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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Warstat, Willi: Künstlerische Kultur im Photographischen Kinderbildnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0109

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THEA

BERNSTEIN-
BERLIN.
» KINDER-
BILDNIS«

verliehen, hat die Grenzlinien der Flächen ver-

■ wischt und die Mitteltöne fast ganz aufgelöst.
Bei Bildnissen von solcher Ausdruckshaltung
kann Weichheit und Unscharfe ein Stilmittel

■ von unbedingter Notwendigkeit werden. Wir
finden die Unscharfe zu ähnlichem Zwecke auch
in dem„Mädchenkopf "von Henry Niestle-Dachau

■ verwandt. Allerdings strebt dieser Amateur
letzten Endes einer Beleuchtungswirkung zu.
Er betont das auf der Wange und im Haar
spielende Sonnenlicht, löst aber durch die
Weichheit in der Wiedergabe der Sonnenreflexe
derenHärte zu zarten Tönen und lichten Flecken

■ auf. Diese zarte Ton- und Fleckwirkung, in
welche die zackigen Umrißlinien der Blätter im

B rechten Vordergrund einige kräftigere Nuancen
bringen, gibt dem Bild seine Stimmung und
2 einen eigenartigen Wohlklang und Reiz.

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**!V. Juni 1921. 2

Der „Blonde Kopf" von Henry Buergel
Goodwin ist nicht so weich gehalten, denn es
ist seine Bestimmung, durch die Plastik der
länglich schmalen Kopfform und durch die edle
Ruhe seines Ovals sowie durch die schön ge-
schwungene Linie von Nacken und Schulter zu
wirken. Ein wenig Unschärfe mehr hätte diese
Wirkung zerstört. Auf den Bahnen Rembrandts
wandelt Erna Lendvai-Dircksen, wenn sie in
ihrem Mädchenhalbbildnis alles Licht auf das
Gesicht konzentriert und den übrigen Körper
sowie den Hintergrund in Schatten oder Halb-
schatten taucht. Das „betende Mädchen" von
Thea Bernstein wirkt durch die Eigenart des
Bildausschnittes, die Zartheit der Töne, sowie
durch die kräftige Lebhaftigkeit der Linienfüh-
rung, ihr Backfischchen durch die Feinheit in
der Modellierung des Kopfes und den kräftigen
 
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