PLAKETTE.
SILBERGUSS.
DIE KUNST - EIN SPIEL.
Die neuere Ästhetik hat wieder mehr als
bisher den Spielcharakter der Kunst in
den Vordergrund gestellt. Ein Spiel ist die
Kunst; nicht nur, insofern sie keine materiellen
Dienste tut und bloß Freude wirken will, son-
dern auch insofern sie hislorisch und psycho-
logisch den ewigen Spieltrieb des Menschen
zur Wurzel hat. Mancher mag von hier aus
schon darüber nachgedacht haben, wie sich
denn mit einer Sache, die Spiel sein soll, so viel
ernstes, verzweifeltes Ringen, so viel Leiden
und Sterben verbinden könne. Ein Blick auf
einen sommerlichen Spielplatz gibt die sehr an-
schauliche Lösung: auch ein Spiel kann nur ge-
trieben werden, wenn die Beteiligten es sehr
ernst nehmen. Spiel und Ernst schließen ein-
ander keineswegs aus. Kinder spielen mit
schwerem Ernst, denn jedes Spiel stellt Ziele,
und Ziele können nur mit vollem Einsatz von
Wollen und Kraft erreicht werden. Dasselbe
gilt auf denkerisch-philosophischem Gebiet. Es
gibt auch Philosophen, alte sowohl wie neue,
die im ganzen großen Weltverlauf ein göttliches
Spiel sehen, in der wir alle als Mitspieler ein-
gereiht sind. Neuerdings hat sich besonders
der Dadaismus diese Auffassung zu eigen ge-
macht und leitet aus ihr die Berechtigung ab,
die Welt, die Kunst, die Leiden und Verzweif-
lungen der Denker, die Wertbegriffe, die Be-
griffe von Sitte und Brauch nicht ernst zu neh-
men. Er glaubt einer tiefen religiös-philoso-
phischen Wahrheit gerecht zu werden, indem
er mit all diesen Dingen ein bald erheiterndes,
bald abstoßendes und läppisches Spiel treibt.
Aber gerade gegen das Spielwesen der Welt
begeht er damit eine schwere Sünde: Es gibt
für jedes Spiel Regeln und Gesetze und gerade
Spiel ist nicht möglich, wenn diese Gesetze nicht
eingehalten werden. Spiel, das nicht ernst ge-
nommen wird, ernst bis zu Opfern, ja bis zu
Leiden und Tod, ist läppischer Unsinn. Auch
als Mitspielende im Weltverlauf müssen wir
nicht nur das Spiel im ganzen, sondern auch
unsre besondere Rolle darin ernst nehmen.
Sonst haben wir keinen Anspruch auf das Mit-
tun. Nur in den Stunden des Aufschwungs ist es
dem Menschen erlaubt, ein Lächeln über Mühen
und Ängste des leidenschaftlichen Alltags zu
tragen. Aber dieses Lächeln, das zugleich gren-
zenloses Vertrauen auf die große gütige Welt-
vernunft in sich schließt, verträgt sich mit jenem
Ernstnehmen sehr gut. Es ist das Lächeln des
Sonntags, das den Druck der Arbeitstage ab-
schließt aber auch voraussetzt. . . willy frank.
SILBERGUSS.
DIE KUNST - EIN SPIEL.
Die neuere Ästhetik hat wieder mehr als
bisher den Spielcharakter der Kunst in
den Vordergrund gestellt. Ein Spiel ist die
Kunst; nicht nur, insofern sie keine materiellen
Dienste tut und bloß Freude wirken will, son-
dern auch insofern sie hislorisch und psycho-
logisch den ewigen Spieltrieb des Menschen
zur Wurzel hat. Mancher mag von hier aus
schon darüber nachgedacht haben, wie sich
denn mit einer Sache, die Spiel sein soll, so viel
ernstes, verzweifeltes Ringen, so viel Leiden
und Sterben verbinden könne. Ein Blick auf
einen sommerlichen Spielplatz gibt die sehr an-
schauliche Lösung: auch ein Spiel kann nur ge-
trieben werden, wenn die Beteiligten es sehr
ernst nehmen. Spiel und Ernst schließen ein-
ander keineswegs aus. Kinder spielen mit
schwerem Ernst, denn jedes Spiel stellt Ziele,
und Ziele können nur mit vollem Einsatz von
Wollen und Kraft erreicht werden. Dasselbe
gilt auf denkerisch-philosophischem Gebiet. Es
gibt auch Philosophen, alte sowohl wie neue,
die im ganzen großen Weltverlauf ein göttliches
Spiel sehen, in der wir alle als Mitspieler ein-
gereiht sind. Neuerdings hat sich besonders
der Dadaismus diese Auffassung zu eigen ge-
macht und leitet aus ihr die Berechtigung ab,
die Welt, die Kunst, die Leiden und Verzweif-
lungen der Denker, die Wertbegriffe, die Be-
griffe von Sitte und Brauch nicht ernst zu neh-
men. Er glaubt einer tiefen religiös-philoso-
phischen Wahrheit gerecht zu werden, indem
er mit all diesen Dingen ein bald erheiterndes,
bald abstoßendes und läppisches Spiel treibt.
Aber gerade gegen das Spielwesen der Welt
begeht er damit eine schwere Sünde: Es gibt
für jedes Spiel Regeln und Gesetze und gerade
Spiel ist nicht möglich, wenn diese Gesetze nicht
eingehalten werden. Spiel, das nicht ernst ge-
nommen wird, ernst bis zu Opfern, ja bis zu
Leiden und Tod, ist läppischer Unsinn. Auch
als Mitspielende im Weltverlauf müssen wir
nicht nur das Spiel im ganzen, sondern auch
unsre besondere Rolle darin ernst nehmen.
Sonst haben wir keinen Anspruch auf das Mit-
tun. Nur in den Stunden des Aufschwungs ist es
dem Menschen erlaubt, ein Lächeln über Mühen
und Ängste des leidenschaftlichen Alltags zu
tragen. Aber dieses Lächeln, das zugleich gren-
zenloses Vertrauen auf die große gütige Welt-
vernunft in sich schließt, verträgt sich mit jenem
Ernstnehmen sehr gut. Es ist das Lächeln des
Sonntags, das den Druck der Arbeitstage ab-
schließt aber auch voraussetzt. . . willy frank.