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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Kunst und Wirtschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0337

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DAGOBERT PECHE—WIEN.

»DECKCHEN IN TULLSTICKEREI«

KUNST UND WIRTSCHAFT.

Die letzte Vergangenheit brachte eine ein-
seitige Auffassung der Kunst und des
künstlerischen Schaffens. Wer die Kultur nur
als oberste Spitze einer Pyramide anerkannte
auf der breiten Basis der wirtschaftlichen
Ordnung, dem war Kunst eine geistige Technik.
Das Handgelenk, von dem Max Liebermann so
viel spricht, wird ausschlaggebend. Aus solcher
Einstellung leitet sich folgerichtig die Über-
schätzung des Formalen her. Die Kunst wurde
für die Meisten, selbst für Künstler, die ihre
eigene Degradierung in seltsamer Befangenheit
nicht empfanden, ein reines Formproblem. So
bei Adolf Hildebrand in seinem „Problem der

Form". Marees scheiterte daran. Er konnte
seine reiche seelische Verfassung mit abstrakten
Formforderungen nicht in Einklang bringen.
Die junge Künstlergeneration wehrte sich mit
Recht gegen diese Knebelung. Sie suchte den
Zusammenhang mit der lebendigen Gegenwart
und schlug sich zum Gegenteil, zur Überschätzung
des Stofflichen. Sie glaubte die Kunst zu be-
fruchten, indem sie die Kämpfe und Streitfragen
des Alltags in sie hineintrug. Doch auch diese
Künstler standen gerade in der Art der Betonung
ihrerKampf front in dengleichenGebundenheiten.
Auch sie glaubten durch wirtschaftliche Wand-
lung die Kunst umzubauen, weil sie ihnen die
 
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