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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Rohde, Alfred: Textile Arbeiten in der Hamburger Kunstgewerbeschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0332

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Tcxtilc Arbeiten der Hamburger Kunstgcwerbeschule.

WERKSTATTEN PAUL HELMS • MARIA BRINCKMANN. »HANDWEBEREI«

er jede Beziehung zur französisch-
niederländischen Gobelin - Industrie,
die im übrigen ein typisches Bei-
spiel jener organischen Einheit ist,
die den Gedanken an einen Material-
stil nicht aufkommen läßt,. verwirft.
Die Begrenzung und Bescheidung
muß aus dem Werkstoff heraus er-
zeugt werden. Kette und Schuß
müssen daher die formalen Grund-
lagen der künstlerischen Wirkung
werden, die feste Verbindung der
Farbgrenzen wird als Verzahnung ein
ornamentaler Faktor und die Kette
bleibt im allgemeinen als Fransen wie
bei den orientalischen Teppichen be-
stehen ebenfalls aus dem Gedanken
des Materials heraus.

Helms konnte diese künstlerische
Auswertung des Materials bei perua-
nischen Webereien auch bei helleni-
stischen Webereien finden, er fand
sie bei den Bildteppischen jener nor-
wegischen Volksindustrie, die beson-
ders im 17. Jahrhundert, ohne Zweifel
ursprünglich an die Niederlande an-
knüpfend und auch mit den hol-
steinischen Erzeugnissen verwandt,
blühte, und deren Arbeiten Kirche
und Haus in Norwegen zierte. Die
steife, eckige Stilisierung, die durch
die gegebene rechtwinklige Kreuzung
der dicken Kett- und Schußfäden be-
dingt ist, wird zum volkskundlichen
Grundton dieser Bildteppiche. Helms
überträgt diese Wirkung auf die Ar-
beitsgemeinschaft der Brinckmann-
schen Werkstatt. Ein wundervoller
Wandbehang mit den 12 Tieren in
quadratischen Feldern ist in seinen
Einzelheiten eine starre Linienfüh-
rung von Kette und Schuß, die die
Stilisierung der Einzelwesen bedingt,
während der Hirsch auf dem Kissen-
bezug (Abb. S. 312) fast wie eine
Komposition auf den technisch so
wesentlichen Faktor der Verzahnung,
d. h. des abwechselnden Übersprin-
gens der einzelnen farbigen Schuß-
fäden über die begrenzenden Ketten,
wirkt. — In der Klöppelspitze (Abb.
S. 316—317) der Arbeitsgemeinschaft
Zschorsch sind technisch größere Frei-
heiten gegeben als am Webstuhl, aber
der Arbeitsgang ist bei beiden Gebie-
ten derselbe. Die Arbeit geschieht
aus dem Gedanken der Gemeinschaft
 
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