Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (8.1901)

486

Marcel Montandon: H. Sandreuter—Basel. — H. Sandreuter, f


hans sandreuter—basel.

Baseler Jubiläums-Teppich.

Zusammenstellungen befleissen, sind davon
überrascht: das ist populäre Kunst im wahren
Sinn des Wortes. Diese Rahmen, welche
für Aquarelle oder Zeichnungen bestimmt
sind, haben in der Wiener Sezessions-Aus-
stellung Aufsehen erregt, ebenso in der
Sezessions-Ausstellung von München.
Sandreuter hat sich in allem versucht:
nach den Fresken in der Staffelei-Malerei,
im Tempera, dann im Aquarell, in der
Algraphie, Radierung, im Holzschnitt, Plakat,
Mosaik, Glas-Gemälde, in der Flach-Schnitzerei,
im Möbel-Bau und in der Medaille. Seine
Medaille für das 70jährige Geburts-Jubiläum
Böcklin's ist in einer Weise monumental, dass
man sie füglich neben diejenigen von Hilde-
brand stellen kann, welche Pettenkofer und
Bismarck gewidmet sind, ebenso neben die-
jenigen von Scharff: mit einem Wort, man
kann sie unter die schönsten Arbeiten der
neueren deutschen Medailleur-Kunst zählen.
Seine drei Baseler Plakate sind das
Beste, was die Schweiz in diesem Genre
hervorgebracht hat, sie frappieren und leiten
das Auge auf sich. Um absolut universell
zu sein, bleibt ihm nur noch die Keramik,
das Email und das Schmied - Eisen übrig.
Die letzte Neuheit, welche aus seinem Atelier
hervorgegangen, ist eine Serie von deko-

rativen Farbendrucken; enorme Holzschnitte
von ihm selbst geschnitten, eine Art von
urwüchsigen Xylographien, welche durch
einmaligen Druck verschiedene Töne geben.
Wir kennen von ihm eine Schnee-Landschaft,
dann eine Art schablonierte Tapete: Frauen
zwischen Rosen darstellend. Er ist ein Sucher,
der nach allen Seiten hin zu graben unter-
nimmt, der aber ausser der eigentlichen
Malerei und der grossen Wand - Dekoration
ebenso leicht aller sekundären Ausdrucks-
Mitteln überdrüssig wird: in allen lebt der
Geist seiner grossen, heiteren und harmo-
nischen Kunst. Marcel Montandon.
&
HANS SANDREUTER, f Während
wir mit der Drucklegung dieser
Publikation beschäftigt sind, kommt aus
Basel die tragische Kunde, dass Hans Sand-
reuter am 1. Juni im kräftigsten Mannesalter
von 51 Jahren verschieden ist. So wird denn
diese Veröffentlichung, von der wir hofften,
dass sie ein Vorbote reichen und reifen
Schaffens des bisher allzu wenig gewürdigten
Meisters sein würde, wider Erwarten zum
Nekrologe. Hans Sandreuter ist seinem
grossen Freunde Arnold Böcklin allzu früh
gefolgt, die Geschichte wird aber auch
seines Wirkens und Strebens nicht vergessen.