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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Däubler, Theodor: Arnold Rönnebeck-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0035

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ARNOLD
RÖNNEBECK.

ARNOLD RÖNNEBECK-BERLIN.

VON THEODOR DÄUBLER.

In der Zeit des Impressionismus herrschten
historische Stile. Einige Künstler versuchten
es, die Eigenart der Zeit stilhaft zu erbringen;
der bedeutendste unter ihnen war wohl van
de Velde. Er wurde aber böse mißverstan-
den, wer ihm folgte, vermehrte Irrtum und Wirr-
nis. Auch jetzt, im Jahrzehnt des siegenden
Expressionismus, stehen wir, besonders in
Deutschland, vor ernsthaften Versuchen stil-
gemäß zu schaffen: vorläufig am verwegensten
in Berlin, wo natürlicherweise auch die Gefahr
sofortigen Verfalls besteht. Denken wir an die
Architektur und das Kunstgewerbe, so glaube
ich, die neue Linie verdankt sich vor allem
Künstlern wie Bernhard Hoetger, Cesar
Klein, Georg Leschnitzer, Belling usw.
Ich habe gewiß einen oder den anderen ver-
gessen! Nun tritt ein ganz junger Bildhauer
hinzu: Arnold Rönnebeck. Er empfindet die
Abstraktion als einen Weg, der zum Dekorativen
führen kann und beschreitet ihn. Gewiß sucht
er noch: daher seine unbestreitbare Zwiespältig-
keit. Als reiner künstlerischer Bildhauer bleibt
er, ein Schüler Bourdelles in Paris, auf dem
Boden der klassizistischen Tradition; wo er
jedoch die Einfälle witzig wiederholt, zum Aus-

schmücken verwertet, fügt er sich in die Reihe der
stilbringenden oder stilvorbereitenden Kunst-
gewerbler. Übrigens ist der Weg gar nicht so
sonderbar: haben nicht unsre besten Architekten
Berührungspunkte mit den deutschen Klassi-
zisten zu Anfang des vorigen Jahrhunderts!
Wird man nicht einmal gewisse Taten Messels
oder Peter Behrens' als moderne Aus-
tragungen der Gedanken Scamozzis und Pal-
ladios erkennen? Picasso, der Radikale, ist
niemals von Ingres soweit entfernt gewesen
wie von M an e t, von einem M o n e t oder Renoir
ganz zu schweigen! Auch Hoetger hat neben
gotischen Augenblicken stark klassische Ahnen-
schaften aufzuweisen; das gleiche sei von Lehm-
bruck gesagt: am überzeugendsten sprechen
in diesem Sinn einige Zeichnungen von ihm.

Arnold Rönnebeck hat sich so lange an das
gleiche Modell gehalten, bis es im Werk ganz
verschwand. Seine Tänzer sind meistens dem
Kreisel zu vergleichen, wo der Gegenstand ganz
Bewegung, Ausdruck einer sausenden Leben-
digkeit wird. Rönnebecks Tänzer sind in diesem
Sinn schwirrende Vertreter einer kreisenden
Rhythmik: ihr Persönliches wird aufgehoben.
Abstraktheiten wirken zu diesem Behuf ver-

XXIV. April-Mai 1921.

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