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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Ein Dokument Deutscher Kunst. Die Ausstellung der Künstlerkolonie in Darmstadt, [1]: Paul Bürck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0209

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nOÖ

Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie. Paul Bürck.


paul bürck—darmstadt. »Meeres-Idyllet, Kopf-Leiste.
Aus der Wein-Karte des Haupt-Restaurants der Darmstädter Kunst-Ausstellung.

ist bereits eine ziemliche Sicherheit in der Be-
herrschung der Fläche und in der malerischen
Vereinfachung zu konstatieren. Der Raum
an sich und die Beleuchtungs- Verhältnisse
waren nichts weniger als günstig, und
dennoch tritt die Dekoration mit einer ge-
wissen Geschlossenheit vor uns, und wenn
sie auch der straffen Zusammenfassung unter
einen grossen Gedanken und eine grosse
Linie noch entbehrt, so zieht sie uns doch
in ihren Bann und erfüllt uns mit dem
Geiste und Empfinden ihres Schöpfers.
Dieser Komposition sehr nahe verwandt
sind die Zeichnungen zu der Wein-Karte
des Haupt - Restaurants in der Ausstellung.
Schon die Dekorierung des aus braun-gelbem
Ingrain bestehenden Umschlages (vgl. S. 497)
ist aus dem gleichen figuralen Motive her-
geleitet wie die der seitlichen Füllungen in
der Halle des Ernst-Ludwigs-Hauses. Da-
gegen tritt aber als Basis ein Löwenkopf-
Ornament hinzu, das vollkommen neu ist.
Das Ganze ist von ausserordentlicher Schön-
heit, das beste Blatt der ganzen Karte und
neben der Einladungs-Karte zur Eröffnungs-
Feier, deren Mittelstück die Umschlags-
Zeichnung unseres Bürck-Sonderheftes bildet,
das Beste, was wir von Bürck überhaupt
auf dem Gebiete des Buch-Schmuckes kennen.
Leider ist kein anderes Blatt der Wein-Karte
auf der gleichen Höhe, wenigstens nicht als
Ganzes. Das liegt an den figürlichen und
landschaftlichen Darstellungen, bei denen der
Künstler noch mit dem Ausdrucke ringt und
oft recht herzhaft daneben haut. Man findet da

geradezu dilettantische Entgleisungen neben
so hoch stehenden ornamentalen Leistungen,
wie sie die Kopf-Leiste mit dem Namens-
Zuge des Künstlers (vgl. S. 499), die Leiste
mit den wasserspeienden Masken S. 536 u. a.
erkennen lassen. In den figürlichen Bildern
zeigt sich das Bestreben, vom rohen
Naturalismus und einer tollen Fantastik zu
geschlossener Stilistik durchzudringen, vorder-
hand noch nicht mit vollem Gelingen, aber
doch mit deutlichen Erfolgen, wie z. B. in
dem Bacchanten - Zuge der Seite »Warme
Getränke« (vgl. S. 509). Sehr glücklich war
Bürck auch zuweilen in seinen neuen Vorsatz-
Blättern. Hier konnte er nach Herzenslust
drauf los »fabulieren«, und wenn es auch
einmal daneben geriet: schadet nichts! Das
nächste wird desto besser! Weniger ist es
ihm mit der Biwuterie geglückt. Die Hals-
ketten, Anhänger, Broschen usw., welche
teilweise von Friedmann''s Nach/, in Frank-
furt, teilweise von Theodor Fahrner in
Pforzheim ausgeführt wurden, sind durchweg
ein wenig unbeholfen und auch etwas bäuerisch,
ein Karakter, den Bürck offenbar besonders
liebt, denn er tritt auch bei der Möblierung
seiner Wohnräume im Erd - Geschosse des
Ernst-Ludwigs-Hauses zu Tage, der aber ge-
rade bei einem Frauen-Schmuck von immer-
hin kostbarer Material-Wirkung nicht ange-
bracht ist. Der Halb-Edelstein soll eben durch
Kunst ganz edel werden, darauf kommt es an.
Einige kleinere Schmucksachen wirken
sehr frisch und originell durch die kecke
Farben-Zusammenstellung der Steine, andere
 
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