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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Michel, Wilhelm: Über Zeit, Kunst und Paul Thesing
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0288

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Über Zeit, Kunst und Paul Thesing.

PAUL THESING- DARMSTADT.

»DICHTER HANS SCHIEBELHUTH«

Artaval, Levi, Matisse, Archipenko u. a. gehör-
ten. Während des Kriegs war er in Spanien.
Er war in Ländern und Umgebungen, in denen
der Glaube an das Metier und an die Arbeit,
das Gefühl für Können und Überlieferung nicht
unter der „Gesinnung" ersäuft war. Sein Ehr-
geiz ist Malen, seine Gesinnung ist, das Hand-
werkszeug sauber zu halten, sein Glaube ist:
Natur, Quelle nicht vergeblicher Gestalt und
beziehungsreicher, sinnvoller Reize, unerschöpf-
liches ABC aller Verdeutlichung.

Wilhelm Hausenstein hat ein ausgezeichnetes
Buch über Paul Klee geschrieben, vollgesogen
mit aller Süße einer reifen Sprachkunst und
Erkenntnis. Er hat darin wiederholt, was schon

an andrer Stelle von ihm gesagt war: es gebe
keine „Natur" mehr, sie habe sich verflüchtigt
und zersetzt, sie sei zersprungen, weil unsere
innere Schöpferkraft, die letztlich unser Welt-
bild gestaltet, erlahmt ist. Ich glaube, daß
Hausenstein hier zu weit geht, obschon seine
Ausgangspunkte zweifellos richtig sind. Gewiß,
wir wohnen als Gesamtheit nicht mehr breit
und sicher im Schwellen und Fruchten der Natur.
Aber daß der Einzelne nicht seine Beziehungen
zur Natur rein halten könne, vermag ich nicht
zu glauben. Hausenstein wird das wohl auch
zugeben. Aber ich glaube auch, daß eine solche
Einzelleistung inmitten der kollektiven Er-
schlaffung werthaft, existent, bedeutungsvoll
 
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