Das Visionäre im Kunstwerk.
E. MAYER
FASSOLD.
»FRAUEN-
GRUPPE«
Natur, eine Symbolik, die nicht aus dem Leben
herauswächst, sondern selbständig und rebus-
artig neben das Leben oder gar an seine Stelle
tritt. Bei diesem Verfahren geht das eigentliche
Wesen des Visionären rettungslos verloren.
Wir sagten: das Visionäre kommt zustande bei
der Projektion des Sinnenwirklichen auf die
Ebene der subjektiv-künstlerischen Schauung.
Aber eben das ist das Wichtige: das Sinnen-
wirkliche wird auf diese Ebene projiziert.
Das Sinnenwirkliche ist ein durchaus unent-
behrlicher Faktor beim Zustandekommen der
künstlerischen Vision. Die ernste, sorgsame
und kraftvolle Auseinandersetzung mit der
Wirklichkeit ist das Erste, worauf es ankommt.
Eine künstlerische Vision, die diese Hauptbe-
dingung nicht erfüllt, muß schließlich in Leere
und Dürre, in flauer und flacher Ernstlosigkeit
enden. Im Gebiet des Dramas sind wir bis an
den Hals übersättigt von den nebelhaften, im
Zwielicht schwankenden Figuren, die aus irgend
einer Unweit stammen und keinen Erdstoff in
sich tragen. Vermummte, graue, weiße und
rote „Herren", wie sie dutzendfach die Perso-
nenverzeichnisse moderner Dramen bevölkern,
lassen uns nachgerade kalt. Sie sind ebenso
wertlos wie jene angeblich so sinnvollen, er-
regenden Linienschemata, in die moderne Maler
ihre Darstellungen spannen, im Vertrauen darauf,
daß die Linie an sich seelisch erschütternd wirke.
mm
im
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E. MAYER
FASSOLD.
»FRAUEN-
GRUPPE«
Natur, eine Symbolik, die nicht aus dem Leben
herauswächst, sondern selbständig und rebus-
artig neben das Leben oder gar an seine Stelle
tritt. Bei diesem Verfahren geht das eigentliche
Wesen des Visionären rettungslos verloren.
Wir sagten: das Visionäre kommt zustande bei
der Projektion des Sinnenwirklichen auf die
Ebene der subjektiv-künstlerischen Schauung.
Aber eben das ist das Wichtige: das Sinnen-
wirkliche wird auf diese Ebene projiziert.
Das Sinnenwirkliche ist ein durchaus unent-
behrlicher Faktor beim Zustandekommen der
künstlerischen Vision. Die ernste, sorgsame
und kraftvolle Auseinandersetzung mit der
Wirklichkeit ist das Erste, worauf es ankommt.
Eine künstlerische Vision, die diese Hauptbe-
dingung nicht erfüllt, muß schließlich in Leere
und Dürre, in flauer und flacher Ernstlosigkeit
enden. Im Gebiet des Dramas sind wir bis an
den Hals übersättigt von den nebelhaften, im
Zwielicht schwankenden Figuren, die aus irgend
einer Unweit stammen und keinen Erdstoff in
sich tragen. Vermummte, graue, weiße und
rote „Herren", wie sie dutzendfach die Perso-
nenverzeichnisse moderner Dramen bevölkern,
lassen uns nachgerade kalt. Sie sind ebenso
wertlos wie jene angeblich so sinnvollen, er-
regenden Linienschemata, in die moderne Maler
ihre Darstellungen spannen, im Vertrauen darauf,
daß die Linie an sich seelisch erschütternd wirke.
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