VIKTOR LURJE-WIEN.
Ein Raum der Winterausstellung 1910—11
im Wiener Kunstgewerbe-Museum. Seine
Schöpfer waren die Architekten Dr. Josef
Frank, Hugo Gorge, Viktor Lurje und Professor
Dr. Oskar Strnad. Die Besonderheit des Rau-
mes lag in der herben Sachlichkeit seiner Bil-
dung und Einrichtung, im Hervorkehren der
konstruktiven Elemente. Was aber darinnen
an bildwerklichem Gehalt geboten war, stammte
von Viktor Lurje und gab sich in seltsamer
archaistischer Stilgebung kund.
Das seither verflossene Jahrzehnt hat die
schaffenstätige Wahlverwandtschaft der genann-
ten Künstler nicht getrübt, sondern vielmehr in
tief schürfender Arbeit zu sehr maßgebender
Klarheit heranreifen lassen. Während aber
Frank und Gorge vornehmlich den Aufgaben
des Haus- und Innenbaues zugewendet blieben,
Strnad auch die Gerätschaftstektonik und letzter
Jahre die szenische Kunst in seine Tätigkeit
einbezog, blieb Lurje mehr den bildenden Kün-
sten zugewandt aber immer im architektonischen
Geiste und im architektonischen Rahmen. Der
lebhafte Intellektualismus des Künstlers, wie
überhaupt der Gruppe drängte, sie zur tech-
nischen Forschertätigkeit nach den verschol-
lenen Werkgeheimnissen der Zeiten frühester
Kunstblüten, in denen die Erzeugnisse der
menschlichen Hand an Dauerhaftigkeit und un-
verwelklicher Frische mit den Schöpfungen der
Natur rivalisierten. Schon vor etwa 12 Jahren
gelangten Oskar Strnad und Viktor Lurje auch
an das Verfahren, vorgesehene Formen negativ
in Ton, Gips usw. zu schneiden und graben,
um das Positiv erst mit dem Abdruck oder Ab-
guß zu gewinnen. Die abgebildete Bronze-
kassette zeigt in ihren Reliefs die Stilreinheit
so gewonnener Formen, wie ihre Einfügsamkeit
in den architektonischen Komplex, bei gestei-
gerter Materialwirkung. Mit ausgebildetem Sinn
für den akzentuierenden Effekt der metallischen
Glanzlichter ist die nachfolgende vergoldete
Tonfigur gestaltet. Bei den Museumsbauten
Theodor Fischers in Essen und Karlsruhe fand
Lurje Gelegenheit zur Anwendung seines Stucco-
Verfahrens--Eine Berufung Lurjes nach Essen
Ein Raum der Winterausstellung 1910—11
im Wiener Kunstgewerbe-Museum. Seine
Schöpfer waren die Architekten Dr. Josef
Frank, Hugo Gorge, Viktor Lurje und Professor
Dr. Oskar Strnad. Die Besonderheit des Rau-
mes lag in der herben Sachlichkeit seiner Bil-
dung und Einrichtung, im Hervorkehren der
konstruktiven Elemente. Was aber darinnen
an bildwerklichem Gehalt geboten war, stammte
von Viktor Lurje und gab sich in seltsamer
archaistischer Stilgebung kund.
Das seither verflossene Jahrzehnt hat die
schaffenstätige Wahlverwandtschaft der genann-
ten Künstler nicht getrübt, sondern vielmehr in
tief schürfender Arbeit zu sehr maßgebender
Klarheit heranreifen lassen. Während aber
Frank und Gorge vornehmlich den Aufgaben
des Haus- und Innenbaues zugewendet blieben,
Strnad auch die Gerätschaftstektonik und letzter
Jahre die szenische Kunst in seine Tätigkeit
einbezog, blieb Lurje mehr den bildenden Kün-
sten zugewandt aber immer im architektonischen
Geiste und im architektonischen Rahmen. Der
lebhafte Intellektualismus des Künstlers, wie
überhaupt der Gruppe drängte, sie zur tech-
nischen Forschertätigkeit nach den verschol-
lenen Werkgeheimnissen der Zeiten frühester
Kunstblüten, in denen die Erzeugnisse der
menschlichen Hand an Dauerhaftigkeit und un-
verwelklicher Frische mit den Schöpfungen der
Natur rivalisierten. Schon vor etwa 12 Jahren
gelangten Oskar Strnad und Viktor Lurje auch
an das Verfahren, vorgesehene Formen negativ
in Ton, Gips usw. zu schneiden und graben,
um das Positiv erst mit dem Abdruck oder Ab-
guß zu gewinnen. Die abgebildete Bronze-
kassette zeigt in ihren Reliefs die Stilreinheit
so gewonnener Formen, wie ihre Einfügsamkeit
in den architektonischen Komplex, bei gestei-
gerter Materialwirkung. Mit ausgebildetem Sinn
für den akzentuierenden Effekt der metallischen
Glanzlichter ist die nachfolgende vergoldete
Tonfigur gestaltet. Bei den Museumsbauten
Theodor Fischers in Essen und Karlsruhe fand
Lurje Gelegenheit zur Anwendung seines Stucco-
Verfahrens--Eine Berufung Lurjes nach Essen