Textile Arbeiten der Hamburger Kunstgewerbeschule.
heraus, jenes demokratischen Prinzips, das die
höchste Ausbildung der Persönlichkeit verlangt,
aber das dann unerbittlich die Forderung stellt,
als Persönlichkeit unterzutauchen innerhalb der
Arbeitsgemeinschaft, d. h. innerhalb einer fest-
gesetzten Grenze das bestmögliche zu schaffen.
Das ist ein Verlangen, das jede hohe Kunst
gestellt hat, das hat aber auch ebensogut jede
echte Volkskunst — denken wir nur an die
vierländer Bauernkunst — erstrebt. Es klingt
uns heute nach dem Individualismus des aus-
gehenden 19. Jahrhunderts wie neu, aber daß
dieser Weg wieder beschritten wird berechtigt
uns zu großen Hoffnungen für die Zukunft.
Die Hamburger Kunstgewerbeschule macht
in dieser Hinsicht wie so manche andere Anstalt
einen Wandlungsprozeß durch. Die Arbeits-
gemeinschaften von Brinckmann, Zschorsch und
Helms sind auf diesem Gedanken aufgebaut, sie
sind schon miteinander verwachsen. Schüler
und Lehrer stehen nebeneinander, sie sind ge-
meinsam beteiligt an der Arbeit, es hat nicht
einer entworfen und einer ausgeführt, sondern
wer entworfen hat kann auch ausführen, denn
die vollkommene Beherrschung der Technik ist
die Grundbedingung für den Entwerfer. Aber
schon der Entwurf ist eine Gemeinschaftsarbeit,
in der das Mischen der Farben ein Anteil be-
deutet. Die Ausführung liegt in den Händen
mehrerer, der Einkauf des Materials wird ge-
meinsam besorgt, die Kalkulation mit Unkosten
und Arbeitszeit wird für den Verkauf der Ar-
beiten berechnet, so wird aus der künstlerischen
Arbeitsgemeinschaft daneben auch eine wirt-
schaftliche : die praktische Beziehung zu Aus-
stellungen — im eigenen Hause oder auswärts
— Beteiligung an Messen (Leipzig) wird ange-
knüpft. Es ist klar, daß dieser große Gemein-
schaftskomplex anregend und befruchtend wir-
ken muß. Manches ist noch erst in den An-
fängen, aber der Weg ist doch schon vorge-
schrieben, da er mit dazu beiträgt, die Kunst-
gewerbeschule über die wirtschaftlichen Nöte
unserer Zeit hinwegzuhelfen. . . alfred rohde.
werkstatt gertrut zschorsch. entwurf: klasse czeschka. »deckchen mit klöppelrand«
heraus, jenes demokratischen Prinzips, das die
höchste Ausbildung der Persönlichkeit verlangt,
aber das dann unerbittlich die Forderung stellt,
als Persönlichkeit unterzutauchen innerhalb der
Arbeitsgemeinschaft, d. h. innerhalb einer fest-
gesetzten Grenze das bestmögliche zu schaffen.
Das ist ein Verlangen, das jede hohe Kunst
gestellt hat, das hat aber auch ebensogut jede
echte Volkskunst — denken wir nur an die
vierländer Bauernkunst — erstrebt. Es klingt
uns heute nach dem Individualismus des aus-
gehenden 19. Jahrhunderts wie neu, aber daß
dieser Weg wieder beschritten wird berechtigt
uns zu großen Hoffnungen für die Zukunft.
Die Hamburger Kunstgewerbeschule macht
in dieser Hinsicht wie so manche andere Anstalt
einen Wandlungsprozeß durch. Die Arbeits-
gemeinschaften von Brinckmann, Zschorsch und
Helms sind auf diesem Gedanken aufgebaut, sie
sind schon miteinander verwachsen. Schüler
und Lehrer stehen nebeneinander, sie sind ge-
meinsam beteiligt an der Arbeit, es hat nicht
einer entworfen und einer ausgeführt, sondern
wer entworfen hat kann auch ausführen, denn
die vollkommene Beherrschung der Technik ist
die Grundbedingung für den Entwerfer. Aber
schon der Entwurf ist eine Gemeinschaftsarbeit,
in der das Mischen der Farben ein Anteil be-
deutet. Die Ausführung liegt in den Händen
mehrerer, der Einkauf des Materials wird ge-
meinsam besorgt, die Kalkulation mit Unkosten
und Arbeitszeit wird für den Verkauf der Ar-
beiten berechnet, so wird aus der künstlerischen
Arbeitsgemeinschaft daneben auch eine wirt-
schaftliche : die praktische Beziehung zu Aus-
stellungen — im eigenen Hause oder auswärts
— Beteiligung an Messen (Leipzig) wird ange-
knüpft. Es ist klar, daß dieser große Gemein-
schaftskomplex anregend und befruchtend wir-
ken muß. Manches ist noch erst in den An-
fängen, aber der Weg ist doch schon vorge-
schrieben, da er mit dazu beiträgt, die Kunst-
gewerbeschule über die wirtschaftlichen Nöte
unserer Zeit hinwegzuhelfen. . . alfred rohde.
werkstatt gertrut zschorsch. entwurf: klasse czeschka. »deckchen mit klöppelrand«