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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Ritter, Heinrich: Das Visionäre im Kunstwerk
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Karl Ernst Osthaus †
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0138

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Das Visionäre im Kunstwerk.

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Das fällt der Linie an sich aber gar nicht ein.
Es macht einen entscheidenden Unterschied,
ob ich das Kompositionsschema einer byzanti-
nischen Mosaik mit starren, wohlstudierten
Heiligengestalten fülle, oder mit oberflächlich
hingestrichenen Spargelstauden. Das heißt: das
Kompositionsschema wird nur dann bedeutend
und erregend, wenn es aus gewaltigen und über-
wältigten Lebensmassen hervorwächst.

Von dem visionären Gehalt eines Kunstwerks
können wir nur dann sprechen, wenn ihm eine
ernst genommene und mit Kraft erfaßte Wirk-
lichkeit zugrunde liegt. Außerhalb dieses Ernst-
nehmens gibt es vielleicht Symbolik, Phantastik
und belanglose Schwärmerei, aber keine wahre
künstlerische Vision. Die Natur steht vor uns,
einerlei ob wir Künstler, Architekten oder Dich-
ter sind, als der ewige, herzkräftige Stoff, der
unseren Schöpfungen allein Würde und Exi-
stenz geben kann. So wenig der schaffende
Gottesgeist, um die Ziele der Schöpfung zu er-
reichen, des derben, spröden Stoffes, der festen,
eindeutigen Gestalt entraten konnte, so wenig
ist die künstlerische Vision imstande, auf diese
ewigen Elemente zu verzichten. Heinrich ritter.

KARL ERNST OSTHAUS f. Ende März
verschied in Meran, 47 Jahre alt, der Be-
gründer des Hagener Folkwang-Museums Dr.
K. E. Osthaus. Sein Dasein war der Kunst ge-
weiht; auf vielen Gebieten hat er fruchtbare
Arbeit getan. Ein kluger Sammler war er. Gut
beraten, erkannte er frühzeitig künstlerische
Kräfte und Werke, denen die Anerkennung der
Zukunft bevorstand. Er wußte sie zu fördern
und zu gewinnen. So gelang es ihm, seine Vater-
stadtHagen zu einem Hauptort des neuen Kunst-
schaffens und der Kunstpropaganda zu machen.
Als Verfechter des Qualitätsgedankens war er ein
begeisterter Mitarbeiter des Deutschen Werk-
bundes. Seiner Arbeitskraft und Arbeitsfreu-
digkeit wurden bei dessen Ausstellungen um-
fassende Aufgaben zuteil. Unermüdlich war er
darauf bedacht, sein Wissen zu mehren, seine
Einsichten zu vertiefen. Fünfundvierzigjährig
errang er mit einer kunstwissenschaftlichen Ar-
beit seinen Doktor an der Universität Würzburg;
er war Dr. h. c. der technischen Hochschule
Aachen. Künstler und Kunstfreunde frauern um
einen Freund von seltener Treue; ein Mann ist
entschlafen, der vielen ein Führer war. ... st.

E. MAYER
FASSOLD-
MÜNCHEN.
 
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