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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Wolters, Alfred: Reinhold Ewald
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0171

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REINHOLD EWALD.

VON ALFRED WOLTERS.

»Denn wahrhafttg steckt die Kunst in der Natur
Wer sie heraus kann reißen, der hat sie.« Dürer.

Wenn ich es unternehme, die Kunst Rein-
hold Ewalds zu deuten, obwohl mir der
Versuch, für seinen so eminent bildnerischen
Stil eine Wortdeutung zu finden, fast als Ver-
messenheit erscheint, so geschieht es aus Liebe
zu dieser Kunst und aus der Überzeugung, daß
in dem Gesamtbilde der so vielfältig verzweigten
künstlerischen Strebungen der Gegenwart ohne
die Kenntnis seines Schaffens eine Lücke klaffen
würde und, daß die zeitgenössische Malerei ge-
zwungen sein wird, sich mit seinen Problemen
irgendwie auseinanderzusetzen. — Ewalds
Kunst ist ein Kind unserer Zeit und als solches
der übrigen zeitgenössischen Malerei aufs innig-
ste verschwistert durch die prinzipielle Abkehr
vom Naturalismus, die Sehnsucht nach Verstär-
kung und Vertiefung des Ausdrucks, den Drang

zum großen Thema. Seine formalen Mittel aber
sind so persönlich und so andersgeartet als die
nachgerade gewohnten, vielfach schematisierten
und zum „Schulgut" gewordenen des „Expres-
sionismus", daß seine Kunst immer wieder
Verständnislosigkeit und Mißdeutungen ausge-
setzt ist. Zweck und Ziel meiner Darlegungen
soll es sein, die innere Notwendigkeit seines
eminent subjektiven Stils aus seinem beson-
deren Verhältnis zum Inhalt künstlerischen
Schaffens zu begreifen.

Über Ewalds Werdegang sei nur das Not-
wendigste gesagt. Er wurde 1890 in Hanau ge-
boren. Die erste handwerkliche Ausbildung er-
hielt er 1905 — 06 als Dekorationsmalerlehrimg
in seiner Vaterstadt. Ein einjähriger Unterricht
an der Hanauer Zeichenakademie schloß sich an;
von 1907—1911 war er Schüler der Berliner
Kunstgewerbeschule. Seit 1911 steht er auf

XXIV. Juli 1921. 1
 
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