Die Neue Pinakothek in München.
jüngeren Schleich malt weicher und flüssiger,
aber auch bewußter und gefälliger; und in Toni
Stadlers nervösen und sensiblen Stücken klingt
die Bewegung aus. Auf ihrruhen, von Menzel und
dem Leibikreis vorbereitet, die Impressionisten.
Neben diesem naturnahen Kreis und mit ihm
durch ein inniges Naturgefühl verbunden wird
eine andere, idealistische Strömung sichtbar:
die Nazarener. Den alten Josef Anton Koch, um
den sich in Rom die deutschen Maler sammelten,
mag man als ihren Ahnherrn bezeichnen —
von ihm aus gehen Wege zu Poussin und zur
heroischen Landschaft, aber auch zu den Hol-
ländern zurück; Rottmann, Overbeck, Was-
mann, Cornelius, Fohr, Pforr, Genelli, Heß, Neu-
reuther, die beiden Olivier, Führich, Schnorr
von Carolsfeld können als wichtigste Künstler
dieses Kreises gelten, der in die weichere Linie
der Rethel, Steinle, Schwind und Richter aus-
läuft und selbst mit der Kunst Feuerbachs und
Marees' noch mannigfach verknüpft erscheint.
Der Sinn dieser Bewegung ruht in einer höchst
intensiven Verschmelzung des Naturgefühls mit
romantischen und religiösen Ideen. Die Lage
ist eine ganz andere als in Frankreich, wo der
Klassizismus der Ingres und David vorwiegend
als künstlerische (und politische) Reaktion gegen
das Rokoko sich durchsetzt. Hinter der male-
rischen Fläche — und diese Künstler besaßen
eine höchst subtile malerische Kultur — steht
stets das organische und in der Linie sich orga-
nisierende Gerüst eines eindeutigen und bewußt
gefügten Weltbildes, das wie die gleichzeitige
romantische Dichtung der Novalis, Wackenroder,
Tieck, Eichendorff, Brentano zur Wiederbeleb-
ung des gotischen Mittelalters strebte. Einige der
Begabtesten unter ihnen sind früh gestorben.
Andere, wie Cornelius, scheiterten anmonumen-
talen Aufgaben. Aber in den sanften Farben
und innig geschwungenen Linien, in dem un-
wirklich schönen Bau ihrer Tafelbilder, in
den wunderlich schweifenden Phantasien ihrer
Zeichnungen haben sie ein reines und ergrei-
fendes Abbild ihrer Welt geschaffen. Die innere
Geschlossenheit dieses Kreises wird durch jene
Watzmann-Landschaft Richters offenbar, die
fünfzig Jahre nach Kochs Landschaften ge-
schaffen, für den Geist dieser Künstler zeugt.
jüngeren Schleich malt weicher und flüssiger,
aber auch bewußter und gefälliger; und in Toni
Stadlers nervösen und sensiblen Stücken klingt
die Bewegung aus. Auf ihrruhen, von Menzel und
dem Leibikreis vorbereitet, die Impressionisten.
Neben diesem naturnahen Kreis und mit ihm
durch ein inniges Naturgefühl verbunden wird
eine andere, idealistische Strömung sichtbar:
die Nazarener. Den alten Josef Anton Koch, um
den sich in Rom die deutschen Maler sammelten,
mag man als ihren Ahnherrn bezeichnen —
von ihm aus gehen Wege zu Poussin und zur
heroischen Landschaft, aber auch zu den Hol-
ländern zurück; Rottmann, Overbeck, Was-
mann, Cornelius, Fohr, Pforr, Genelli, Heß, Neu-
reuther, die beiden Olivier, Führich, Schnorr
von Carolsfeld können als wichtigste Künstler
dieses Kreises gelten, der in die weichere Linie
der Rethel, Steinle, Schwind und Richter aus-
läuft und selbst mit der Kunst Feuerbachs und
Marees' noch mannigfach verknüpft erscheint.
Der Sinn dieser Bewegung ruht in einer höchst
intensiven Verschmelzung des Naturgefühls mit
romantischen und religiösen Ideen. Die Lage
ist eine ganz andere als in Frankreich, wo der
Klassizismus der Ingres und David vorwiegend
als künstlerische (und politische) Reaktion gegen
das Rokoko sich durchsetzt. Hinter der male-
rischen Fläche — und diese Künstler besaßen
eine höchst subtile malerische Kultur — steht
stets das organische und in der Linie sich orga-
nisierende Gerüst eines eindeutigen und bewußt
gefügten Weltbildes, das wie die gleichzeitige
romantische Dichtung der Novalis, Wackenroder,
Tieck, Eichendorff, Brentano zur Wiederbeleb-
ung des gotischen Mittelalters strebte. Einige der
Begabtesten unter ihnen sind früh gestorben.
Andere, wie Cornelius, scheiterten anmonumen-
talen Aufgaben. Aber in den sanften Farben
und innig geschwungenen Linien, in dem un-
wirklich schönen Bau ihrer Tafelbilder, in
den wunderlich schweifenden Phantasien ihrer
Zeichnungen haben sie ein reines und ergrei-
fendes Abbild ihrer Welt geschaffen. Die innere
Geschlossenheit dieses Kreises wird durch jene
Watzmann-Landschaft Richters offenbar, die
fünfzig Jahre nach Kochs Landschaften ge-
schaffen, für den Geist dieser Künstler zeugt.