LUCIAN BERNHARD—BERLIN.
»SCHRANK IM ANKLEIDEZIMMER«
KUNSTSCHULREFORM UND KÜNSTLER.
Der Ortsverein Berlin der Allgemeinen Deut-
schen Kunstgenossenschaft veranstaltete
am 30. Januar im großen Saale des ehemaligen
Herrenhauses eine Künstlerversammlung, an
der die gesamte Berliner Künstlerschaft mit
allen ihren Organisationen teilnahm, um über
die Reform der Künstlererziehung zu beraten.
Der Vorsitzende, Maler Hermann Widmer,
eröffnete die Versammlung, und betonte, daß
das Problem der Künstlererziehung sich zu
einem Ideenkampf entwickelt habe. Aber nie-
mand, ganz besonders nicht diejenigen, die
diese Reformen ausführen sollen, wissen, wie
eigentlich die Gesamtheit der Künstlerschaft
über diese Dinge denkt. Er wies darauf hin,
daß das Ungesunde unserer ganzen Kunstver-
hältnisse, die unglaubliche Überproduktion und
das zahlreiche Künstlerproletariat die Ursache
sei, daß viele darüber nachgedacht hätten, wie
diese Zustände zu ändern seien. Er gab eine aus-
führliche Statistik mit wahrhaft erschreckenden
Zahlen, die das Überangebot an Kunstwerken
beleuchteten. Das habe ihn auch veranlaßt,
schon vor einem Jahrzehnt in seinem bekannten
„Buch der kunstgewerblichen und künstlerischen
Berufe" die Forderung aufzustellen, daß jeder
Künstler seine Ausbildung als Handwerker be-
ginnen solle, und er freue sich, daß sich dieser
Gedanke immer mehr Bahn breche.
Prof. Max Kutschmann vertrat die Meinung,
daß „Bilder malen" für den Bedarf des Hauses,
Porträts, Landschaften usw. ein bürgerlicher
Beruf sei, genau so ehrlich, nützlich und not-
wendig wie jedes andere Handwerk. Und junge
Leute auf ihren Wunsch in diesem Beruf so
gut wie es nur immer denkbar ist, auszubilden,
sei ein durchaus berechtigtes Unterfangen.
Prof. Dr. Hermann Seeger, Kustos der Ber-
liner Kunsthochschule, wies auf die vielen
Künstler hin, die auf den Akademien ausgebildet
wurden, und deren Namen heute mit Ehren
genannt werden, und machte mit den Reformen
bekannt, die unter Prof. Arthur Kampfs Leitung
heute schon eingeführt seien.
Maler Wilhelm Tank.Vorsitzender des Reichs-
bundes der deutschen Kunsthochschüler, be-
»SCHRANK IM ANKLEIDEZIMMER«
KUNSTSCHULREFORM UND KÜNSTLER.
Der Ortsverein Berlin der Allgemeinen Deut-
schen Kunstgenossenschaft veranstaltete
am 30. Januar im großen Saale des ehemaligen
Herrenhauses eine Künstlerversammlung, an
der die gesamte Berliner Künstlerschaft mit
allen ihren Organisationen teilnahm, um über
die Reform der Künstlererziehung zu beraten.
Der Vorsitzende, Maler Hermann Widmer,
eröffnete die Versammlung, und betonte, daß
das Problem der Künstlererziehung sich zu
einem Ideenkampf entwickelt habe. Aber nie-
mand, ganz besonders nicht diejenigen, die
diese Reformen ausführen sollen, wissen, wie
eigentlich die Gesamtheit der Künstlerschaft
über diese Dinge denkt. Er wies darauf hin,
daß das Ungesunde unserer ganzen Kunstver-
hältnisse, die unglaubliche Überproduktion und
das zahlreiche Künstlerproletariat die Ursache
sei, daß viele darüber nachgedacht hätten, wie
diese Zustände zu ändern seien. Er gab eine aus-
führliche Statistik mit wahrhaft erschreckenden
Zahlen, die das Überangebot an Kunstwerken
beleuchteten. Das habe ihn auch veranlaßt,
schon vor einem Jahrzehnt in seinem bekannten
„Buch der kunstgewerblichen und künstlerischen
Berufe" die Forderung aufzustellen, daß jeder
Künstler seine Ausbildung als Handwerker be-
ginnen solle, und er freue sich, daß sich dieser
Gedanke immer mehr Bahn breche.
Prof. Max Kutschmann vertrat die Meinung,
daß „Bilder malen" für den Bedarf des Hauses,
Porträts, Landschaften usw. ein bürgerlicher
Beruf sei, genau so ehrlich, nützlich und not-
wendig wie jedes andere Handwerk. Und junge
Leute auf ihren Wunsch in diesem Beruf so
gut wie es nur immer denkbar ist, auszubilden,
sei ein durchaus berechtigtes Unterfangen.
Prof. Dr. Hermann Seeger, Kustos der Ber-
liner Kunsthochschule, wies auf die vielen
Künstler hin, die auf den Akademien ausgebildet
wurden, und deren Namen heute mit Ehren
genannt werden, und machte mit den Reformen
bekannt, die unter Prof. Arthur Kampfs Leitung
heute schon eingeführt seien.
Maler Wilhelm Tank.Vorsitzender des Reichs-
bundes der deutschen Kunsthochschüler, be-