Zur Kunsterörterung des Augenblicks.
ELISABETH
WILBRAND-
KÖLN RH.
» KINDER -
]!II.DNIS«
gumenten nicht fertig. Aber eine geringe Ver-
änderung im seelischen Klima bringt Föhne, in
deren Anhauch diese Argumente schmelzen wie
Eis. Sie werden gläsern, durchsichtig und lösen
sich, fast ohne intellektuelle Mitwirkung, auf
in Rauch und Dampf. Vor zehn Jahren laute,
glühende Begeisterung, übermütige Zukunfts-
hoffnung in der Kunst — heute eine spitalhafte
Resignation und vollkommene Absage — nein,
so nahe liegen im Strom der Entwicklung
begründetes Kraftgefühl und begründete
Verzweiflung gegenüber den wichtigsten Kultur-
fragen nicht beisammen.
Der Augenblick der Depression wird ver-
gehen. Die Kunst wird nicht, wie einige
Sprecher der Verneinung aus ihren gewiß sehr
ehrlichen Besorgnissen heraus gemeint haben,
zu einem belanglosen, kulturell unergiebigen
Spiel herabsinken. Sie macht eine schwere
Krise durch; und nicht sie allein, sondern auch
das Verhältnis des Volkes und der Werte zu
ihr, das ist wahr. Aber nichts berechtigt zu der
Annahme, die Kunst werde nicht auch in Zukunft
ihre wichtige Rolle in der Lebensdeutung des
Augenblicks, in der zeitlichen Formung ewiger
Dinge spielen. Wenn wir das Ende des Ex-
pressionismus erlebt haben: das Ende dieser
Depressionen werden wir ganz gewiß erleben,
in fünf, spätestens in zehn Jahren. Denn älter
als zehn Jahre pflegen solche bewegungsmäßigen
Be- oder Entgeisterungen nicht zu werden. Die
Natur wird ewig vor uns stehen mit tausend
offenen Toren, durch die wir, wenn auch nicht
zum Höchsten und Endgültigen der Form, so
doch zur herzkräftigen Materie der Welt
immer vordringen können. . . . Wilhelm michel.
ELISABETH
WILBRAND-
KÖLN RH.
» KINDER -
]!II.DNIS«
gumenten nicht fertig. Aber eine geringe Ver-
änderung im seelischen Klima bringt Föhne, in
deren Anhauch diese Argumente schmelzen wie
Eis. Sie werden gläsern, durchsichtig und lösen
sich, fast ohne intellektuelle Mitwirkung, auf
in Rauch und Dampf. Vor zehn Jahren laute,
glühende Begeisterung, übermütige Zukunfts-
hoffnung in der Kunst — heute eine spitalhafte
Resignation und vollkommene Absage — nein,
so nahe liegen im Strom der Entwicklung
begründetes Kraftgefühl und begründete
Verzweiflung gegenüber den wichtigsten Kultur-
fragen nicht beisammen.
Der Augenblick der Depression wird ver-
gehen. Die Kunst wird nicht, wie einige
Sprecher der Verneinung aus ihren gewiß sehr
ehrlichen Besorgnissen heraus gemeint haben,
zu einem belanglosen, kulturell unergiebigen
Spiel herabsinken. Sie macht eine schwere
Krise durch; und nicht sie allein, sondern auch
das Verhältnis des Volkes und der Werte zu
ihr, das ist wahr. Aber nichts berechtigt zu der
Annahme, die Kunst werde nicht auch in Zukunft
ihre wichtige Rolle in der Lebensdeutung des
Augenblicks, in der zeitlichen Formung ewiger
Dinge spielen. Wenn wir das Ende des Ex-
pressionismus erlebt haben: das Ende dieser
Depressionen werden wir ganz gewiß erleben,
in fünf, spätestens in zehn Jahren. Denn älter
als zehn Jahre pflegen solche bewegungsmäßigen
Be- oder Entgeisterungen nicht zu werden. Die
Natur wird ewig vor uns stehen mit tausend
offenen Toren, durch die wir, wenn auch nicht
zum Höchsten und Endgültigen der Form, so
doch zur herzkräftigen Materie der Welt
immer vordringen können. . . . Wilhelm michel.