als Karrikaturen auf dem
Plafond skizziert, während auf gewissen
Schränken, wo die Hand-Zeichnungen auf-
bewahrt werden, die Stand-Bilder der Haus-
Bewohner in Schnitzerei angebracht sind.
Dieses alles ist erst seit kurzem vollendet
worden und doch scheint es, dass dies alles
im Gegenteil nur das Resultat einer langen
Gewohnheit sein müsse, und doch ist in dieser
archaischen Flach-Schnitzerei, welche auf
jedem Stück Holz angebracht ist — und man
ist überall in diesem warmen Hause mit Holz
umgeben — der deutlich moderne Ton ge-
wahrt; nur handelt es sich hier nicht um ein
Erzeugnis ohne alle äussere Veranlassung,
dieser Modernismus hat eine Tradition. Die
Verknüpfung der alten schweizerisch-alle-
manischen und dieser individuellen Sand-
reuter'schen ist nicht unterbrochen, wie sich
hier der nürnbergische Ursprung der Familie
des Künstlers verrät. Niemals war die Fantasie
freier und zugleich sachverständiger zum
Ausdruck gekommen, um die Vergangen-
heit mit der Gegenwart zu verbinden.
Ich habe soeben vom bäuerischen
Karakter gewisser Werke Sandreuter's ge-
sprochen; wir finden das auch bei seinen
Bilder - Rahmen, die zugleich von einem
guten Geschmack und von einer ausser-
gewöhnlichen Unbefangenheit zeugen. Sie
bestehen gewöhnlich aus einem Schema von
Blättern oder Blumen, welche sich den ganzen
weissgrundierten Stab entlang ziehen. Es ist
an sich gar nichts, aber es ist allerliebst,
Jedermann könnte das erfinden, aber Niemand
hat es gethan. Alle diejenigen, welche sich
schwierige und wissenschaftlicher Linien-
Marcel Montandon: Hans Sandreuter—Basel.
HANS SANDREUTER—BASEL.
»An der Himmds-Pforte«. Gemälde im Museum zu Bern.
welcher alles in harmonischen Einklang bringt
und etwaige Übertreibungen beiseite lässt,
der kritische Geist, welchen Sandreuter viel-
leicht seinem Pariser Aufenthalt verdankt, wo
er einige traurige Jahre zwischen seinem langen
italienischen, münchener und dem baseler
Aufenthalte verbracht hat.
Die Stoffe dieser Innen-Dekoration seines
Hauses in Riehen sind überall aus den ein-
fachsten Gegenständen des täglichen Lebens
hergenommen, von der familiärsten Botanik der
Umgegend, von den Vögeln, welche um das
Haus herum ihre Nester bauen, den Fischen
des Rheines und der Birs, welche gewöhnlich
auf unserem Tische figurieren; selbst Gesichter
gewisser Gäste sind als Karrikaturen auf dem
Plafond skizziert, während auf gewissen
Schränken, wo die Hand-Zeichnungen auf-
bewahrt werden, die Stand-Bilder der Haus-
Bewohner in Schnitzerei angebracht sind.
Dieses alles ist erst seit kurzem vollendet
worden und doch scheint es, dass dies alles
im Gegenteil nur das Resultat einer langen
Gewohnheit sein müsse, und doch ist in dieser
archaischen Flach-Schnitzerei, welche auf
jedem Stück Holz angebracht ist — und man
ist überall in diesem warmen Hause mit Holz
umgeben — der deutlich moderne Ton ge-
wahrt; nur handelt es sich hier nicht um ein
Erzeugnis ohne alle äussere Veranlassung,
dieser Modernismus hat eine Tradition. Die
Verknüpfung der alten schweizerisch-alle-
manischen und dieser individuellen Sand-
reuter'schen ist nicht unterbrochen, wie sich
hier der nürnbergische Ursprung der Familie
des Künstlers verrät. Niemals war die Fantasie
freier und zugleich sachverständiger zum
Ausdruck gekommen, um die Vergangen-
heit mit der Gegenwart zu verbinden.
Ich habe soeben vom bäuerischen
Karakter gewisser Werke Sandreuter's ge-
sprochen; wir finden das auch bei seinen
Bilder - Rahmen, die zugleich von einem
guten Geschmack und von einer ausser-
gewöhnlichen Unbefangenheit zeugen. Sie
bestehen gewöhnlich aus einem Schema von
Blättern oder Blumen, welche sich den ganzen
weissgrundierten Stab entlang ziehen. Es ist
an sich gar nichts, aber es ist allerliebst,
Jedermann könnte das erfinden, aber Niemand
hat es gethan. Alle diejenigen, welche sich
schwierige und wissenschaftlicher Linien-