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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Osborn, Max: Porzellan-Arbeiten von Walter Buhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0266

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Porzellan-Arbeiten von Walter Buhe.

auch ungewöhnliche, die jedoch nie herausfor-
dernd wirken, sondern von kultiviertem Ge-
schmack abgestimmt sind.

Neben der Methode des Abziehbildes aber
fand Buhe noch eine zweite im Schwange: die
des Stahlstichs. Auf kleiner Platte wird das
Ornament eingeätzt, und nun kann man die
Abdrücke auf dünnem Papier ohne weiteres auf
die Porzellanfläche übertragen. Das System
bietet jeder anderen graphischen Übung gegen-
über den Vorteil, daß durch den doppelten
Abdruck das beabsichtigte Bild nicht im Gegen-
sinne der Metallätzung erscheint, sondern dieser
vollkommen gleicht, sodaß also beim Entwurf
eine Umstellung nicht berechnet zu werden
braucht. Den Graphiker Buhe, der mit großer
Überraschung dies Verfahren in der Porzellan-
branche kennen lernte, mußte es reizen, hier
einzugreifen. Die Anwendung, die er vorfand,
war eine mehr als bescheidene, durchaus hand-
werkliche. Aber es war klar, daß gerade hier
erhebliche Verbesserungen und künstlichere
Steigerungen möglich waren. Mit Feuereifer
ging er ans Werk und stellte eine ganze Reihe
von Metallplatten her, von deren Abdrücken

er wunderhübsche Verzierungen von Tassen
und Untertassen, Vasen, Schalen und Deckeln
gewann. Diese ganze Tassendekoration ist
durchaus graphisch empfunden und durchgeführt.
Sie hat Charakter und willnichts vortäuschen, was
sie nicht von Natur ist, und eben dadurch wirkt sie
so ehrlich und reizvoll. Zugleichbewies derKünst-
ler seinen handwerklichen Helfern in der Fabrik,
wie man durch Teilung der Einzelflächen schon
in der Organisation des Stahlstichs darauf hin-
arbeitenkann, daß die ganze Porzellanverzierung
einen einheitlichen Eindruck weckt. Auch Vasen
und kleine Deckelschalen sind auf diese Weise
geschmückt. Dabei wurde aus rasch gewonnener
Erfahrung berechnet, wie sich die Abdrücke um
Winkel und Kurven legen. Nur hie und da muß
schließlich die Handmalerei nachhelfen und kleine
Lücken füllen. — Durch das verständnisvolle
Zusammenarbeiten von Künstler und Kaufmann
sind auf solchem Wege Gegenstände geschaffen
worden, die überaus anheimelnd wirken, und
deren malerische Behandlung eben darum so
besonders anspricht, weil sie aus einem feinen
Gefühl für das Wesen des Materials und aus
einer ihm entsprechendenTechnik entstanden ist.

WALTER BUHE—BERLIN. »BEMALTES PORZELLAN«
AUSFÜHRUNG: SONNTAG & SÖHNE, GEIERSTHAL B. WALLENDORF (THÜRINGEN).
 
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