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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

DOI Artikel:
Singer, Hans Wolfgang: Zu Hans Unger's neuen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0280

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Zu Hans Unger's neuen Bildern.

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PATRIZ HUBER— DARMSTADT : Gürtel-Schnallen. AUSGEFÜHRT VON THEODOR FAHRNER—PFORZHEIM.
Zu Bans Unger's neuen Bildern.


twa vor ein und dreiviertel Jahren
brachte die »Deutsche Kunst
und Dekoration«. eine kurz
orientierende Studie über Hans
^ Unger, die mit reichlichem Ab-
bildungs-Material ausgestattet war, und auch
seitdem wurden Werke seiner Hand, nament-
lich ein Glas-Fenster, das auf der Pariser Welt-
Ausstellung zu sehen war, auf diesen Seiten
abgebildet. In der Zwischenzeit, seit jenem
ersten Aufsatz, hat der Künstler Müsse ge-
habt, sich auf dem zuletzt eingenommenen
Terrain heimisch einzurichten, denn er hat
keinen grösseren öffentlichen Auftrag über-
nommen, — eigentlich zum Nutzen seiner
Kunst. Denn in der Ruhe, die ihm gegeben
wurde, hat sich seine Darstellungsweise
klären können. Ungünstige Verwickelungen
verhinderten es, dass Unger an der heurigen
Dresdener Kunst-Ausstellung, wo er ja eigent-
lich nicht fehlen durfte, teilgenommen hat:
seine besten drei Werke der letzten Zeit hat
er nach Darmstadt gesandt und sie sind hier
für die »Deutsche Kunst und Dekoration«
reproduziert worden. — Wie
die letzten der vorhergehenden
Arbeiten (Bd. V, S. 189, 190,
191 »Sternen-Nacht«, »Meeres-
brandung«, »Sicilianische Land-
schaft«, »Abend-Lied«) sind es
Gemälde, die auf tiefe, saftige
Farben-Wirkung ausgehen, aber sie


mahnen nicht mehr so stark an das Vorbild,
an das ein jeder zunächst denkt, an Arnold
Böcklin, und bedeuten demnach einen weiteren
Fortschritt auf dem Wege des Verarbeitens
der empfangenen Anregung.
Zu den anmutigsten seiner Werke ge-
hört jedenfalls die durch Umfang und Vorwurf
anspruchslose Landschaft; sie ist übrigens nur
eine von mehreren gleichartigen Schwestern.
Obwohl auch hier der Ausgangspunkt für
den Künstler und für die Betrachtung das
starke Betonen voller Farben-Töne bleibt,
so scheint doch der willkürliche Nachdruck,
der darauf gelegt worden ist, gemildert; man
empfindet anstatt des früher allein herrschen-
den wirkungsvollen Gegensatzes der einzelnen
vollen Farben doch eine Art bewusster,
wechselweise nachgiebiger Harmonie. — Der
Kopf der schönen Frau sollte eine Art
Steigerung des prachtvollen Selbst-Bildnisses
(auch s. Z. in der »Deutschen Kunst und
Dekoration«, Bd. V, S. 195 reproduziert und
ebenfalls auf der Ausstellung der hiesigen
Künstler-Kolonie ausgestellt) werden, sollte
gewissermassen auf den Er-
fahrungen und künstlerischen
Errungenschaften, die dieses
Selbst - Bildnis dem Maler
gebracht haben, aufgebaut
werden. Schliesslich ist aber
doch vielleicht etwas anderes
herausgekommen, hat doch das

1901. XII 6
 
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