Über Ferdinand Staeger.
FERDINAND STAEGER-MÜNCHEN.
Stifters „Nachsommer", den tiefgründigen
Roman mit den himmlischen Längen, den Fried-
rich Nietzsche so sehr liebte, und aus dem ihm
seine Schwester oft vorlesen mußte, hat Staeger
illustriert: feine, grariöse Radierungen hat er
dazu geschaffen, Blätter voll Wanderstimmung,
in der reifen Pracht des verglühenden, sich dem
Abstieg zuneigenden Jahres, mondlichtüber-
gossen und sonnenvoll, mit weiten Fernblicken
in milde Täler oder über sanfte, bewaldete
Hügel hin, wie man sie antrifft dort, wo sich
das böhmisch-bayerische Waldgebirge ins Mol-
dautal hinabsenkt und die Berge immer zahmer
werden, wo man sich Mozarts Reisekutsche
auf seiner Fahrt nach Prag denken kann und
wo Staegers Heimat ist.....
So wie im „Nachsommer" ist auch in Stae-
gers kürzlich erschienenen Radierzyklus „Ein
Lebensweg" (vier Blätter sind es, den Men-
schenaltern und den Jahreszeiten entsprechend),
das Menschenleben mit der Natur in Einklang
gebracht: es ist ein aus den Wundern der Natur
RADIERUNGEN »NACHSOMMER«
aufsteigendes, aus dem Frühling quellendes, in
den Schnee des Winters zurücksinkendes Erden-
wallen in Lust und Leid. Und so auch in den
Blättern der Mappe „Deutsche Lieder", die
Illustrationen ganz besonderer Art sind, Illu-
strationen zu Stimmungen, die den Künstler
ankamen, ohne daß er an besondere Weisen
oder Worte dachte, für die aber später aus dem
unerschöpflichen Schatze deutscher Volkslieder
und liedmäßiger Lyrik ohne Gezwungenheit
passende Textstellen gefunden wurden, die
natürlich nun nicht wortgetreu illustriert sind,
die aber die Stimmung der Radierungen aus-
gezeichnet auffangen und in Worte kleiden.
Neben Staeger, dem Naturpoeten, spricht hier,
ins Malerische, Bildkünstlerische übersetzt, be-
sonders stark Staeger, der Liedersänger, der
musikalischste der deutschen Radierer — sein
Musizieren mit Linien und Flächen: es weht
ebenso stark und hell aus seinen Blättern heraus
wie der Atem der Natur und die Liebe zur heimat-
lichen Landschaft, dr. georg jacob wolf-münchen.
FERDINAND STAEGER-MÜNCHEN.
Stifters „Nachsommer", den tiefgründigen
Roman mit den himmlischen Längen, den Fried-
rich Nietzsche so sehr liebte, und aus dem ihm
seine Schwester oft vorlesen mußte, hat Staeger
illustriert: feine, grariöse Radierungen hat er
dazu geschaffen, Blätter voll Wanderstimmung,
in der reifen Pracht des verglühenden, sich dem
Abstieg zuneigenden Jahres, mondlichtüber-
gossen und sonnenvoll, mit weiten Fernblicken
in milde Täler oder über sanfte, bewaldete
Hügel hin, wie man sie antrifft dort, wo sich
das böhmisch-bayerische Waldgebirge ins Mol-
dautal hinabsenkt und die Berge immer zahmer
werden, wo man sich Mozarts Reisekutsche
auf seiner Fahrt nach Prag denken kann und
wo Staegers Heimat ist.....
So wie im „Nachsommer" ist auch in Stae-
gers kürzlich erschienenen Radierzyklus „Ein
Lebensweg" (vier Blätter sind es, den Men-
schenaltern und den Jahreszeiten entsprechend),
das Menschenleben mit der Natur in Einklang
gebracht: es ist ein aus den Wundern der Natur
RADIERUNGEN »NACHSOMMER«
aufsteigendes, aus dem Frühling quellendes, in
den Schnee des Winters zurücksinkendes Erden-
wallen in Lust und Leid. Und so auch in den
Blättern der Mappe „Deutsche Lieder", die
Illustrationen ganz besonderer Art sind, Illu-
strationen zu Stimmungen, die den Künstler
ankamen, ohne daß er an besondere Weisen
oder Worte dachte, für die aber später aus dem
unerschöpflichen Schatze deutscher Volkslieder
und liedmäßiger Lyrik ohne Gezwungenheit
passende Textstellen gefunden wurden, die
natürlich nun nicht wortgetreu illustriert sind,
die aber die Stimmung der Radierungen aus-
gezeichnet auffangen und in Worte kleiden.
Neben Staeger, dem Naturpoeten, spricht hier,
ins Malerische, Bildkünstlerische übersetzt, be-
sonders stark Staeger, der Liedersänger, der
musikalischste der deutschen Radierer — sein
Musizieren mit Linien und Flächen: es weht
ebenso stark und hell aus seinen Blättern heraus
wie der Atem der Natur und die Liebe zur heimat-
lichen Landschaft, dr. georg jacob wolf-münchen.