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Der deutsche Kunstgewerbe-Tag zu München zpoi.
gangen werden. Auch der Wunsch nach
einer konsequenten Evidenthaltung aller Be-
schlüsse und Resolutionen kann nur einem
dringenden Reform - Bedürfnis entsprechen
und wenn endlich zu diesem Zwecke mög-
lichst weitgehende Veröffentlichungen in der
Fachpresse empfohlen wurden, so hätte man
es sicherlich auf's Lebhafteste begrüsst, wenn
auch hier statt einer ziemlich einseitigen
Auswahl solcher Organe, die bei weitem
nicht den ganzen Interessentenkreis durch
ihre Verbreitung decken, die Anregung ohne
jeden propagandistischen Beigeschmack für
einzelne offenbar bevorzugte Organe kurz
und bündig dahin gelautet hätte, dass die
gesamte Fachpresse zu ersuchen sei, die Be-
strebungen des Verbandes und seiner Leitung
durch kostenlose Aufnahme aller einschla-
genden Veröffentlichungen zu unterstützen.
So blieb man aber auch hier geradeso auf
halbem Wege stehen, wie man sich scheute,
die Reform - Bedürftigkeit der allgemeinen
Verbands-Verhältnisse ohne Umschweife ein-
zugestehen. Die Versammlung überwies in
zustimmendem Sinne alle diesbezüglichen
Vorschläge an die Delegierten-Versammlung
zur Darnachachtung und entschied sich in-
sonderheit für einen zweijährigen Turnus des
Kunstgewerbe-Tages. Als künftiger Vorort
wurde München bestimmt.
So gestaltete sich in Bezug auf den
Gesamt-Verband gerade dieser letzte Punkt
der Tages-Ordnung zum allerwichtigsten der-
selben, und es ist mit Bestimmtheit zu er-
warten, dass, wenn es dem neuen Vorort
gelingen sollte, die diesbezüglichen Beschlüsse
evident zu halten und zur folgerichtigen
Durchführung zu bringen, der Verband
deutscher Kunstgewerbe-Vereine bald auf
eine Reorganisation zurückblicken kann, die
sein Ansehen und seine Bedeutung in gleich
vorteilhafter Weise vermehrt.
In dem reichhaltigen Programm der Fest-
Versammlung haben wir schliesslich noch
dem formvollendeten und geistvollen Vortrag
von Stadtschulrat Dr. Kerschensteiner über
»Gewerbliche Erziehung«.x) einige Betrach-
tungen zu widmen. Man merkte es dem
Redner an, über welch' erstaunliche Menge
von Erfahrungs- und Beobachtungs-Material
derselbe verfügte und da gereicht es ihm
denn auch zu doppeltem Vorzuge, wenn er
mit der logischen Schärfe des Mathematikers
von Beruf gerade nur diejenigen Glieder aus
der grossen Reihe herausgriff, deren er zur
Entwickelung seines interessanten Thema's
benötigte und die zugleich typisch genug
waren, um einen Beweis zu ermöglichen.
Damit klang der ernste Teil der Halb-
hundertfeier des Bayer. Kunstgewerbe-Vereins
harmonisch aus und es darf mit Zuversicht
erwartet werden, dass seine Centenarfeier
die Früchte dessen in segensreicher Fülle
ernten wird, mit dessen verheissender Aus-
saat in diesen Tagen in Münchens gastlichen
Mauern und »in munterm Bund« begonnen
ward. Dr. Paul von Salvisberg—München.
!) Der ganze Vortrag erschien soeben im Verlag
von Alexander Koch in Darmstadt. 8°. 16 Seiten. Preis
75 Pfg- (Franko gegen Einsendung von 85 Pfg.)
kopf-leiste und schluss-v1gnette gezeichnet von paul lang —darmstadt.
Der deutsche Kunstgewerbe-Tag zu München zpoi.
gangen werden. Auch der Wunsch nach
einer konsequenten Evidenthaltung aller Be-
schlüsse und Resolutionen kann nur einem
dringenden Reform - Bedürfnis entsprechen
und wenn endlich zu diesem Zwecke mög-
lichst weitgehende Veröffentlichungen in der
Fachpresse empfohlen wurden, so hätte man
es sicherlich auf's Lebhafteste begrüsst, wenn
auch hier statt einer ziemlich einseitigen
Auswahl solcher Organe, die bei weitem
nicht den ganzen Interessentenkreis durch
ihre Verbreitung decken, die Anregung ohne
jeden propagandistischen Beigeschmack für
einzelne offenbar bevorzugte Organe kurz
und bündig dahin gelautet hätte, dass die
gesamte Fachpresse zu ersuchen sei, die Be-
strebungen des Verbandes und seiner Leitung
durch kostenlose Aufnahme aller einschla-
genden Veröffentlichungen zu unterstützen.
So blieb man aber auch hier geradeso auf
halbem Wege stehen, wie man sich scheute,
die Reform - Bedürftigkeit der allgemeinen
Verbands-Verhältnisse ohne Umschweife ein-
zugestehen. Die Versammlung überwies in
zustimmendem Sinne alle diesbezüglichen
Vorschläge an die Delegierten-Versammlung
zur Darnachachtung und entschied sich in-
sonderheit für einen zweijährigen Turnus des
Kunstgewerbe-Tages. Als künftiger Vorort
wurde München bestimmt.
So gestaltete sich in Bezug auf den
Gesamt-Verband gerade dieser letzte Punkt
der Tages-Ordnung zum allerwichtigsten der-
selben, und es ist mit Bestimmtheit zu er-
warten, dass, wenn es dem neuen Vorort
gelingen sollte, die diesbezüglichen Beschlüsse
evident zu halten und zur folgerichtigen
Durchführung zu bringen, der Verband
deutscher Kunstgewerbe-Vereine bald auf
eine Reorganisation zurückblicken kann, die
sein Ansehen und seine Bedeutung in gleich
vorteilhafter Weise vermehrt.
In dem reichhaltigen Programm der Fest-
Versammlung haben wir schliesslich noch
dem formvollendeten und geistvollen Vortrag
von Stadtschulrat Dr. Kerschensteiner über
»Gewerbliche Erziehung«.x) einige Betrach-
tungen zu widmen. Man merkte es dem
Redner an, über welch' erstaunliche Menge
von Erfahrungs- und Beobachtungs-Material
derselbe verfügte und da gereicht es ihm
denn auch zu doppeltem Vorzuge, wenn er
mit der logischen Schärfe des Mathematikers
von Beruf gerade nur diejenigen Glieder aus
der grossen Reihe herausgriff, deren er zur
Entwickelung seines interessanten Thema's
benötigte und die zugleich typisch genug
waren, um einen Beweis zu ermöglichen.
Damit klang der ernste Teil der Halb-
hundertfeier des Bayer. Kunstgewerbe-Vereins
harmonisch aus und es darf mit Zuversicht
erwartet werden, dass seine Centenarfeier
die Früchte dessen in segensreicher Fülle
ernten wird, mit dessen verheissender Aus-
saat in diesen Tagen in Münchens gastlichen
Mauern und »in munterm Bund« begonnen
ward. Dr. Paul von Salvisberg—München.
!) Der ganze Vortrag erschien soeben im Verlag
von Alexander Koch in Darmstadt. 8°. 16 Seiten. Preis
75 Pfg- (Franko gegen Einsendung von 85 Pfg.)
kopf-leiste und schluss-v1gnette gezeichnet von paul lang —darmstadt.